25.03.2025 13:31 Uhr

Tuchels England-Start lässt Luft nach oben

Thomas Tuchel startet mit zwei Siegen in seine Titel-Mission mit England
Thomas Tuchel startet mit zwei Siegen in seine Titel-Mission mit England

Was stand der englische Verband in der Kritik, als er ausgerechnet die Verpflichtung eines deutschen Trainers für die Nationalmannschaft bekanntgab. Thomas Tuchel also soll die stolze Fußball-Nation zurück auf den WM-Thron führen. Eine erste Duftmarke hat der ehemalige Coach des FC Bayern bereits gesetzt - in positiver wie in negativer Hinsicht.

Schon vor seinem Debüt als Cheftrainer der Three Lions rückte Thomas Tuchel wieder ins Rampenlicht. Öffentlich zerlegte er seinen Vorgänger Gareth Southgate für dessen Angsthasen-Fußball, der zwar nicht allzu schön anzuschauen war, die englische Nationalmannschaft jedoch in zwei EM- und ein WM-Finale führte. Nur die Krönung blieb aus.

Seine Aussagen kamen nicht gut an. "Das gehört sich nicht", fand beispielweise RTL-Experte Lothar Matthäus und zog gleich Parallelen zu Tuchels Zeit beim FC Bayern. Schon als Münchner Cheftrainer lieferte Tuchel regelmäßig negativ Schlagzeilen mit Aussagen in Interviews und auf Pressekonferenzen. Kaum zurück an der Seitenlinie, legt er wieder los, so der Tenor bei vielen Experten.

Mit seiner Generalkritik hat der ehemalige BVB-Trainer die Messlatte noch einmal deutlich nach oben geschraubt. Dem Deutschen bleiben nur rund 16 Monate, seiner vor Stars triefenden Mannschaft ein Spielkonzept an die Hand zu geben, das nicht nur schöner, sondern auch erfolgreicher ist, als der Southgate-Fußball. Daran muss und wird er sich nun messen lassen.

Thomas Tuchel kann "viel Positives mitnehmen"

Mit dem 2:0-Sieg gegen Albanien und dem 3:0-Erfolg über Fußball-Zwerg Lettland ist ein erster Schritt gemacht. Tuchel zeigte sich nach dem zweiten Sieg im zweiten Spiel "sehr zufrieden, dennoch gebe es "noch Raum für Verbesserungen". Für die kommenden Aufgaben werde er "viel Positives mitnehmen". Harry Kane schwärmte, der 51-Jährige habe "Leidenschaft" reingebracht.


Die Highlights zum England-Sieg gegen Lettland im Video:


Vorweg: Partien in der WM-Qualifikation sind kein Gradmesser, sie müssen jedoch erst einmal souverän bewältigt werden. Das gelang der englischen Nationalmannschaft zweimal solide, gegen tiefstehende Gegner tat man sich zwar nicht unbedingt leicht, wirkliche Zweifel an einem positiven Endergebnis und einem erfolgreichen Tuchel-Start kamen in Wembley aber nie auf.

Was Tuchel mit seiner neuen Mannschaft vor hat, wurde in den ersten 180 Minuten als England-Trainer schon deutlich. Ausnahmekönner wie Jude Bellingham ließ der Fußballehrer von der Leine, sie hatten deutlich mehr Freiräume als noch unter Southgate. Gerade offensiv waren die Three Lions so deutlich weniger ausrechenbar und agiler.

Die kurzen Ballbesitzphasen der limitierten Gäste aus Lettland und Albanien sollten schnellstmöglich unterbunden werden. Schon am gegnerischen Strafraum setzte die Angriffsreihe den ballführenden Spieler unter Druck. Die daraus resultierenden langen Bälle landeten zuverlässig auf dem Fuß oder dem Kopf eines englischen Verteidigers. 

Legende gibt Thomas Tuchel eine 3+

Offensiv blieb das Spektakel trotz der deutlichen Überlegenheit noch aus. Oft waren es Einzelaktionen der Superstars, die zum Erfolg oder zu Torgefahr führten. Klar ist: Tuchel wird Zeit brauchen, um seine Vorstellungen in einer Mannschaft zu implementieren, die in den vergangenen Jahren insbesondere defensiv gedacht hat.

Dass ihm das gelingen kann, deutete sich bereits an. Die Skepsis der Engländer hat er allerdings noch nicht restlos beseitigen können. "Wenn dies ein Schulzeugnis wäre, würde man ihm eine 3+ geben", urteilte TV-Experte Roy Keane bei "ITV" und legte nach: "Ich glaube, dass wir noch viel mehr von ihm erwarten können. Ich denke, die beiden Spiele waren auf dem Papier sehr einfach."

Der United-Legende zufolge gibt es "eine Menge Dinge, die man verbessern kann". Die nächste Gelegenheit dafür bietet sich Tuchel Anfang Juni in der WM-Quali gegen Andorra und im Testspiel gegen Senegal. Gerade offensiv wird dann eine Steigerung nötig sein, um die jüngste entfachte Start-Euphorie nicht schnell wieder verfliegen zu lassen.