14.08.2016 13:50 Uhr

Ancelotti: Mehr Freund als Trainer

Carlo Ancelotti hat eine andere Vorgehensweise als Pep Guardiola
Carlo Ancelotti hat eine andere Vorgehensweise als Pep Guardiola

Carlo Ancelotti steht am Sonntagabend vor seiner ersten Bewährungsprobe als Chefcoach von Bayern München im Supercup gegen Gastgeber Borussia Dortmund. Der Italiener hat eine ganz andere Herangehensweise als sein Vorgänger Pep Guardiola.

"Quiet Leadership - Wie man Menschen und Spiele gewinnt". Kein anderer Buchtitel hätte die Führungsphilosophie von Bayern Münchens neuem Cheftrainer Carlo Ancelotti treffender beschreiben können. Der unnahbare Perfektionist Pep Guardiola ist Vergangenheit beim deutschen Rekordmeister, die Gegenwart heißt Ancelotti, der große Autorität mit Besonnenheit paart.

In diesen Tagen fällt unter dem neuen Fußballlehrer vor allem der lockere Umgang am Trainingsgelände des FC Bayern auf. Der 57 Jahre alte Italiener fordert von seinen Spielern zwar immer hundertprozentige Einstellung, trotzdem muss es bei der Arbeit nicht immer nur ernst zugehen. An oberster Stelle steht "die Beziehung zu den Spielern", wie Ancelotti bei seiner Vorstellung kundtat, "die Spieler sind der Schlüssel".

Ibra: Er ist dein Freund

Mit dieser Einstellung ist der 57-Jährige der Gegenentwurf zu Vorgänger Guardiola, der bis zu seinem emotionalen Abschied menschlich kühl wirkte. Ancelotti gilt als Liebling der Profis, als Spielerversteher.

"Er weiß einfach, wie man einen Menschen behandelt", sagte Zlatan Ibrahimović, "er ist nicht nur dein Trainer, er ist dein Freund. Er ist unglaublich." Auch Portugals Europameister Cristiano Ronaldo äußerte sich mit Hochachtung: "Ich wünschte, jeder Spieler hätte die Gelegenheit mit ihm zu arbeiten, weil er ein fantastischer Typ ist, ein fantastischer Coach."

Ancelotti ein "sehr angenehmer Mensch"

"Ancelotti gibt keine Befehle, er überzeugt", beschrieb Arrigo Sacchi, Lehrmeister des neuen Bayern-Trainers, den Stil des Coaches. Der Italiener habe wie wenige andere Trainer ein Talent als Psychologe, was ihm erlaubt, bestens mit den Spielern umzugehen.

Auch bei den Bayern-Stars kommt der Führungsstil des Italieners gut an. Kapitän Philipp Lahm bezeichnete den 57 Jahre alten Italiener als einen "sehr angenehmen Menschen", Franck Ribéry spürt "unter Ancelotti endlich wieder Vertrauen".

Im Gegensatz zu Guardiola versteht Ancelotti sich nicht als Revolutionär, will die Bayern auf seine Art entwickeln, ohne dabei alles auf den Kopf zu stellen. "Ich versuche auch, meine eigenen Ideen hier einzubringen", sagte Ancelotti, "der Pep-Spielstil war aber richtig gut. Ich hoffe, das vergessen die Spieler nicht."

Tuchel schwärmt von Ancelotti

Doch auch Ancelottis Spielstil wusste in der Vergangenheit zu überzeugen. "Der hat mir die Augen geöffnet wie schön und spektakulär Fußball sein kann", schwärmte Thomas Tuchel, Trainer von Vizemeister Borussia Dortmund. Für Tuchel ist Ancelotti eine Bereicherung für die Bundesliga: "Er wird uns alle und auch mich auf ein neues Niveau bringen, weil ich mich mit meiner Mannschaft jedes Mal mit ihm messen kann", sagte der 42-Jährige vor dem ersten Aufeinandertreffen im Supercup am Sonntagabend.

Die Visitenkarte des Italieners spricht für sich und den besonderen Führungsstil. Insgesamt 16 Titel holte der 57-Jährige als Trainer, 14 waren es als Spieler mit AC Mailand und AS Rom gewesen. Mit dem deutschen Rekordmeister sollen weitere folgen, in gelassener und ausgewogener Manier.