12.12.2014 11:12 Uhr

Stevens vs. Hjulmand: Ein Krisen-Check

Stuttgarts Trainer Huub Stevens weiß, wie Abstiegskampf geht
Stuttgarts Trainer Huub Stevens weiß, wie Abstiegskampf geht

Huub Stevens kennt den Abstiegskampf gut, für Kasper Hjulmand ist der Existenzkampf in der Bundesliga hingegen Neuland. Beide Trainer betreiben ein unterschiedliches Krisenmanagement. Am Samstag treffen sie erstmals aufeinander.

DER KRISEN-ROUTINIER: Huub Stevens weiß genau, wie der Kampf gegen den Abstieg funktioniert. Im Februar 2007 zum Beispiel übernahm der Niederländer den völlig verunsicherten Hamburger SV als Schlusslicht und sicherte dem Traditionsclub die weitere Bundesliga-Zugehörigkeit. Auch beim VfB Stuttgart sorgte Stevens innerhalb von nur zehn Spielen in der deutschen Eliteklasse für ein Happy End. Der 61-Jährige verfolgt eine klare Strategie auf und abseits des Rasens: Ordnung und Disziplin stehen bei dem Limburger an oberster Stelle. So ist Stevens ein Verfechter vom gemeinsamen Frühstücken als Teambuildingmaßnahme und Schienbeinschonern beim Training - Einsatz und Einstellung müssen stimmen.

Stevens Projekt der kleinen Schritte

"Er hat eine Riesenerfahrung und erwartet keine Wunderdinge", sagt Kapitän Christian Gentner über ihn. "Er lässt uns das spielen, was man mit der Mannschaft auch spielen kann", versichert Schlussmann Sven Ulreich und verdeutlicht den Gegensatz zu Stevens-Vorgänger Armin Veh, der die Offensive und das Spektakel bevorzugte. "Es geht darum, dass die Spieler ihre natürlichen Fähigkeiten in die Mannschaft bringen", beteuert Stevens unaufgeregt.

Der Schalker "Jahrhunderttrainer" schaut von Spieltag zu Spieltag und sieht seine Rettermission beim Schlusslicht als Projekt der kleinen Schritte. Überzeugungskraft zählt ebenfalls zu seinem Repertoire. "Ich glaube noch immer, dass diese Mannschaft genug Qualität hat, um da unten wegzukommen", bekräftigt Stevens, der sich der Schwere seiner Aufgabe allerdings schon bei seiner Präsentation Ende November bewusst war: "Es wird noch schwieriger als beim letzten Mal, auch wenn wir mehr Zeit haben."

DER KRISEN-NEULING: Abstiegskampf in der Bundesliga ist Neuland für Kasper Hjulmand. Viele im Club-Umfeld wünschen sich in der bedrohlichen Lage ein wenig mehr Thomas Tuchel, der die Mainzer Tugenden wie Leidenschaft, Kampfgeist und Laufarbeit in den Vordergrund stellte. Sein Nachfolger will den Arbeits- und Spielstil auch nach sechs Spielen ohne Sieg und dem fortschreitenden Abrutschen in der Tabelle nicht ändern.

Der Däne propagiert Ballbesitzfußball und ist überzeugt, langfristig damit Erfolg zu haben. "Solange ich Trainer in Mainz bin, bleibt das so", sagte Hjulmand und rückt keinen Millimeter von seinem "Masterplan" ab. "Wir versuchen, nach Ballgewinnen so schnell wie möglich nach vorn zu kommen. Die Pässe gegen einen noch ungeordneten Gegner müssen sitzen. Der Erfolg wird kommen, wir brauchen Zeit", erklärte der 05-Coach.

Mainzer Rückfälle in alte Muster

Die neue Spielphilosophie ist nicht konsequent von allen Spielern verinnerlicht. "Immer, wenn wir unter Druck kommen, gibt es Rückfälle in alte Muster. Wir müssen so lang wie möglich die eigene Qualität hochhalten", erklärt der 42-Jährige. Die unbedingte Balljagd auf dem gesamten Platz wie unter Tuchel ist den Mainzern unter Hjulmand abhandengekommen. Das von Manager Christian Heidel beim 1:2 in Hamburg vermisste "Böse" aber auch. Die Folge: Mainz wird nach gutem Beginn mit sieben nicht verlorenen Spielen immer schwächer. Nicht nur dem früheren Stuttgarter und heutigem Mainzer Torjäger Shinji Okazaki fehlt der "typische Mainz-05-Fußball".

Hjulmand hat die Zeichen der Zeit erkannt und appelliert wie Heidel an das Wir-Gefühl. "Wir brauchen in dieser Phase die ganze Unterstützung unserer fantastischen Fans. Ich hoffe, dass uns allen zusammen ein magischer Abend gegen Stuttgart gelingt."

dpa