01.09.2017 08:36 Uhr

Gerland nennt Ziele der Bayern-Jugendarbeit

Hermann Gerland war zu Gast beim
Hermann Gerland war zu Gast beim "Taktik Talk"

Bayern Münchens Hermann Gerland, eine Koryphäe als Jugendtrainer, ist nach seiner Zeit als Asssistent in der Profimannschaft der neue Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Beim "Taktik Talk" im Dortmunder Fußballmuseum sprach der "Tiger" über seinen neuen Job, den unterschätzten Philipp Lahm und Talente für Borussia Dortmund.

Gerland zeigte sich begeistert von den Bedingungen des Nachwuchsleistungszentrums. "Die sind exzellent, einfach überragend. Ich konnte es kaum glauben, als ich das alles gesehen habe: die Plätze, die Funktionsräume, dazu die besten Ärzte, Physiotherapeuten, Masseure, Trainer, Co-Trainer, Betreuer, Pädagogen und Psychologen. Unvorstellbar", erklärte der 63-Jährige. "Da rennen 1000 Leute rum. Wir hatten zu meiner Zeit beim VfL Bochum nur einen Zeugwart und einen Busfahrer."

Das NLZ soll den Bayern helfen, Jugendspieler für die eigene Profimannschaft auszubilden. Die letzten Spieler, denen der Sprung gelang, waren vor Jahren Thomas Müller und David Alaba. "Wir wollen wieder möglichst jedes Jahr ein, zwei Spieler hervorbringen, die es in unsere erste Mannschaft schaffen. Und wenn es für Bayern nicht reicht, dann vielleicht für Dortmund oder Schalke", sagte Gerland und fügte lachend an: "Und einen für den VfL Bochum."

Man wolle Talente für die Bundesliga und für Deutschland ausbilden. "Die Zeit wird zeigen, was wir aus den exzellenten Bedingungen machen. Und wenn unsere Trainer nicht gut genug sind, werde ich sie austauschen. Auch kein Problem!"

Jugendspieler nicht verhätscheln

Die Ausbildung von Jugendspielern werde immer besser. Die Youngster seien technisch und taktisch stärker als früher. Man müsse aber aufpassen, dass man sie nicht zu sehr verhätschele, meinte Hermann.

"Neulich rief mich ein Freund von unterwegs an: 'Hier im Fünf-Sterne-Hotel ist eine Jugendmannschaft. Ist das jetzt normal?' Da habe er zu Jochen Sauer, dem zweiten NLZ-Boss, gesagt: "Das gibt es bei uns nicht! Drei Sterne, ein sauberes Bett, gutes Essen, das reicht!"

Beim "Taktik Talk" sprach Gerland aber nicht nur über die Zukunft. Interessant fanden die rund 100 Gäste auch Anekdoten aus der Gerland'schen Talentschmiede. Der "Tiger" wehrte sich jedoch gegen die vielen Lorbeeren. "Ich bin nicht der Entdecker von Philipp Lahm. Der war einfach da. Ich war aber der, der sein großes Talent gesehen hat. Ich habe Lahm damals überall angepriesen wie Sauerbier. Keiner hat geglaubt, dass er es schafft."

Sogar seine Ehefrau sei skeptisch gewesen, erzählte Gerland, der von Lahm jedoch stets überzeugt gewesen sei. Er habe gesagt: "Wenn das kein guter Spieler wird, werde ich Wasserball- oder Volleyballtrainer. Dann hat Lahm alles gewonnen, eine Weltkarriere gemacht. Er war einer der besten deutschen Spieler aller Zeiten."