09.12.2017 10:13 Uhr

"Grenzwertig": VfB-Coach Wolf kontert Scholl

Kann der Kritik von Ex-Nationalspieler Mehmet Scholl nichts abgewinnen: Stuttgart-Coach Hannes Wolf
Kann der Kritik von Ex-Nationalspieler Mehmet Scholl nichts abgewinnen: Stuttgart-Coach Hannes Wolf

Die Aussagen von Ex-Nationalspieler Mehmet Scholl über die Arbeit junger Bundesliga-Trainer hat hohe Wellen geschlagen. Trainer Hannes Wolf hat mit Unverständnis auf die heftige Kritik reagiert. Auch Bayern-Coach Jupp Heynckes äußerte sich.

"Ich mag ihn eigentlich sehr, vor allem seine Kreativität. Aber dass er sich jetzt moralisch über die Trainer stellt, die keine Profikarriere hatten, finde ich grenzwertig", sagte der VfB-Coach Wolf nach dem 0:2 gegen Bayer Leverkusen.

Scholl hatte zuvor im "Bayerischen Rundfunk" die heutige Trainergeneration scharf attackiert und auch Wolf persönlich angesprochen. "Die Tedescos, die Wolfs - sie sprießen aus dem Boden und der deutsche Fußball wird sein blaues Wunder erleben", meinte der 47-Jährige.

Diese Systemtrainer seien nicht mehr an den Menschen interessiert und würden vor allem im Jugendtraining Schäden anrichten. "Die Kinder dürfen sich nicht mehr im Dribbling probieren", sagte Scholl. "Stattdessen können sie 18 Systeme rückwärts laufen und furzen."

Auch VfB-Sportvorstand Michael Reschke regte sich daraufhin über Scholl auf. "Ich hoffe, er weiß selber, dass es absolute Grütze ist, die er da erzählt hat", sagte der Manager. Auch DFB-Chefausbilder Frank Wormuth fand in der "Bild" deutliche Worte: "Inhaltlich entbehren diese Aussagen jeglicher Grundlage. Ich sehe nur einen Hilferuf eines Enttäuschten."

Heynckes springt Kollegen zur Seite

Auch Bayern Münchens Trainer Jupp Heynckes ergriff Partei für Wolf, Tedesco und Co. "Man sollte jungen Trainern eine Chance geben und auch Fehler zugestehen", auch wenn dies in der heutigen Zeit "wahnsinnig schwierig" sei, etwa bei Schalke 04.

Er sei selbst erst 34 Jahre alt gewesen, als er ins Trainergeschäft eingestiegen sei, merkte Heynckes an. Deshalb sehe er das mit dem Alter "nicht so dramatisch", wichtig sei vielmehr, "dass man einen klaren Plan hat, dass man einer Mannschaft Struktur gibt, dass man weiß, wie das Ganze funktioniert". Tedesco etwa mache das bei Schalke "gut", er verhalte sich unter anderem "unaufgeregt an der Seitenlinie, das gefällt mir".

Mehmet Scholl legt nach

Scholl dagegen behauptet, die Folgen der von ihm bemängelten Entwicklung seien doch schon zu erkennen. Von der "Bild" auf seine Äußerungen angesprochen, legte er nach: "Was wir jetzt in den Europapokalspielen erlebt haben, ist erst der Anfang. Wir fahren gegen die Wand."

Oben werde künftig nur noch eine "weichgespülte Masse ankommen, die erfolgreich sein, aber niemals das Große gewinnen wird". Scholl hatte letztmals 2013 selbst als Trainer gearbeitet - bei der 2. Mannschaft des FC Bayern.