28.07.2016 13:50 Uhr

Liga im Konsumententest: Salzburg Sieger

Bei RB Salzburg wird laut VKI-Test die beste Qualität geboten
Bei RB Salzburg wird laut VKI-Test die beste Qualität geboten

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat die österreichische Bundesliga erstmals einem Test unterzogen. Das Ergebnis wurde am Donnerstag vorgestellt. Es ist besser als erwartet und die 20 Vereine besser als ihr Ruf. RB Salzburg ist dabei auch abseits des Sportlichen meisterlich. Dennoch wurde reichlich Bedarf an Verbesserungen geortet.

Mit der Untersuchung der Konsumentenfreundlichkeit der beiden obersten österreichischen Spielklassen hat der VKI "Neuland" betreten, wie Projektleiter Walter Hager bei der Präsentation der Testergebnisse feststellte. Nicht einmal die Stiftung Warentest, das deutsche Gegenstück zum Verband für Konsumenteninformation, hatte sich in der Vergangenheit des Themas angenommen. "Und die testen sonst alles", so Hager.

Im Frühjahr 2016 wurde demnach Pionierarbeit geleistet. Die Klubs wurden anhand über 200 Kriterien getestet. Dabei wurde das Stadionerlebnis aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, die in acht Gruppen unterteilt wurden: Homepage/Social Media, Gastronomie, Anreise, Vor-Ort-Analyse, VIP-Bereich, Familie und Kinder, Barrierefreiheit sowie Gästesektor. Ziel ist nun die Bundesligisten in jeder Saison diesem Test zu unterziehen und so Vergleichswerte zu schaffen.

Zumal das Testergebnis bereits wieder überholt ist. Rapid hat mittlerweile das Ernst-Happel-Stadion verlassen und die neue Heimstätte in Hütteldorf bezogen. Das Allianz Stadion wird "nachgetestet", wurde seitens des VKI versprochen. Seit Saisonstart neu im Prater heimisch ist indes die Austria, deren Ergebnisse sich noch auf die nunmehr zur Hälfte abgerissene Generali Arena beziehen. Ebenso wurden beim SCR Altach bereits bauliche Maßnahmen in die Wege geleitet. Mittelfristig soll auch der Blick in eventuell vergleichbare Ligen, etwa der Schweizer Super League, gewagt werden.

Getestet wurde in zwei Zweierteams. In der August-Ausgabe des "Konsument", wo das Ergebnis nachzulesen ist, werden die Experten als ehemalige Fußballer und Fußballmanager identifiziert. Besucht wurde jeder Verein jeweils ein Mal und zwar angekündigt. Ein unangekündigter Re-Check der Testeindrücke wäre für künftige Untersuchungen sicher wünschenswert.

Salzburg das Maß aller Dinge

Erster Testsieger ist RB Salzburg. Der Ligakrösus wurde in allen Teilbereichen mit "sehr gut" beurteilt. Platz zwei geht etwas überraschend an Aufsteiger SKN St. Pölten. Der Dritte Sturm Graz erhielt ebenfalls die Gesamtnote "sehr gut". Rapid verpasste im Happel-Stadion die Bestnote. Alles andere als "sehr gut" im neuen Stadion würde Projektleiter Hager allerdings überraschen.

Neben Rapid fallen auch Wacker Innsbruck, Ried, Austria und Grödig in die Kategorie "gut", jeweils sechs Vereine sind "durchschnittlich" oder "weniger zufriedenstellend". Mattersburg, Wiener Neustadt, Austria Salzburg, Kapfenberger SV, Admira Wacker und der FAC bilden somit das untere Ende der Tabelle. Immerhin, kein Klub wurde als "nicht zufriedenstellend" eingestuft. Eine Kluft zwischen Bundesliga und Erster Liga ließe sich laut VKI nicht verleugnen.

Gesund oder krank - wie steht es also um die Bundesliga?

Bundesliga-Vorstand Reinhard Herovits verglich den Test mit einem "Gesundheitscheck". Die Beurteilung von außen ermögliche eine bessere, fundierte Gesprächsbasis. Mit Schlagwörtern wie "Universum Fußball", der "Vision 2020" und dem angepeilten Zuschauerschnitt von 10.000 Fans pro Spiel verfolgt die Liga ohnehin ehrgeizige Ziele. Zuletzt standen Investitionen in die Infrastruktur im Fokus. Aber wie lautet nun die Diagnose?

"Es ist nicht alles so schlecht, wie es oft gemacht wird", stellte Chef-Tester Walter Hager fest. "Die öffentliche Meinung über die beiden Ligen ist schlechter. Aber die Vereine bemühen sich." Demnach leidet die Bundesliga an einem Imageproblem. Daher gilt es nicht nur mit den Vereinen die Testergebnisse zu analysieren, sondern auch die eigene Öffentlichkeitsarbeit nachzujustieren.

Wie wichtig ist das Budget?

Ein weiteres Fazit des Konsumenten-Checks lautet, dass die "finanzielle Potenz eines Vereins nicht immer entscheidend in puncto Servicequalität und Fanfreundlichkeit" ist. Obwohl die Testtabelle mit Ligakrösus Salzburg sowie einigen Großklubs an der Spitze und kleineren, finanziell vergleichsweise am Limit gehenden Vereinen als Schlusslichter dies nahelegt.

"Da würde ich differenzieren", meinte Ligavorstand Herovits, "Servicequalität oder wie schnell ich auf ein Mail reagiere, liegt nicht am Budget. Wie ich am Markt auftrete, das ist vom Verhalten und vom Bewusstsein abhängig." Infrastrukturell spielen die Finanzen dagegen eine umso größere Rolle. Eigentumsverhältnisse und Rückhalt innerhalb der Kommunen machen ebenfalls einen Unterschied. 

Laut Walter Hager hätten einige Nachzügler in Teilbereichen überaus gut abgeschnitten: "Die Gastronomie reißt Mattersburg raus." Für Lustenau, mit seinem bereits zu Bundesliga-Zeiten prototypisch etablierten Austria-Dorf, ist die Gastronomie sogar ein Eckpfeiler des Budgets. Was gut und weniger gut funktioniere hätte sich durch den Test vor allem anhand eines Sachverhalts gezeigt: Was Vereine selber machen funktioniert besser.

Mehrere Mangelpunkte

Kritisiert wurde vom Verein für Konsumenteninformation die teils schlechte Betreuung der Vereins-Homepages bei grundlegenden Dingen. "Wenn ich keine Informationen über die Anreise darauf habe, dann will ich eigentlich nicht, dass Leute kommen", so Hager.

Auch ein Online-Shop, bei dem man schlussendlich ein Dress per Telefon bestellen muss, verdiene diesen Namen nicht. Aufzuholen gilt es mancherorts auch im Bereich soziale Medien. Diese nur unregelmäßig oder gar in Monats-Abständen zu betreuen sei kontraproduktiv.

Verbesserungsbedarf wird vom VKI bei der Infrastruktur vor allem in puncto Sauberkeit insbesondere der Sanitäranlagen geortet. Etwa im Gästesektor von Austria Salzburg gab es statt einer Damentoilette nur einen Verweis auf das Männer-Klosett. "Viel Luft nach oben", gibt es bei den Gästesektoren, die als "unwürdige Käfige" beanstandet wurden. "Warum sie nicht gut serviciert werden, ist mir ein Rätsel", ärgerte sich Hager.

Während Barrierefreiheit weitgehend gewährleistet ist und hier "nur" zum Teil Verbesserungen angeregt werden, wurde beim Thema "Familie/Kinder großer Aufholbedarf festgestellt. RB Salzburg und St. Pölten sind hier Vorreiter. Ein genereller Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten ("mehr als zwei, drei Kindern das Gesicht anmalen") erscheint den Testern sinnvoll.

VKI regt Rauchverbot an

Im Zusammenhang mit dem Thema Kinder- und Familienfreundlichkeit gibt es seitens des VKI einen mutigen Vorschlag: "Österreichs Stadien sollten hundertprozentig rauchfrei sein." Dies würde befragte Kinder am meisten stören.

Liga-Vorstand Herovits, selbst Raucher, zeigte sich aufgeschlossen, aber realistisch. "In der Fankurve das umzusetzen wird schwierig. In Familiensektoren sollte es aber eine Selbstverständlichkeit sein, dass man dort nicht raucht", so Herovits. Die Bundesliga werde eine Anpassung der Richtlinien prüfen.

Mehr dazu:
>> Datensalat: Das kostet die Bundesliga 2016/2017 

Sebastian Kelterer