03.04.2014 15:01 Uhr

Pleitegeier im Mestalla: Quo vadis Valencia?

Valencia will über den Europa-League-Titel nach Europa
Valencia will über den Europa-League-Titel nach Europa

Über viele Jahre war Valencia die dritte Kraft im spanischen Fußball. Jetzt steht der chronisch klamme Verein zum Verkauf. Asiatische und arabische Investoren sollen bereits Angebote abgegeben haben. Quo vadis Valencia?

Die Uhr tickt! Notarin Ana Julia Roselló vergewissert sich in ihrem Büro in der Calle Jorge Juan im Zentrum von Valencia noch einmal, dass niemand mehr die Treppen hinaufkommt. Dann ordnet sie sieben Umschläge, legt diese in eine Mappe und verlässt ihren Schreibtisch. Die Frist für ein verbindliches Angebot zum Kauf des Valencia Club de Fútbol ist soeben abgelaufen.

Am 1. April 2014 um 16:00 Uhr endete die erste Phase des Verkaufsprozesses des spanischen Traditionsvereins. Den hatte die Großbank Bankia, der Hauptaktionär von Valencia, im Dezember 2013 in die Wege geleitet, nachdem sie von Vereinsseite keine nachhaltige Lösung für für den Schuldenabbau präsentiert bekommen hatte.

Erstligist mit internationaler Erfahrung "günstig" abzugeben

Die Zahlen sind erschreckend: 275 Millionen Euro Schulden drücken den Verein. Zu diesem Ergebnis kam die Unternehmensberatung KPMG im August 2013. Es sind Verpflichtungen, die Valencia und dessen Stiftung bei der heute verstaatlichten Pleitebank Bankia haben. Die "Fundació València Club de Futbol" hatte 2009 vom Finanzministerium der Provinz Valencia einen Kredit in Höhe von 81 Millionen gewährt bekommen. Doch ein Gericht erklärte diesen Ende 2013 als "für die öffentliche Hand nicht länger tragbar". Bankia musste infolgedessen die Aktienanteile der Stiftung übernehmen und ist damit Hauptaktionär von Valencia.

Die restlichen 194 Millionen Euro schuldet der Verein der Bank direkt. Man habe "keinen nachhaltigen Plan zur Refinanzierung der Schulden von Seiten des Vereins vorgelegt bekommen und sich deshalb zum Verkauf entschlossen", heißt es in einer Mitteilung der Bank.

Nun beginnt die zweite Phase des Verkaufsprozesses, die maximal drei Wochen dauern soll. Die vorliegenden Angebote werden durch eine Finanzkommission, die den Verkauf abwickelt, evaluiert. Die Identität möglicher Käufer soll erst danach bekanntgegeben werden. Doch Spaniens Presse scheint längst mehr über die Interessenten zu wissen. Drei Kandidaten werden aktuell die besten Chancen eingeräumt, den Klub zu erwerben.

China, Singapur oder Saudi Arabien?

Wang Jianlin aus China ist Eigentümer des Immobilienimperiums "Dalian Wanda". Er ist kein Unbekannter in Valencia, da sein Unternehmen im Bereich der Nachwuchsförderung bereits seit 2011 eng mit dem chinesischen Fußballbund und Valencia zusammenarbeitet. Seitdem holen spanische Scouts regelmäßig chinesische Talente in die Fußballschule der "Fledermäuse". Zuletzt hatte sich der Mann, der auf der Forbes-Liste der Superreichen Rang 64 belegt, im Mestalla das Spiel gegen Bilbao angeschaut.

Peter Lim, Geschäftsmann und Investor aus Singapur, hatte als Einziger bereits vor der Eröffnung des offiziellen Verkaufsprozesses im Dezember Interesse an einer Übernahme gezeigt. Vereinspräsident Amadeo Salvo stellte damals den Kontakt zu ihm her und brachte Lim als möglichen Finanzier der Fertigstellung des neuen Stadions ins Spiel.

Saudi ARAMCO ist der weltgrößte Ölkonzern aus Saudi-Arabien. In den 1980er-Jahren wurde ARAMCO verstaatlicht, weshalb der saudische König selbst als Garant für eine Refinanzierung der Kredite des hochverschuldeten Fußballvereins garantieren würde.

Wer auch immer den Zuschlag bekommen wird: Entscheidend ist, dass sich überhaupt ein Käufer findet, um den Verein vor dem endgültigen Bankrott zu bewahren. Neben den drei Favoriten sollen auch Bieter aus Costa Rica, Russland und Nordamerika in den Poker um den Traditionsklub eingestiegen sein. Das alles deutet darauf hin, dass die finanzielle Zukunft Valencias bei einem erfolgreichen Verkauf gesichert wäre.

Der Weg nach Europa führt einzig über Turin

Ob es aber auch in den kommenden Jahren weiterhin rauschende Europapokalnächte im Mestalla geben wird, scheint alles andere als sicher. Denn sportlich ist man derzeit weit von den gesetzten Zielen entfernt. In der Liga liegt Valencia nach der jüngsten Heimpleite gegen Abstiegskandidat Getafe sieben Runden vor Saisonende nur auf Rang neun. Zehn Punkte Rückstand auf einen Platz, der zur Teilnahme an der Europa League berechtigt, scheinen kaum noch aufholbar. Die einzige Möglichkeit, auch im nächsten Jahr wieder international vertreten zu sein, ist der Gewinn der Europa League. Der Titelverteidiger ist in der folgenden Saison automatisch gesetzt.

Im Vorfeld des Viertelfinalhinspiels beim FC Basel (ab 21:05 Uhr im weltfussball-Liveticker) scheint die Mannschaft bereit für diese schwierige Aufgabe: "Wir gehen mit der Mentalität ins Spiel die Europa League gewinnen zu wollen. Die Mannschaft konzentriert sich voll darauf", sagte der Chilene Eduardo Vargas. Auch der zukünftige Eigentümer hätte sicherlich nichts dagegen, wenn sein Team in der nächsten Saison wieder international spielen würde.

Thomas Malzacher