21.08.2023 13:30 Uhr

Emre Can sät erste Zweifel beim BVB

Emre Can ist neuer Kapitän des BVB
Emre Can ist neuer Kapitän des BVB

Nach einer überragenden Rückrunde wurde Emre Can bei Borussia Dortmund zum neuen Kapitän befördert. Mit seinem Auftritt beim Bundesliga-Auftakt gegen den 1. FC Köln sät der BVB-Profi selbst erste Zweifel an dieser Entscheidung.

Noch nicht einmal eine Stunde war beim Bundesliga-Auftakt gegen den 1. FC Köln auf der Uhr, da hatte Borussia Dortmunds Trainer Edin Terzic genug gesehen.

Gleich für zwei vermeintliche Leistungsträger des BVB war der Arbeitstag beim Stand von 0:0 bereits beendet: neben Angreifer Sébastien Haller auch für Kapitän Emre Can.

Eigentlich sollte der 29 Jahre alte Nationalspieler im defensiven Mittelfeldzentrum das BVB-Spiel ordnen. Das Duell mit den unter Steffen Baumgart gewohnt intensiv agierenden Kölnern schien wie gemacht für den physisch starken Can.

Auf den Platz bekam er seine Qualitäten diesmal aber nicht.

BVB: Edin Terzic übt Kritik - und meint auch Emre Can

Seine Mannschaft habe den "Sechserraum", also die Zone vor der Abwehrreihe, "viel zu selten gut besetzt, um daraus den Aufbau fortzusetzen", kritisierte Terzic nach der Partie, ohne Can explizit zu nennen.

Dass Felix Nmecha für Can ins Team beordert wurde, Marcel Sabitzers Rolle auf der Acht übernahm und dieser anstelle von Can eine Position weiter nach hinten rückte, war aber ein klares Zeichen der Unzufriedenheit des BVB-Coaches.

Deutlich besser wurde das Dortmunder Spiel ohne Can zwar nicht. Immerhin gelang Donyell Malen aber in der 88. Minute noch der späte Siegtreffer für die Gastgeber - den übrigens ausgerechnet Nmecha vorbereitete.

Das ist Emre Cans neuer "Maßstab" beim BVB

Der schwache Auftritt des neue Kapitäns dürfte einige Can-Skeptiker im Umfeld des BVB wieder auf den Plan rufen. Zu sehr erinnerte er an die äußerst überschaubaren Darbietungen in seinen ersten drei Jahren im schwarz-gelben Trikot.

Zu dieser Zeit stand Can intern wie extern in der Kritik. Lange galt er beim BVB gar als Verkaufskandidat.

Die Wende leitete er im vergangenen Winter selbst ein - dank schonungsloser Selbstkritik. "Ich habe über Dinge gemeckert, die ich nicht ändern kann. Ich habe immer auf andere gezeigt und gesagt: 'Okay, ich bin nicht daran schuld.' Aber so ist es nicht im Fußball", schilderte Can. Er habe sich dann zu sich selbst gesagt: "'Emre, egal was ist, du machst dein Ding, du gibst Gas auf dem Platz und du bist fit im Kopf und körperlich.'"

Die Belohnung war im Juli die Verlängerung seines 2024 auslaufenden Vertrags bis 2026 - und das Kapitänsamt, nachdem Marco Reus die Binde aus freien Stücken abgegeben hatte.

Die Leistungen im ersten Halbjahr 2023 müssten der "Maßstab" sein, erklärte Can damals - eine Zielmarke, die er gegen Köln und mit Abstrichen auch schon in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den Regionalligist TSV Schott Mainz (6:1) nicht erreichte.

Weitere BVB-Profis noch nicht in Form

Zur Wahrheit gehört aber auch: Andere BVB-Leistungsträger haben in der noch jungen neuen Saison ebenfalls noch reichlich Luft nach oben. Auch Haller, Reus oder Sabitzer enttäuschten gegen Köln.

Positiv zu vermerken ist zudem: Seine selbstkritische Haltung hat Can allem Anschein nach verinnerlicht.

"Ich habe viele Fehler gemacht und bin zu Recht ausgewechselt worden", gab der gebürtige Frankfurter nach dem Köln-Spiel bei "Sky" unumwunden zu.

Tobias Knoop