20.09.2017 09:01 Uhr

Philipp beim BVB: Reus-Ersatz spielt sich frei

Maximilian Philipp wechselte im Sommer aus Freiburg zum BVB
Maximilian Philipp wechselte im Sommer aus Freiburg zum BVB

Als Ersatz für den verletzten Marco Reus holte Borussia Dortmund vor der Saison Maximilian Philipp für 20 Millionen Euro vom SC Freiburg. Pünktlich zur englischen Woche in der Bundesliga, die der BVB mit der Partie beim Hamburger SV am Mittwoch (ab 20:30 Uhr) fortsetzt, kommt der U21-Europameister ins Rollen. Offen ist allerdings Philipps Perspektive, wenn Reus 2018 wieder fit ist.

Den Torjubel verpatzte Maximilian Philipp. Soeben hatte der Blondschopf im Ligaspiel gegen den 1. FC Köln den Ball nach nicht einmal 120 Sekunden per Kopf in den Maschen versenkt.

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Beim Jubellauf an der Torauslinie entlang in Richtung Vorlagengeber Andrey Yarmolenko stolperte der 1,84-Meter-Mann über die eigenen Füße. Der Ukrainer musste dem Torschützen auf dem Boden liegend gratulieren.

"Bester Jubel aller Zeiten, Kumpel", scherzte der verletzte Teamkollege Marc Bartra bei Twitter.

Philipp ließ sich von der peinlichen Einlage nicht verunsichern. In der 69. Minute erzielte er mit einem herrlichen Lupfer seinen zweiten Treffer zum 5:0-Endstand für den BVB.

Doppelpack für Philipp "ganz okay"

Auch ansonsten lieferte Philipp beim Kantersieg gegen den Europapokalteilnehmer aus der Domstadt ein starkes Spiel ab, sein mit Abstand bestes im Dortmunder Dress.

"Es war ganz okay", kommentierte der Offensivakteur augenzwinkernd seine Top-Leistung und ergänzte. "Mit zwei Toren kann man nicht so viel falsch gemacht haben. Natürlich gibt es noch Dinge, die ich verbessern muss. Aber heute bin ich erst einmal zufrieden."

Skepsis angesichts der Ablösesumme

In seinen fünf Spielen für den BVB zuvor hatte Philipp zwar ordentliche Ansätze gezeigt. Alles in allem agierte der Neuzugang aber eher glücklos. Ein Treffer wollte ihm nicht gelingen.

Ausgerechnet vor dem Tor wirkte der eigentlich so abschlussstarke Angreifer gehemmt. Bezeichnend eine Situation aus dem Heimspiel gegen Hertha BSC, als Philipp in der fünften Spielminute in aussichtsreicher Position am Elferpunkt ein Luftloch trat.

Der gebürtige Berliner schien die skeptischen Stimmen im Umfeld des BVB zu bestätigten. Zu teuer, zu unbekannt, zu unerfahren – Euphorie löste der Philipp-Transfer rund um den Signal Iduna Park nicht aus. Als Reus-Ersatz hätten viele Experten einen namhafteren Zugang erwartet.

"Der BVB hat so viel Geld, dass man 20 Millionen Euro für Maximilian Philipp vom SC Freiburg gibt. Für Maximilian Philipp! Wenn du in der Schweiz auf die Straße gehst und nachfragst, kennt kaum jemand diesen Namen", ätzte Martin Schmidt, früherer Mainz-Coach und seit Montag neuer Trainer des VfL Wolfsburg, im "Blick".

Bosz auf Anhieb begeistert von Philipp

Teamintern erarbeitete sich Philipp nach seiner Rückkehr von der U21-Europameisterschaft dagegen auf Anhieb ein gutes Standing. Seine Lernbegierde und -fähigkeit überzeugten Trainer Peter Bosz vom sechsteuersten Einkauf der Vereinsgeschichte.

"Seine Entwicklung ist gut", lobte Bosz Philipp vor dem Duell mit dessen Ex-Klub Freiburg Anfang September. Der Rechtsfuß sei "wichtig für die Mannschaft".

Nur im Champions-League-Spiel bei Tottenham Hotspur (1:3) ließ Bosz Philipp über 90 Minuten auf der Bank schmoren. Gegen Köln gab der wieder von Beginn an aufgestellte Profi die perfekte Antwort.

Reus-Rückkehr beeinflusst Philipps Perspektive

Kurzfristig dürften sich Philipps Aussichten auf Einsatzminuten nicht verschlechtern. Mit Christian Pulisic und Andrey Yarmolenko ist die Konkurrenz auf den Offensivflügeln aktuell zwar qualitativ hochklassig, aber quantitativ überschaubar. Gegenüber dem gerade erst von einer Verletzung genesenen André Schürrle hat Philipp die Nase inzwischen klar vorn.

Philipps mittelfristige Perspektive beim BVB wird stark davon abhängen, wann und wie Marco Reus nach seiner Kreuzband-OP zurückkehrt. Offizielle Angaben zur genauen Ausfallzeit des Nationalspielers gibt es nicht.

Kurz vor oder kurz nach dem Jahreswechsel dürfte der Reus wieder ins Training einsteigen. Wann der 28-Jährige seine volle Leistungsfähigkeit erlangt, ist offen.

Flexibilität als Pluspunkt

Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen allerdings, dass der leidgeprüfte Superstar keine allzu große Anlaufzeit benötigt. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass der Platzhirsch seine angestammte Position auf der linken Außenbahn schon zum Rückrundenstart Mitte Januar wieder einfordert.

Für Philipp wird es bis dahin darum gehen, weitere Pluspunkte bei Bosz zu sammeln – am besten mit Auftritten wie gegen Köln. Dann könnte dem Ex-Freiburger auch seine Flexibilität zugutekommen. Denn Philipp kann nicht nur links, sondern auch rechts und als hängende Spitze in der Zentrale zum Einsatz kommen.

Tobias Knoop