25.08.2016 10:30 Uhr

Bundesliga-Check: Raus aus dem Mittelmaß?

Fingerzeig nach oben? Der FCA will in die obere Tabellenhälfte
Fingerzeig nach oben? Der FCA will in die obere Tabellenhälfte

Trainingslager, Konditionseinheiten und Staffelläufe sind ab Freitag Geschichte, Medizinbälle werden wieder gegen Fußbälle getauscht. Wer hat in der Vorbereitung überzeugt? Wer hat einen schweren Stand? Wer wird Meister, wer steigt ab? Vor dem Neustart wirft weltfussball einen Blick auf die Bundesligaklubs. Im dritten Teil: Augsburg, Ingolstadt, Hamburg.

 

FC Augsburg

Gewinner der Vorbereitung:

Die Fuggerstädter präsentierten sich in der Vorbereitung mit Höhen und Tiefen, richtig brillieren konnte in den sieben Testspielen und dem Pflichtspieldebüt von Neu-Trainer Schuster im DFB-Pokal kaum jemand. Hervorzuheben ist allerdings die Frühform von Ja-cheol Koo. Der Südkoreaner erzielte nicht nur das 1:0 im DFB-Pokal, sondern steuerte auch zwei Treffer beim Testspiel-Sieg gegen den FC Südtirol bei. Dass die Gegner im Pokal FV Ravensburg aus der Oberliga und im Test der FC Südtirol aus Italiens Serie C hießen, sei mal dahingestellt.

Verlierer der Vorbereitung:

Sie waren die großen Gewinner der EM. Mit ihrem offensiven Auftreten beeindruckten die Isländer den ganzen Kontinent. Werbung in eigener Sache auch für Alfreð Finnbogason. Doch der Mittelstürmer kommt in der Frühphase der Saison noch nicht wirklich in Fahrt: Gegen Ravensburg glück- und in den Testspielen harmlos. Gut für Finnbogason, dass er im Sturm gesetzt ist - schlecht für den FCA, dass die beiden Alternativen im Sturm, Halil Altintop und Dong-won Ji, nicht in wirklich besserer Frühform sind.

Neuzugang im Fokus:

Anders als beispielsweise die Konkurrenz aus Hamburg haben die Schwaben in der Sommerpause ein wenig gegeizt und nur fünf Neuzugänge verpflichtet. Tim Matavž kehrt aus Genua zurück, Ex-Bayern-Hoffnung Takashi Usami fand über seine Heimat Japan den Weg in die Bundesliga zurück. Georg Teigl, der in der Aufstiegssaison von RB Leipzig zuletzt keine Rolle mehr spielte, Perspektivspieler Marvin Friedrich vom FC Schalke 04 und Ersatztorwart Andreas Luthe vom VfL Bochum komplettieren das Quintett. Doch keiner der fünf wird vorerst unter Dirk Schuster eine große Rolle spielen. Usami war indes der einzige, der im Pokal im Kader stand.

Verletzte und Sorgenkinder:

Kapitän Paul Verhaegh. Wegen Außenbandproblemen fehlte er die halbe Vorrunde und zuletzt im Pokal. Überhaupt ist die Innenverteidigung ein Sorgenkind von Dirk Schuster: Nachdem Klavan und Hong verkauft wurden und sich Callsen-Bracker und Friedrich verletzten, musste zuletzt Linksverteidiger Jancker ins Zentrum rücken. Letztlich könnte der Winter-Neuzugang Jeffrey Gouweleeuw von der Personal-Misere profitieren und zum Abwehrchef mutieren.

Prognose:

Keine personelle Verstärkung und nicht wirklich überzeugende Leistungen in der Vorbereitung – Ob sich die Fuggerstädter in dieser Saison aus dem Mittelmaß befreien können, darf bezweifelt werden. Viel eher geht der Blick wieder nach unten.

 

FC Ingolstadt

Gewinner der Vorbereitung:

Wenn es einen Gewinner in der ansonsten sehr schwachen Vorbereitung der Schanzer gibt, ist es Hauke Wahl. Mit seinem Wechsel aus der zweiten Bundesliga vom SC Paderborn zum FCI scheint der Innenverteidiger alles richtig gemacht zu haben. In der Vorbereitung präsentierte sich der 22-Jährige zweikampfstark und sicherte sich für das DFB-Pokalspiel gegen Erzgebirge Aue direkt den Startplatz neben Marvin Matip.

Verlierer der Vorbereitung:

Bei Romain Brégerie sind die Vorzeichen umgekehrt. Es schien bald so, als hätte sich der Franzose nach einer starken ersten und eher mäßigen zweiten Saisonhälfte wieder in die Stammelf gekämpft. Doch unter Neu-Trainer Markus Kauczinski ist eben Hauke Wahl hoch im Kurs. Somit muss Brégerie vorerst auf der Bank Platz nehmen.

Neuzugang im Fokus:

Robert Leipertz schoss in der letzten Zweitligasaison zehn Tore für den 1. FC Heidenheim und hatte maßgeblichen Anteil für die zweite ordentliche Saison der Schwaben in Deutschlands zweithöchster Klasse. Nun will sich der 23-jährige Stürmer auch im Oberhaus behaupten und seine Torgefahr für die Schanzer unter Beweis stellen. Erfahrung, die Leipertz in seiner Zeit im Trikot von Alemannia Aachen und dem FC Schalke 04 nicht machen durfte.

Verletzte und Sorgenkinder:

Kreuzbandriss mit 17 Jahren, Knorpelschaden im Knie mit 20, Kreuzbandriss mit 22 Jahren. Sonny Kittels Verletztzungshistorie liest sich mit Schrecken. Im Sommer wechselte der hochveranlagte Mittelfeldspieler von Eintracht Frankfurt in die Autostadt - die Testspiele konnte der heute 23-jährige allerdings noch nicht bestreiten. Doch Neu-Trainer Markus Kauczinski freut sich schon auf einen "überragenden Individualisten, den wir so in der Mannschaft noch nicht haben". Wenn er denn mal fit ist.

Prognose:

Für den FCI wird es vor allem darauf ankommen, wie schnell Markus Kauczinski der Mannschaft seine Spiel-Philosophie einverleiben kann. Schafft es der bodenständige Trainer, die gute defensive Ausrichtung zu halten, ist für die Schanzer ein Abschneiden abseits des Abstiegstrubels möglich. Trotzdem, die zweite Saison wird für den FCI extrem schwer.

 

Hamburger SV

Gewinner der Vorbereitung:

Michael Gregoritsch. Der Österreicher überzeugte in der letzten Saison mit gutem Auge und torgefährlichen Offensiv-Aktionen. In der Bundesliga stand der 22-jährige in seiner erste Saison im Oberhaus nur acht Mal - wegen einer Zerrung bzw. einer Gelbsperre. In der Vorbereitung knüpfte er an seine starken Leistungen an und hat sich fest in Labbadias Offensiv-Konzept gespielt.

Verlierer der Vorbereitung:

Langfristig wollten die HSV-Verantwortlichen Pierre-Michel Lasogga zur Galeonsfigur der HSV-Kogge machen. Doch nach der überschaubaren letzten Saison, in der er nur acht Treffer in der Bundesliga beisteuerte, ist der Stürmer nicht mehr erste Wahl. "Man darf einfach nicht an sich zweifeln", entgegnet Lasogga und kämpf weiterhin um den Platz in der Startelf. Gegen den FSV Zwickau wurde die Nummer zehn zumindest erst kurz vor Schluss eingewechselt und auch in den Spielen zuvor war Lasogga nur zweite Wahl.

Neuzugang im Fokus:

Er ist 1,70 Meter groß, 65 Kilogramm leicht und kommt mit großen Vorschusslorbeeren vom FC Barcelona. Fünf Millionen Euro überwies der HSV für die Dienste des 20-jährigen Alen Halilović, der sich im offensiven Mittelfeld zuhause fühlt. Neben der Verpflichtung von Filip Kostić ist der Youngster nun die große Kreativ-Hoffnung der Hanseaten. In der ersten Runde im DFB-Pokal machte sich Halilović bei den Fans direkt beliebt, schlenzte er doch in wunderschöner Manier das Leder kurz nach seiner Einwechslung ins lange Eck und erlöste den HSV. Vom Kroaten werden wir in dieser Saison noch viel hören.

Verletzte und Sorgenkinder:

Lewis Holtby spielte sich in der vergangenen Saison endgültig in das Team von Bruno Labbadia. Einst ein leichtfüßiger Dribbler, ist er zuletzt im defensiven Mittelfeld als zweikampfstarker Antreiber in Erscheinung getreten. Ende Juni erlitt der 25-jährige einen Schlüsselbeinbruch und fehlt als Führungsspieler im Saisonstart. Nicht eingreifen konnte vorerst auch Emir Spahić aufgrund eines Bruchs der Augenhöhle. Der Abwehrchef wird aber bald wieder zur ersten Elf zählen.

Prognose:

Jedes Jahr neigt man dazu, dem Nordklub alles mögliche zuzutrauen. Jedes Jahr wird man enttäuscht. Da der HSV aber seine Offensiv-Abteilung mit Filip Kostić und Alen Halilović sehr gut verstärkt hat, schaffen die Hanseaten diesmal den Sprung in die obere Tabellenhälfte. Ob es für Europa reicht, hängt davon ab, ob bei den Rothosen in diesem Jahr die Ruhe einkehrt.