22.07.2015 09:01 Uhr

Check: Aufbruchstimmung an Rhein und Ruhr

Gegen Borussia Dortmund kam der VfL Bochum mit Tim Hoogland zu einem 2:1-Testspielsieg
Gegen Borussia Dortmund kam der VfL Bochum mit Tim Hoogland zu einem 2:1-Testspielsieg

Vor dem Auftakt der 42. Saison der 2. Bundesliga nimmt weltfussball die 18 Klubs unter die Lupe. Was macht Hoffnung, was bereitet Sorgen? Im zweiten Teil dabei: der Umbruch in rot-weiß, die neue Hoffnung in blau-weiß und ein weiterer Überlebenskampf in schwarz-weiß.

Fortuna Düsseldorf

Die ersten Spiele: 1. FC Union Berlin (A), SC Paderborn (H), 1. FC Heidenheim (A)

Die letzten Ergebnisse: Viktoria Köln (0:2), Ipswich Town (4:3), Feyenoord Rotterdam (0:2)

Das Personal: Das Personalkarussell drehte sich bei der Fortuna in den letzten Wochen ziemlich heftig. Bis zum Saisonauftakt in dieser Woche haben die Düsseldorfer zehn Abgänge und zehn Neuverpflichtungen zu verzeichnen. Auch Coach- und Managerposten wurden neu besetzt. Cheftrainer Frank Kramer hat den Kader auf einigen Positionen nach seinen Vorstellungen verändern können, außerdem musste Neu-Sportdirektor Rachid Azzouzi auf einigen Positionen noch reagieren und Abgänge ersetzen.

Im Tausch mit Didier Ya Konan verließ mit Charlison Benschop der beste F95-Stürmer der abgelaufenen Saison den Klub. Sein Transfer spülte immerhin 1,5 Millionen Euro in die Vereinskassen. Außerdem sind unter anderem mit Urgestein Andreas Lambertz und Abwehrtalent Jonathan Tah zwei weitere prominente Namen abgewandert. Ebenfalls nicht mehr dabei sind Erwin Hoffer und Bruno Soares, die es in der letzten Spielzeit immerhin auf 44 Ligaeinsätze brachten.

Neu am Rhein sind neben Ya Konan zudem die bundesligaerfahrenen Akteure Sercan Sararer, Karim Haggui, Christian Strohdiek und Julian Koch. Auch talentierte Jungspunde wie Marcel Sobottka vom FC Schalke oder Fabian Holthaus vom VfL Bochum wurden zur Fortuna gelockt. Insbesondere vom Tunesier Haggui mit seinen fast 200 Bundesligaspielen für Leverkusen, Hannover und Stuttgart verspricht sich Coach Frank Kramer einen neuen Ruhepol in der Defensive. Einzige Verpflichtung aus einer ausländischen Liga ist der niederländische Stürmer Mike van Duinen von ADO Den Haag.
>> zur Transferübersicht des TuS Fortuna Düsseldorf

Die Vorbereitung: Die Generalprobe für den Saisonauftakt am Sonntag in Berlin ist gründlich misslungen. Gegen den zwei Klassen tiefer spielenden FC Viktoria Köln unterlag die Fortuna mit 0:2. Zwar ließ Frank Kramer hier einen Großteil seiner wahrscheinlichen ersten Wahl für das Berlin-Spiel auf der Bank sitzen, dennoch macht sich eine Pleite im letzten Testkick nie besonders gut. Summa summarum verlief die Vorbereitung mäßig. Die Resultate waren recht wechselhaft, immerhin sind die Verletzungssorgen derzeit überschaubar. Sorgenkinder sind nach wie vor die Langzeitverletzten Sergio Pinto und Christopher Avevor.
>> der Düsseldorfer Kader in der Übersicht

Prognose: Nach Rang sechs und Rang zehn in den letzten beiden Zweiligasaisons ist vor dem Start ziemlich offen, wo die Reise für Düsseldorf in 2015/2016 hingehen wird. Zu groß waren die personellen Veränderungen im Sommer, als dass sich eine sichere Vermutung anstellen ließe. Im Vergleich mit einigen anderen Zweitligateams lässt sich aber festhalten, dass die Fortuna aufgrund von gezeigten Formschwankungen und der nicht vorhandenen Eingespieltheit im Team nicht als erster Aufstiegskandidat zu nennen ist. Tendenz: Platz sieben bis zehn.

 

VfL Bochum

Die ersten Spiele: SC Paderborn (A), MSV Duisburg (H), SC Freiburg (A)

Die letzten Ergebnisse: Sparta Rotterdam (2:3), Borussia Dortmund (2:1), Heracles Almelo (1:1)

Das Personal: Insgesamt acht Spieler haben den Verein ablösefrei verlassen. Hinzu kommen Heiko Butscher, der seine Karriere beendet hat und Thomas Eisfeld, der nach Leih-Ende zum FC Fulham zurückgekehrt ist. Lediglich für Fabian Holthaus gab es ein wenig Geld in die klammen VfL-Kassen. Auch bei den Neuzugängen wurden folglich keine großen Gelder in die Hand genommen. Die externen Neuzugänge Manuel Riemann, Giliano Wijnaldum, Nando Rafael und Tim Hoogland kamen allesamt ablösefrei, Janik Haberer ist von 1899 Hoffenheim ausgeliehen. Außerdem hat Gertjan Verbeek vier Perspektivspieler aus der eigenen Nachwuchsarbeit in den Kader aufgenommen.

Einziger Ausfall in den letzten Wochen war Abwehrtalent Jan Gyamerah. Wieder voller Elan dabei ist Jan Simunek, der in der vergangenen Saison lange Zeit in der Innenverteidigung vermisst wurde. Ein Duell auf Augenhöhe lieferten sich die gesamte Vorbereitung lang Andreas Luthe und Manuel Riemann um die Nummer eins im Tor. Auch beim letzten Test spielten beide jeweils 45 Minuten. Gertjan Verbeek hat sich bis zuletzt nicht festgelegt.
>> zur Transferübersicht des VfL Bochum

Die Vorbereitung: Rein von den Ergebnissen her spielte der VfL Bochum eine zufriedenstellende Vorbereitung. Lediglich das letzte Testspiel beim niederländischen Zweitligisten Sparta Rotterdam ging verloren. Bei diesem Gastauftritt in Südholland lief Bochum mit seiner voraussichtlichen zweiten Garde auf. Highlight in den letzten Wochen war sicherlich der 2:1-Sieg gegen Borussia Dortmund im Revierderby letzte Woche. Zuvor holten die Blau-Weißen neben Unentschieden gegen Heracles Almelo und Preußen Münster noch Siege gegen MSV Duisburg, Rot-Weiß Oberhausen, PAOK Saloniki und KV Waasland-Beveren. Zu Beginn der Vorbereitung wurden außerdem einige Amateurteams deutlich geschlagen. Auffällig war, dass die Bochumer ihre Erfolgserlebnisse mit sehr unterschiedlichen Besetzungen einfuhren. Gut für den Trainer, der auf eine höhere Ausgeglichenheit im Kader setzt.
>> der Bochumer Kader in der Übersicht

Prognose: Vieles ist bei den Ruhrstädtern von den ersten Spielen abhängig. Paderborn, Duisburg, Freiburg und Nürnberg lauten die ersten Gegner – ein Hammerprogramm zum Auftakt. Geht der VfL einigermaßen unbeschadet aus diesen Anfangswochen hervor, könnte etwas drin sein für die derzeit formstarken Bochumer in Sachen oberes Tabellendrittel. Andererseits kann das Pendel auch ganz schnell in die andere Richtung ausschlagen. Es wird wohl auf eine Saison im oberen Tabellenmittelfeld hinauslaufen. Tendenz: Platz sechs bis neun.

 

SV Sandhausen

Die ersten Spiele: Eintracht Braunschweig (A), 1. FC Union Berlin (H), SC Paderborn (A)

Die letzten Ergebnisse: Stuttgarter Kickers (2:2), SC Freiburg (2:1), SpVgg. Unterhaching (2:0)

Das Personal: Das Budget wurde wieder einmal klein gehalten. Sechs ablösefreie Spieler konnten verpflichtet werden, außerdem wurde Jakub Kosecki von Legia Warschau ausgeliehen. Die großen Namen sind auch in diesem Jahr nicht dabei, doch das hat beim SVS Methode. Coach Alois Schwartz setzt mit einem der im Schnitt ältesten Kader der Liga weiter besonders auf mannschaftliche Geschlossenheit. Immerhin konnte das Offensivduo Andrew Wooten/Aziz Bouhaddouz, welches in der letzten Saison 17 Treffer erzielte, gehalten werden.

Bei den Abgängen dürften besonders die der einstigen Stammspieler Manuel Riemann und Lukas Kübler schmerzen. Letztgenannter absolvierte in der abgelaufenen Saison 32 Spiele als Rechtsverteidiger in der Viererkette. Der 22-Jährige wechselte zum Ligakonkurrenten SC Freiburg. Auch die erfahrenen René Gartler, Timo Achenbach und Nicky Adler haben den Verein verlassen und müssen nun erst einmal ersetzt werden. Abgegeben wurde zudem nach einem halben Jahr Solomon Okoronkwo, der die Erwartungen an ihn nicht erfüllte.
>> zur Transferübersicht des SV Sandhausen

Die Vorbereitung: Vor allem die Defensivarbeit war in den letzten zwei Jahren das Aushängeschild der Sandhausener; denn es setzte in dieser Zeit nur 35 beziehungsweise 37 Gegentore pro Spieljahr. In der Saisonvorbereitung war diese Abwehrstärke phasenweise schon wieder zu erkennen. Testspiele gegen TSG Pfeddersheim, Würzburger Kickers, VfR Aalen oder SpVgg. Unterhaching wurden zu Null gewonnen. Auf der anderen Seite haperte es immer wieder im kreativen Spiel nach vorne. Hier sieht auch das Trainerteam noch den meisten Nachholbedarf. Insgesamt stimmen die Auftritte der Vorbereitung trotz des mauen 2:2 im letzten Test gegen die Stuttgarter Kickers die Verantwortlichen optimistisch.
>> der Sandhausener Kader in der Übersicht

Prognose: Der SV Sandhausen geht in seine mittlerweile vierte Saison in der zweithöchsten deutschen Spielklasse. Viele der Teams, die in der letzten Spielzeit hinter den Schwarz-Weißen standen, haben sich mit größeren finanziellen Mitteln für 2015/2016 wesentlich mehr vorgenommen als einen weiteren Abstiegskampf (Fürth, St. Pauli, München). Da zudem mit Duisburg und Bielefeld zwei Teams mit einigen Ambitionen ihre Rückkehr in die zweite Liga gefeiert haben, könnte es in dieser Saison eng werden für die Badener. Tendenz: Platz 14 bis 18.

Der weltfussball-Zweitligacheck:
>> Freiburg, Paderborn, Karlsruhe: Alles auf (Neu)Anfang
>> Kaiserslautern, Leipzig, Braunschweig: Nur eine Blickrichtung
>> Nürnberg, Berlin, Heidenheim: Zwischen Hoffen und Bangen
>> Frankfurt, Fürth, St. Pauli: Mund abputzen, weitermachen!
>> 1860, Bielefeld, Duisburg: Blau-Weiße Fragezeichen

Mats-Yannick Roth