18.07.2014 16:13 Uhr

U19-EM: Der Fluch des Erfolges

Mukhtar, Akpoguma und Selke kämpfen in Ungarn um den EM-Titel der U19-Junioren
Mukhtar, Akpoguma und Selke kämpfen in Ungarn um den EM-Titel der U19-Junioren

Am Samstag beginnt die Europameisterschaft der U19-Junioren (weltfussball berichtet im Liveticker). Deutschland gilt als Mitfavorit – aber die erfolgreiche Jugendarbeit beginnt für die Nachwuchstrainer des DFB zum Problem zu werden.

Oliver Sorg, der Trainer der deutschen U19-Auswahl, die am Samstag um 20:15 Uhr gegen Bulgarien ins EM-Turnier einsteigen wird, hatte in den vergangenen Wochen mit jeder Menge Widrigkeiten zu kämpfen. Dabei könnte alles so schön sein. Die derzeitige U19 ist wohl der talentierteste Jahrgang unter den Jugendauswahlmannschaften des DFB.

Die Schalker Max Meyer und Leon Goretzka, der Leverkusener Julian Brandt, der Stuttgarter Timo Werner und Serge Gnabry vom FC Arsenal gehören zu den begehrtesten Jugendspielern unter 20 in Europa. Bis auf Werner haben sie alle bereits Erfahrungen in der Champions League sammeln können. Aber genau in diesem Erfolg liegt das Dilemma für Oliver Sorg und den DFB.

Turnier kommt zur Unzeit

Für die Vereine kommt dieses Turnier zur Unzeit. Eine Abstellung der jungen Spieler stört die Saisonvorbereitung der Mannschaften empfindlich. „Max Meyer ist für uns kein Ergänzungsspieler“, betonte Schalke-Manager Horst Heldt und verweigerte dem dribbelstarken Mittelfeldstrategen die Freigabe.

Meyer kam in der vergangenen Saison bei den Knappen auf stolze 42 Pflichtspiele. Auch bezüglich Leon Goretzka stießen Sorg und der DFB bei den Schalker Verantwortlichen auf taube Ohren. Ein Muskelbündelriss im ersten Vorbereitungsspiel des Champions-League-Teilnehmers beendete die Diskussion allerdings vorzeitig. Wie Schalke verweigerte der VfB Stuttgart seinem Shootingstar der vergangenen Vorrunde, Timo Werner, ebenfalls die Freigabe.

Brandt und Öztunali reisen nach

Dabei war Oliver Sorg den Vereinen nach der Qualifikation mit einem überzeugenden Sieg gegen die im Jugendfußball seit Jahren dominierenden Spanier weit entgegengekommen. Der Auswahltrainer strich die komplette Vorbereitung auf das EM-Turnier, sodass die Spieler zum Auftaktmatch gegen Bulgarien im Trainingscamp ihrer Heimatvereine bleiben können.

Bei einer Finalteilnahme der deutschen Mannschaft fehlen die Spieler ihren Teams damit maximal 16 Tage. Zumindest bei Bayer Leverkusen konnte Sorg mit seinem Entgegenkommen punkten. Julian Brandt und Levin Öztunali werden zum zweiten Gruppenspiel des DFB-Teams gegen Serbien dazustoßen und für den Rest der EM zur Verfügung stehen.

Die Liste der fehlenden Jungstars ist ebenso prominent wie lang: Meyer, Werner, Goretzka und Gnabry sucht man im deutschen Kader ebenso vergeblich wie den Hoffenheimer Innenverteidiger Niklas Süle (25 Bundesligaeinsätze in der vergangenen Saison mit vier Toren) und den Hamburger Jonathan Tah (16/0). Chancenlos ist die deutsche Mannschaft dennoch nicht. Neben Julian Brandt und Levin Öztunali ruhen die Hoffnungen vor allem auf dem erstligaerfahrenen Niklas Stark, der im defensiven Mittelfeld der Nürnberger in der abgelaufenen Saison 24 mal zum Einsatz kam.

>> der deutsche EM-Kader 2014

Vor sechs Jahren qualifizierte sich eine deutsche Mannschaft zuletzt für eine U19-Europameisterschaft. Damals gewann das Team um die Bender-Zwillinge und dem frischgekürten Weltmeister Ron-Robert Zieler den Titel. Das Zeug dazu, diesen Triumph zu wiederholen, hat auch der Rumpfkader von 2014.

>> Finale 2008: Deutschland - Italien 3:1

Ralf Amshove