13.04.2018 14:16 Uhr

Schalke vs. BVB: Zwei Schaltzentralen in der Krise

Vor dem Revierderby: Schaltzentralen von Schalke 04 und BVB in der Krise
Vor dem Revierderby: Schaltzentralen von Schalke 04 und BVB in der Krise

Vor dem Revierderby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund am Sonntag sind sowohl Leon Goretzka und Max Meyer bei den Königsblauen als auch die BVB-Stars Mario Götze und Julian Weigl außer Form. weltfussball.de erklärt die Krise der etatmäßigen Schaltzentralen und ihre Bedeutung für das Duell der Erzrivalen.

Die Situation bei Borussia Dortmund:

Mario Götze traf es besonders hart. Der Weltmeister saß beim 3:0-Sieg des BVB gegen den VfB Stuttgart 90 Minuten auf der Bank. Nicht einmal als Joker brauchte Trainer Peter Stöger den 25-Jährigen, wechselte in der Schlussphase der Partie stattdessen die Youngster Jadon Sancho (18) und Sergio Gómez (17) ein.

Auch auf Julian Weigl setzte der Österreicher beim Duell mit den formstarken Schwaben nicht. Der Sechser sei "unter der Woche einen Tag mit Grippe" ausgefallen, erläuterte Stöger nach dem Spiel. Götze hingegen war fit. Seine Nichtberücksichtigung erklärte der Coach nicht.

Beide Nationalspieler sind beim BVB längst nicht (mehr) gesetzt. Götze geriet nach insgesamt guter Hinrunde in den letzten Wochen ins Abseits. Die Negativentwicklung gipfelte in der öffentlichen Kritik Stögers nach dem blamablen 0:0 im Achtelfinal-Rückspiel der Europa League bei RB Salzburg.

Weigl, bereits unter Peter Bosz eins der größten Dortmunder Sorgenkinder, verzeichnete bei Stögers Amtsantritt im Dezember einen leichten Aufwärtstrend, konnte diesen im neuen Jahr aber nicht bestätigen.

Die Kohlen im Mittelfeld des BVB müssen nun andere aus dem Feuer holen. Mahmoud Dahoud mauserte sich zuletzt zur Konstante in der Zentrale. Der U21-Europameister ist nach einem halben Jahr Anlaufzeit endlich in Dortmund angekommen, glänzt als Antreiber und bekam zuletzt auch seine große Schwäche, das Zweikampfverhalten, besser in den Griff.

Gegen Stuttgart setzte zudem Nuri Sahin ein Ausrufezeichen. Der Routinier, den manches Medium zuvor bereits auf der ominösen Streichliste der Borussia wähnte, zog von hinten heraus die Fäden. Der türkische Ex-Nationalspieler bereitete zudem das immens wichtige 2:0 durch Michy Batshuayi vor.

Derby-Experte Shinji Kagawa ist zwar wieder im Lauftraining, dürfte nach rund zweimonatiger Ausfallzeit wegen einer Sprunggelenkverletzung für Sonntag jedoch kein Thema sein.

Die Situation bei Schalke 04:

Er wolle "Schalke 04 wieder in die Champions League zurückführen und am 19. Mai in Berlin den DFB Pokal gewinnen", schrieb Leon Goretzka wenige Stunden nach Bekanntgabe seines Wechsel zu Bayern München Mitte Januar bei Facebook. In seinen letzten Rückrunde im königsblauen Trikot werde er sich "zerreißen", kündigte der 23-Jährige an.

Knapp drei Monate später steht das Statement Goretzkas in einem zwiespältigen Licht. Zwar ist der Einsatzwille dem WM-Kandidaten nicht abzusprechen. Als Führungsspieler des Tabellenzweiten taugt er derzeit allerdings nur bedingt. In der Rückrunde spielt Goretzka, der schon im ersten Saisonhalbjahr selten seine Top-Form abrufen konnte, bestenfalls durchschnittlich. Auch mental scheint Goretzka momentan nicht in der Lage zu sein, vorneweg zu marschieren.

Sein einzig gutes Spiel machte der gebürtige Bochumer ausgerechnet bei der knappen 1:2-Niederlage in München, wo er den Treffer von Franco Di Santo vorbereitete - eine von nur drei Torbeteiligungen des Confed-Cup-Siegers im Kalenderjahr 2018.

Auch Max Meyer hinkt den Ansprüchen weit hinterher. Der 22-Jährige wurde in der Hinrunde von Trainer Domenico Tedesco vom kriselnden Zehner zum formidablen Sechser umfunktioniert - und galt aufgrund seiner Entwicklung als einer der königsblauen Hoffnungsträger für eine erfolgreiche Rückrunde.

Unverzichtbar ist Meyer allerdings längst nicht mehr. In Mainz und gegen Freiburg kam das Eigengewächs gar nicht zum Einsatz. Bei der bitteren 2:3-Pleite am letzten Wochenende in Hamburg wurde der Youngster nach schwacher Vorstellung zur Pause ausgewechselt. Offenbar belastet seine ungeklärte persönliche Zukunft Meyer, dessen Vertrag in Gelsenkirchen im Sommer ausläuft.

Daran, dass Schalke in der Rückrundentabelle hinter Bayern und dem BVB immerhin Tabellenplatz drei belegt, haben beide Mittelfeld-Stars wenig Anteil. Größte Trumpfkarte der Königsblauen ist ihre starke Defensive. Während Goretzka trotz seiner blassen Auftritte zuletzt immer noch gesetzt ist, spürt Meyer den Atem von Weston McKennie im Nacken. Der US-Boy gab gegen den HSV nach überstandener Muskelverletzung sein Comeback. Mit seiner Zweikampfstärke ist der 19-Jährige eine ernsthafte Option fürs Derby.

Die Bedeutung für das Revierderby:

Den BVB trifft die Schwächephase seiner zentralen Achse auf dem Papier härter. Die Stöger-Truppe lebt aktuell vor allem von Individualleistungen, gerade ein formstarker Götze würde den Schwarzgelben als zusätzliche Option für die Offensive gut zu Gesicht stehen.

Ob der junge Dahoud in seinem ersten Revierderby dem Druck standhält, muss sich zudem erst noch erweisen. Im Hinspiel stand der Deutsch-Syrer nicht im Kader.

Aus Schalker Sicht ruhen die Hoffnungen in erster Linie darauf, dass Tedescos starkes System funktioniert und die Formschwäche einzelner Akteure abfängt. Das funktionierte in den letzten Wochen überwiegend hervorragend.

Leidenschaftlich kämpfende und auch spielerisch durchaus gefällige Hamburger brachten die Schalker allerdings an ihre Grenzen. Plötzlich griff auch das so bewährte Defensivkonzept Tedescos nicht mehr.

Mit dem BVB gastiert nun die zweitbeste Offensive der Liga in der Veltins-Arena. 57 Treffer gelangen den Dortmundern schon in der laufenden Saison, 12 mehr als Schalke.

Tobias Knoop