01.09.2016 19:46 Uhr

Hitzfeld vs. Pep: FCB unter Ancelotti "freier"

Ottmar Hitzfeld übt Kritik an Pep Guardiola
Ottmar Hitzfeld übt Kritik an Pep Guardiola

Ex-Tainer Ottmar Hitzfeld hat sich begeistert von den "neuen" Bayern unter Coach Carlo Ancelotti gezeigt und gleichzeitig recht unverhohlene Kritik an dessen Vorgänger Pep Guardiola geäußert.

"Guardiolas Ziel war es, den Gegner total zu beherrschen, ihn wie auf dem Schachbrett auszuspielen. Nun wird viel variabler, vertikaler gespielt", sagte Hitzfeld gegenüber der "Sport Bild" und ergänzte: "Ancelotti gestattet auch den Risiko-Pass, die Spieler dürfen ihre individuellen Qualitäten einsetzen, sie fühlen sich freier. Das konnte man schon gegen Bremen schon erkennen. Es war für mich keine Überraschung, dass die Spieler unbeschwerter aufgespielt haben als unter Guardiola."

Nach Meinung des früheren Übungsleiters der Münchner kommt der neue Stil des Rekordmeisters auch den Zuschauern entgegen. "Für die Fans war das Spiel unter Guardiola teilweise etwas ermüdend. Das Spiel ist für die Anhänger nun attraktiver geworden, schöner anzusehen", erklärte Hitzfeld.

Negativ beurteilt der 67-Jährige auch das Verhalten Guardiolas während der Spiele an der Seitenlinie. "Guardiolas wildes Coaching war für mich eher dafür da, um die eigene Nervosität zu verarbeiten. Ancelotti bleibt an der Seitenlinie immer ruhig, er ist souverän und ein echtes Vorbild", so Hitzfeld.

Ancelotti der Trainer für große Spiele

Auch zur vermeintlich dünnen Personaldecke der Bayern äußerte sich der zweifache Champions-League-Sieger-Trainer. "Mit der Kadergröße macht Ancelotti alles richtig, das passt zu seiner Philosophie. Wären noch ein, zwei Stars zusätzlich gekommen, hätte es mehr persönliche Enttäuschungen für die einzelnen Spieler gegeben", erklärte Hitzfeld. Das hätte nicht zu Ancelotti gepasst, der ein "menschlicher Trainer" sei und engen Kontakt mit allen Spielern suche.

Diese Philosophie könnte nach Ansicht des früheren Erfolgscoaches in den großen Spielen der Königsklasse den Ausschlag pro Bayern geben. "Vielleicht kommt es dann doch mehr darauf an, dass sich die Spieler für den Trainer und den Verein zerreißen, als dass jeder Spielzug, jeder Laufweg einstudiert ist. Die Spieler sind motivierter, wenn sie Freiheiten haben", sagte Hitzfeld.