27.04.2015 09:17 Uhr

Doping: Kommission vor Zusammenbruch

Aufarbeitung der Dopingvergangenheit droht zu scheitern
Aufarbeitung der Dopingvergangenheit droht zu scheitern

Die Aufarbeitung der Dopingvergangenheit der Universität Freiburg droht grandios zu scheitern. Am Montagmorgen kündigte Heinz Schöch, seit 2011 Mitglied der zuständigen Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin, in einem offenen Brief seinen Rücktritt an und kritisierte die Kommissionsvorsitzende Letizia Paoli scharf - die internen Querelen unter den Doping-Experten scheinen noch schwerwiegender zu sein als bislang bekannt.

"Es ist für mich als Kommissionsmitglied nicht mehr zu verantworten, über die Verschleppung der Kommissionsarbeit durch Frau Paoli den Mantel des Schweigens auszubreiten", schrieb Schöch und berichtete von "weitgehender Arbeitsunfähigkeit der Evaluierungskommission". Paoli tue "nichts dafür", dass die bisherigen "Erkenntnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden", schrieb Schöch.

Er habe "angesichts der intransparenten und teilweise konzeptionslosen Kommissionsleitung ebenfalls schon seit längerem an einen Rücktritt gedacht", schrieb der Universitätsprofessor: "Ich wollte jedoch nichts unversucht lassen, um die bisherigen Arbeiten zum wissenschaftlichen und politischen Umfeld der Dopingproblematik abzuschließen, damit sie der Universität Freiburg und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Um dieses Ziel zu erreichen, habe ich sogar kommissionsinterne ehrverletzende Diffamierungen durch Frau Paoli in Kauf genommen, die ich im normalen Leben wahrscheinlich als üble Nachrede und Beleidigung zur Anzeige gebracht hätte."

Klare Parteinahme für Singler

Zudem stellte sich Schöch klar auf die Seite von Andreas Singler, der mit einer Vorab-Veröffentlichung einiger vermeintlicher Ergebnisse einen Doping-Skandal im Radsport und Fußball mehr als nur angedeutet hatte. Nach einer Sitzung der Kommission am vergangenen Donnerstag hatte auch Singler seinen Rücktritt angekündigt.

Singler hatte geschrieben, dass in den "späten 1970er und frühen 1980er Jahren" beim VfB Stuttgart "im größeren Umfang" und "wenn auch nur punktuell nachweisbar" auch beim damaligen Zweitligisten SC Freiburg Anabolika-Doping vorgenommen worden sei. Im Radsport sei es zu systematischem Doping gekommen, Schlüsselfigur in allen Fällen war der frühere Freiburger Mediziner Dr. Armin Klümper. Paoli hatte die Vorgehensweise ihres Kollegen stark kritisiert.

sid