02.10.2017 11:24 Uhr

Schwere Vorwürfe gegen Ancelotti

Carlo Ancelotti wurde vom FC Bayern entlassen
Carlo Ancelotti wurde vom FC Bayern entlassen

Nach dem Aus von Trainer Carlo Ancelotti beim FC Bayern München kommen immer neue Details über die Hintergründe für die Entlassung ans Licht.

In seiner Montagsausgabe veröffentlichte der "kicker" Gründe für die vermeintliche Meuterei der Bayern-Stars und die ausbleibenden Ergebnisse.

Schon nach der 0:3-Schlappe gegen Paris Saint-Germain verriet Präsident Uli Hoeneß, dass sich fünf Führungsspieler gegen Ancelotti gestellt hätten. Dazu gehörten laut "kicker" Franck Ribéry, Jérôme Boateng und Thomas Müller. 

Als Gründe für die Wut der Spieler werden vor allem die Personalentscheidungen Ancelottis genannt. Müller, der noch während der Asienreise im Sommer als Kapitän gesetzt war, wurde in den wichtigen Spielen im Jahr 2017 nicht in die Startelf berufen. Daraufhin rätselte der Stürmer öffentlich, ob seine Qualitäten nicht mehr gefragt seien.

Als größter und erster Widersacher Ancelottis galt Ribéry. Auch der Franzose beklagte mangelnde Einsatzzeiten in wichtigen Partien. Zum Eklat kam es nachdem Ancelotti den Flügelspieler in der Champions League gegen RSC Anderlecht ausgewechselt und Ribéry sein Trikot in Richtung Ersatzbank geworfen hatte. Auch beim jüngsten Champions-Legue-Duell mit PSG wurde der 34-Jährige nicht eingesetzt, obwohl er 40 Freunden und Familienmitgliedern Tickets gekauft hatte.

Personalentscheidungen beim Abendessen?

Boateng schmorte in der französischen Hauptstadt sogar auf der Tribüne. Zwar hatte Ancelotti mit ihm nach "kicker"-Informationen abgesprochen, dass er nicht von Beginn spielen würde, von einer Nichtnominierung sei aber nicht die Rede gewesen. Im Frühjahr soll Boateng sogar über einen vorzeitigen Abschied nachgedacht haben.

Für besonderes Unverständnis sorgte im Rahmen des Paris-Debakels, dass Ancelotti im Vorfeld der Partie zwar erstmals eine umfangreiche Videoanalyse angeordnet habe, dann aber nicht die anhand der Sequenzen instruierten, sondern andere Spieler auf den Platz geschickt hatte.

Zudem soll ein weiteres Thema den Ärger angefacht haben. In Mannschaftskreisen soll eine Vorliebe Ancelottis für die spanischsprachige Fraktion im Bayern-Kader moniert worden sein. Angeblich machten sogar Mutmaßungen die Runde, dass italienisch-spanische Essen die Aufstellung beeinflusst hätten. Das würde erklären, warum Thiago Ribéry, Javi Martínez Boateng und James Müller vorgezogen worden sind.

Intensiveres Training in der D-Jugend?

Doch damit nicht genug. Der "kicker" listet weitere Streitthemen auf. So habe Ancelotti das von den Spielern initiierte Zusatztraining verboten. Den Führungsspielern um Arjen Robben erschien dies notwendig, da sich der auch in der Kabine rauchende Fitnesstrainer Giovanni Mauri gelegentlich mit einem dreiminütigen Aufwärmtraining begnügt hatte. Robben ließ sich deshalb zu der Aussage hinreißen, dass sein Sohn in der D-Jugend in Grünewald intensiver trainiert werde als die Profis des Deutschen Rekordmeisters.

Auch die jungen Profis wie Joshua Kimmich und Kingsley Coman fühlten sich unter der sportlichen Leitung des Italieners zu wenig gefördert.

Taktik? Kommunikation?

Sauer aufgestoßen war den Bayern-Verantwortlichen auch Ancelottis lapidare Halbzeit-Anweisung beim unentschieden gegen Wolfsburg. "Ihr müsst mehr aufpassen" hatte er seinen Spielern mit auf den Weg gegeben. Vor taktischen Eingriffen habe sich der Coach generell gedrückt.

Im Großen und Ganzen, schlussfolgert der "kicker", sei Ancelotti, der eigentlich als großer Kommunikator gilt, möglicherweise erschwert durch die Sprachbarriere an der Kommunikation mit einigen Mannschaftsteilen gescheitert