22.11.2015 13:36 Uhr

Kriselndes Real: "Urteil über Benitez gefällt"

Benitez gerät immer mehr unter Druck
Benitez gerät immer mehr unter Druck

Die einen fordern die Entlassung von Trainer Rafael Benitez, die anderen den Rücktritt des Vereinspräsidenten Florentino Perez: Das 0:4-Debakel von Real Madrid im Clásico gegen den FC Barcelona hat die Fans der Königlichen in Aufruhr versetzt und den spanischen Rekordmeister in eine schwere Krise gestürzt. "Das Urteil über Benitez ist gefällt", meinte das Sportblatt "Marca" am Sonntag.

"Die Frage ist nur, ob der Trainer jetzt bald oder erst zum Ende der Saison entlassen wird", schrieb die "Marca" weiter. Als möglicher Nachfolger ist der frühere Weltklassespieler Zinedine Zidane im Gespräch, der derzeit das B-Team von Real trainiert.

Dabei hatte Benitez, dem bisher eine übertriebene Defensivtaktik vorgehalten worden war, im Clásico genau das getan, was von ihm verlangt wurde: Er bot in Ronaldo, Gareth Bale, Karim Benzema und James Rodriguez vier Angreifer auf, wurde aber für den "Verrat" am eigenen Konzept hart bestraft.

Nach einer Bilderbuch-Kombination über 40 Stationen, an der alle Barca-Feldspieler beteiligt waren, brachte Luis Suárez die Katalanen schon nach zehn Minuten in Führung. Neymar (38.) erhöhte auf 2:0, Suárez (73.) setzte nach dem Iniesta-Tor mit seinem zweiten Treffer den Schlusspunkt.

Pfiffe für Real-Stars, Ovationen für Iniesta

Die Zuschauer im Bernabeu-Stadion pfiffen die Real-Stars um Cristiano Ronaldo aus, aber bedachten Andres Iniesta, den Kapitän des Gegners, mit Ovationen. Der Barca-Regisseur hatte nach einem Fersler von Neymar in der 53. Minute einen spektakulären Treffer zum 3:0 erzielt, der zugleich eine Vorentscheidung bedeutete. "Iniesta gehört zum Weltkulturerbe", lobte Trainer Luis Enrique den Schützen.

Zuletzt hatte es vor zehn Jahren im Bernabéu Beifall für einen Spieler des Erzrivalen gegeben. Der Applaus galt damals dem Brasilianer Ronaldinho, der Barça zu einem 3:0-Sieg geführt hatte. In jener Partie im November 2005 bestritt Lionel Messi mit 18 Jahren seinen ersten Clásico. Der Argentinier feierte nun am Samstagabend nach einer knapp zweimonatigen Verletzungspause sein Comeback. Er stand in seinem 31. Clásico allerdings noch nicht wieder in der Startelf, sondern wurde in der 56. Minute eingewechselt, als das Spiel praktisch entschieden war.

Wut über Trainer und Präsident

Die Real-Anhänger empfanden die 0:4-Blamage ihrer Elf als eine tiefe Demütigung. Ihre Wut richtete sich nicht nur gegen Trainer Benitez, sondern auch gegen den Clubchef. Mit Sprechchören "Florentino dimision" verlangten sie den Rücktritt des Real-Präsidenten. Um die Rufe zu übertönen, ließ Real nach dem Abpfiff über die Lautsprecheranlage die Vereinshymne abspielen.

Luka Modric, einer der Besten im Real-Team, ging mit seinen Teamkameraden hart ins Gericht. "Wir haben nicht als Mannschaft gespielt, und das war nicht das erste Mal", beklagte der Kroate. Benitez, der zu Saisonbeginn den entlassenen Carlo Ancelotti abgelöst hatte, räumte Fehler ein, sah sich aber nicht als Alleinschuldigen. "Wir wollten Barça in der eigenen Hälfte unter Druck setzen, aber das haben die Spieler nicht immer getan."

Mehr dazu:
>> Barcelona demütigt Real im Clásico
>> Ergebnisse und Tabelle Primera División

apa