28.07.2016 10:02 Uhr

Der schnelle HSV: Das Labbadia-Projekt

Coach Labbadia (Mitte) mit seinen Spielern
Coach Labbadia (Mitte) mit seinen Spielern

Jünger. Schneller. Besser. Bruno Labbadia trat seinen Cheftrainer-Job beim HSV im April 2015 an. Seitdem versucht der ehemalige Top-Stürmer, sein Ideal von einer perfekten Fußballmannschaft zu verwirklichen. Er hatte einen Kader übernommen, der zu alt war. Eine Mannschaft, die unattraktiven und tempofreien Fußball zeigte. Einiges hat er schon geändert, vieles soll sich noch ändern.

"Ich bin zufrieden", sagte der Trainer der Hamburger dem "kicker" im Trainingslager. Eine Aussage, die man eher selten von Labbadia hört: Der 50-Jährige findet in der Regel immer wieder kleinere Fehler, Entwicklungspotenzial und Optimierungsbedarf. Umso glücklicher ist der Fußballlehrer darüber, dass er junge Talente beim HSV begrüßen durfte, die er nun formen darf. Mehr noch: Auch in der nahen Zukunft setzt man im hohen Norden voll und ganz auf entwicklungsfähige Spieler. Ein Beispiel hierfür ist der 19-jährige Defensiv-Spieler Onyinye Ndidi, der diesen Sommer aus Genk zu den Hanseaten kommen soll. 

Der Coach blickte freudig auf die vergangenen Transfergeschäfte des HSV zurück: "Besonders freut es mich, dass wir ruhig geblieben sind und unser Ding durchgezogen haben. Wir haben genau das gemacht, was wir machen wollten." Er erachtete die Einkäufe des Sommers für dringend notwendig. "Wenn man sieht, welche Spieler wir in den letzten 14 Monaten abgegeben haben, da waren Nationalspieler und große Namen dabei", erklärte sich der Trainer in gewohnt mahnender Manier.

Schnelligkeit und Potenzial

Und er hatte recht: bekannte Namen wie Valon Behrami, Marcell Jansen, Heiko Westermann, Rafael van der Vaart, Marcelo Díaz oder Ivica Olić verließen den HSV seit Labbadias Amtsantritt. Diesen Spielern sollten die Hamburger aber nicht allzu viele Tränen nachweinen, auch wenn sie dem Verein große Dienste geleistet haben - früher mal. Seit Labbadia das Sagen hat, entwickelt sich der Hamburger SV in die komplett andere Richtung. Noch letztes Jahr war Nicolai Müller einer der wenigen Tempo-Spieler im Team. Nun bekam er mit Bobby Wood, Bakery Jatta und Filip Kostić einige Geschwindigkeits-Experten an die Seite gestellt.

Von Letzterem ist der HSV-Coach schon jetzt sehr überzeugt. "Filip bringt wahnsinnige Schnelligkeit mit. Das wird unserem Spiel guttun", schwärmte er vom 14-Millionen-Einkauf aus Stuttgart. Sehr stolz ist Labbadia auch auf seinen anderen Königstransfer: Alen Halilović. Der hochgelobte Mittelfeldspieler gilt als eines der größten Talente in Europa und kann zum neuen Gesicht der Hamburger avancieren. "Wir haben uns für großes Potenzial und nicht für fertige Profis entschieden", sagte Labbadia, der den Altersdurchschnitt seines Kaders seit seiner Amtsübernahme um ganze vier Jahre gesenkt hat.

Mit der Geldspritze von Klaus-Michael Kühne konnte Labbadia auf die Jagd nach Talente mit großem Potenzial gehen, ohne dabei allzu sehr auf das Geld achten zu müssen. Die Ansprüche wurden dadurch natürlich auch ein wenig korrigiert. "Und bei allen Neuen sehe ich noch Luft nach oben, wir haben wirklich richtig viel Potenzial dazubekommen", schielte der Coach auf die Zukunft. Nun liegt es an Labbadia - und an seinen Spielern - die Potenziale und Talente zu entwickeln und auf den Rasen zu bringen.