20.07.2016 08:55 Uhr

Ancelotti: Zwischen Kino-Star und Star-Coach

Carlo Ancelotti treibt seine Spieler beim Training an
Carlo Ancelotti treibt seine Spieler beim Training an

Der Mann kann anscheinend alles: Carlo Ancelotti hat schon Trophäen in zig Ländern Europas gewonnen und ist nun auch noch auf der Leinwand zu sehen. Im Interview redet er über Humor, das Rauchen und den Sport.

Beim FC Bayern geht Ancelotti in der Rolle des Trainers voll auf. Neben dem Platz kommt bald jener Film heraus, in dem der Coach in eine andere Rolle schlüpft: In "Star Trek Beyond" ist der 57-Jährige "ein Wissenschaftler, der ein Alien untersuchen soll." Schmunzelnd fügte er an: "Ich tat so, als hätte ich Cristiano Ronaldo vor mir." Am 21. Juli ist Kinostart.

Möglicherweise wird der Italiener sogar die ganze Mannschaft zur Premiere einladen. Er warnt jedoch vor falschen Hoffnungen: "Mein Auftritt ist wirklich sehr kurz, er dauert etwa zehn Sekunden". Rauchen wird Ancelotti im Kino nicht können, er muss weiter auf einen Kaugummi als Ersatz zurückgreifen. Allerdings gibt er in der "Sport Bild" zu: "Ich rauche sehr viel weniger und habe versprochen, mit meinem Dienstantritt bei Bayern bald ganz aufzuhören."

Die Waage bleibt weg

Mannschaftliche Geschlossenheit ist dem Übungsleiter besonders wichtig. So will er auch nach Saisonstart beibehalten, dass das Team nach dem Nachmittagstraining gemeinsam isst. Das tut - neben dem Gemeinschaftsaspekt - auch der Ernährung gut: "Wir müssen darauf achten, dass die Spieler nach den Einheiten gesund essen, damit sie richtig regenerieren können."

Während Pep Guardiola die Kicker tatsächlich jeden Tag gewogen hat, vertraut der neue Trainer den Ärzten. Die Spieler wurden lediglich zum Trainingsstart auf die Waage gestellt. "Wenn der Doktor sagt, dass es Probleme gibt, werden wir darüber reden. Ich vertraue den Medizinern." Der Fokus von Ancelotti ist klar: "Meine Arbeit liegt auf dem Platz und nicht darin, das Gewicht der Spieler zu kontrollieren."

Ebenso zweitrangig ist es für den Italiener, wie seine Schützlinge ihn ansprechen: "Ob Carlo, Mister, Trainer oder auch Herr Ancelotti. Das Wichtigste ist: Die Spieler müssen mich respektieren." Über einen Strafenkatalog sollen Verfehlungen geregelt werden: "Ich stelle die Regeln auf, aber die Spieler müssen das selbst kontrollieren", sagt Ancelotti in der "Sport Bild". Der neue Boss möchte, dass beispielsweise der Kapitän einen Kollegen, der zu spät kommt, daran erinnert, dass er eine Strafe in die Mannschaftskasse zu zahlen hat. "Bisher wurde aber noch keine Strafe ausgesprochen." 

Mit Humor zum Erfolg

Nach den Spielen verteilt der 57-Jährige Noten an seine Spieler. "Das habe ich bei jedem meiner Klubs gemacht." Es ist allerdings eine persönliche Wertung, in die niemand Einsicht erhält. Auch die Spieler erfahren nicht, ob sie mit zehn Punkten die volle Punktzahl oder mit nur einem Punkt sehr schlecht eingestuft wurden. Prüfen möchte der Trainer damit, ob seine Erwartungen an den jeweiligen Spieler erfüllt wurden.

Auf dem Trainingsplatz zeigt der neue Mann im Trainer-Dress gern, dass er Humor hat: Als Ancelotti noch Chelsea-Trainer war, rief er Florent Malouda hinterher, dass er ihn abmurksen würde, wenn dieser nicht sofort auf den Rasen zurückkehre. "Die Anekdote mit Malouda entstand nur, weil er sich beim Training weigerte, einen GPS-Gürtel zu tragen. Ich habe ihm erklärt, dass wir nicht ihn kontrollieren, sondern unsere Trainingsintensität." 

Beim FC Bayern erwartet der Coach allerdings solche Probleme nicht: "Die Spieler sind mit den Methoden der Trainingswissenschaft vertraut. Dieses Team ist sehr sehr professionell." Der Spruch in Richtung Malouda sei nur Gag gewesen:  Ich liebe es, mit den Spielern auch einmal zu scherzen, mir gelegentlich einen Spaß zu erlauben." 

Dass Clarence Seedorf einmal behauptete, man müsse in Deckung gehen, wenn Ancelottis Augenbraue zucke, nimmt der Coach ebenfalls mit Humor. Die könne er gar nicht kontrollieren: "Ich merke nicht einmal, ob sie hoch- oder runtergeht. Niemand muss beunruhigt sein, wenn sie zuckt."

Personelle Dinge

Mit Blick auf den Kader macht der neue Trainer nochmal ganz deutlich, dass Robert Lewandowski beim FC Bayern bleibt: "Er ist einer der besten Stürmer der Welt. So einfach ist das." Selbst das Interesse von Real Madrid juckt den Ex-Coach der Madrilenen nicht: "Die haben genug fantastische Spieler. Die brauchen Lewandowski nicht. Und selbst wenn: Bayern wird ihn nicht verkaufen."

Auf Douglas Costa und Arjen Robben muss der Italiener wahrscheinlich bis zum Saisonstart verzichten, freut sich aber, dass er endlich mit Frank Ribéry zusammenarbeiten kann: "Er ist ein fantastischer Spieler. Ich hatte ja schon versucht, ihn von Bayern zu kaufen, als ich noch Trainer von Chelsea war." Umso mehr freut sich der Trainer nun, endlich mit ihm arbeiten zu können.

Stolz ist Ancelotti, dass die Bayern Renato Sanches verpflichten konnten: "Viele Top-Klubs wollten ihn haben, aber der FCB war schneller." Der 18-Jährige sei ein Spieler für die Zukunft des FC Bayern. "Er hat bereits Persönlichkeit und Qualität gezeigt. Er kann fantastisch spielen, ich traue ihm zu, unser Spiel auch zu prägen."