02.06.2019 11:33 Uhr

"Geschenk für den Fußball": Infantino stärkt seine Macht

Gianni Infantino wird am Mittwoch seine zweite Amtszeit antreten
Gianni Infantino wird am Mittwoch seine zweite Amtszeit antreten

Ungeachtet der Kritik wird Gianni Infantino am Mittwoch in seine zweite Amtszeit als FIFA-Präsident gewählt werden. Der Schweizer hat den Weltverband endgültig in ein Wirtschaftsunternehmen transformiert.

Die Woche, auf die Gianni Infantino so lange hingearbeitet hat, beginnt nahe des Triumphbogens. Im mondänen Hotel Salomon de Rothschild in Paris, wo einst ein Staatspräsident erschossen wurde, stimmt sich der FIFA-Boss auf seine ungefährdete Wiederwahl ein. Widerstand hat der Schweizer nicht zu erwarten - weder in der Council-Sitzung am Montag (ab 15:00 Uhr) noch beim Kongress des Fußball-Weltverbands am Mittwoch. Dafür hat er gesorgt.

"Gianni ist ein Geschenk für den Fußball", sagte der nigerianische Verbandspräsident Amaju Pinnick stellvertretend für die vielen Wähler des 49-Jährigen, deren Organisationen mit FIFA-Millionen umschmeichelt werden, in der "ARD-Sportschau": "Wir müssen ihm alle den Rücken stärken und sicherstellen, dass seine Visionen wahr werden."

Infantinos Vision - das war bei dessen Wahl zum Nachfolger des gestürzten Langzeitherrschers Joseph S. Blatter vor knapp dreieinhalb Jahren pathetisch verpackt, den "Fußball zurück zur FIFA und die FIFA zurück zum Fußball" zu bringen. Inzwischen ist klar, dass es Infantino vor allem darum geht, so viel Geld wie möglich zur FIFA zu bringen. Koste es, was es wolle.

Der Schweizer hat den Weltverband endgültig in ein Wirtschaftsunternehmen transformiert, er agiert eher wie ein allmächtiger "CEO" als wie ein Präsident, der laut den Statuten gar nicht so mächtig sein darf. In der FIFA-Zentrale in Zürich wurden etliche Mitarbeiter entlassen und ausgetauscht. Auch seiner "Aufpasser" aus den formal unabhängigen Gremien, darunter etwa der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert, hat sich Infantino längst entledigt.

Kritiker sind laut Infantino Verhinderer

Die "Amigo-Affäre" in der Schweiz, in der es im Kern um dubios anmutende Treffen mit dem Bundesanwalt Michael Lauber geht, arrangiert von Infantinos als Staatsanwalt arbeitendem Jugendfreund Rinaldo Arnold, hat für den FIFA-Präsidenten bislang keine Folgen. Eher wirft sie ein schlechtes Licht auf die Strafverfolgung der Schweizer, die seit Jahren im FIFA-Komplex ermitteln.

Infantino selbst, ehemals Generalsekretär der Europäischen Fußball-Union, kann die Kritik, die vor allem aus eben jener Konföderation kommt, ohnehin nicht nachvollziehen. Dass vor allem die UEFA-Delegierten im Council das dubiose 25-Milliarden-Angebot (bislang) abgeschmettert haben, kommentierte er so: "Im Fußball, bei der FIFA präsentiert man etwas Neues, und einige rümpfen die Nasen und sagen, das kann nicht sein, das ist irgendetwas Schlimmes." Die Kritiker also seien Verhinderer.

Infantinos zweites großes Projekt, die Aufstockung der WM 2022 in Katar auf 48 Mannschaften, die eigentlich beim Kongress beschlossen werden sollte, wurde dagegen von der Politik blockiert.

Infantino um Annäherung in Deutschland bemüht

Zu verhärtet sind die Fronten am Persischen Golf - mit Katar will keiner der direkten Nachbarn kooperieren, um das Mega-Event auszurichten. Als das Scheitern der Idee nicht mehr zu verhindern war, strich die FIFA frühzeitig den entsprechenden Punkt von der Tagesordnung des Kongresses. Nichts soll Infantinos Triumphzug in Paris schmälern.

Der Deutsche Fußball-Bund war schon vor der Reise in die Stadt der Liebe um Annäherung bemüht. Infantino weilte zuletzt beim DFB-Pokalfinale in Berlin, wo auch Gespräche mit der derzeitigen DFB-Spitze stattfanden. Ob der größte Verband innerhalb der FIFA Infantino gemeinsam mit anderen Europäern einen "Denkzettel" verpasst und sich am Mittwoch enthält, ist deshalb fraglicher denn je.

Wiedergewählt wird Infantino, dem sich kein Gegenkandidat stellt, ohnehin - für die große Mehrheit ist er schließlich "ein Geschenk".