07.12.2016 17:37 Uhr

Bedingte Freude über Zuschauerplus der Liga

Die Publikumsmagneten unter sich: Sturm Graz zu Gast im neuen Stadion von Rapid Wien.
Die Publikumsmagneten unter sich: Sturm Graz zu Gast im neuen Stadion von Rapid Wien.

Die Österreichische Bundesliga freut sich in ihrer Halbzeit-Bilanz über ein Zuschauer-Plus von sechs Prozent. Sechs Klubs legten beim Zuschauerschnitt zu. So weit so gut. Aber: Vier verloren bei der Zuschauergunst, zwei davon massiv.

6.900 Zuschauer verfolgten im Schnitt ein Spiel der Bundesliga-Saison 2016/2017. Im Vergleich zum Vergleichszeitraum der vorangegangenen Spielzeit wird ein Plus von 5,93 Prozent verzeichnet. Der Zuschauerschnitt nähert sich dem Niveau der Saison 2011/2012 (7.066) an und nährt den Optimismus, dass das Tal durchschritten ist und die Bundesliga sich wieder größerer Beleibtheit erfreut. 

Das Zuschauer-Plus verdankt die Bundesliga nicht nur, aber besonders Rapid. Die Hütteldorfer eröffneten zu Saisonstart bekanntlich ihre neue Heimstätte und schraubten die Liga-Bestmarke weiter in die Höhe. Bisher kamen im Schnitt 21.801 Zuschauer pro Spiel in das Allianz Stadion. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 23 Prozent.

Mit dem unerwarteten Herbstmeister Sturm Graz (plus 14 Prozent) und Aufsteiger SKN St. Pölten (plus 80 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr in der Ersten Liga) verzeichneten zwei weitere Klubs einen markanten Zuschaueranstieg - aus einem naheliegendem Grund: Euphorie. In Wolfsberg (plus zehn Prozent) und in Altach, beim Sensationszweiten, gab es ebenfalls ein Plus von fünf Prozent. 

Auch die wegen des Umbaus der Generali Arena ins Ernst-Happel-Stadion abgewanderte Wiener Austria verzeichnete in der ersten Saisonhälfte einen leichten Anstieg des Zuschauerschnitts. Das überdimensionierte Prateroval verfälscht das Bild offenbar. Denn es waren kaum übermäßig gut besuchte Topspiele, welche die Veilchen herausrissen. 15.328 Zuschauer kamen zum Heim-Derby, im zweiten Duell bei Rapid waren es vergleichsweise 25.421. Die Besucher gegen Sturm (10.832), und Salzburg (5.373) hätten auch in Wien-Favoriten Platz gefunden. 

Warum aber fällt das Wachstum der Liga insgesamt dann nur mager aus?

Die Salzburger fielen hingegen um 15 Prozent ab und hinter die Austria auf den vierten Platz zurück. Seit 2014/2015 verliert der Serienmeister rasant Zuschauer. Damals kamen im Schnitt 10.013 Fans. Das brutale Fazit: Salzburg gewann seit 2013/2014 das Double aus Meisterschaft und Cup drei Mal en suite, nicht aber die Herzen der Fans.

Überhaupt hat der Liga-Krösus in der Ära Red Bull massive Einbußen verzeichnen müssen. 2006/2007 lagen die Salzburger mit 15.361 Zuschauer pro Spiel knapp vor Rapid (15.233). Die weitere Entwicklung könnte unterschiedlicher nicht sein.

Ried und die Admira verloren ebenfalls um je acht Prozent. Gerade im Innviertel ist das Ausbleiben der Fans ein unübersehbares Zeichen für den sportlichen Abwärtstrend. Ried ist längst nicht mehr "Best of the Rest" hinter den großen Vier, sondern kommt zuletzt immer wieder dem Abstiegskampf gefährlich nahe.

Gewaltig war vor allem der Verlust bei Schlusslicht SV Mattersburg. 2.712 Zuschauer im Schnitt bedeuten ein Minus von 53 Prozent. Zuletzt gab es einen derartigen Einbruch der Zuschauerzahlen im Burgenland nach dem Abstieg in die Erste Liga 2013.
>> Zuschauerstatistik 2016/2017 auf einem Blick

In ihrer Vision 2020 träumt die Bundesliga von im Schnitt 10.000 Zuschauern pro Spiel. Dreiundhalb Jahre bleiben zur Verwirklichung des Ziels. Die eben erst beschlossene Ligareform mag dabei helfen. Ob es am Format selbst liegt, sei dahingestellt.

Bereits 2007/2008 kratzte die Bundesliga am "10er-Schnitt". Mit Rapid, Salzburg, Sturm, dem LASK und Austria Kärnten lagen gleich fünf Vereine über dieser Marke. Die Wiener Austria war damals mit einem etwa gleich hohen Zuschauerschnitt wie heute nur Siebenter der Gesamtwertung. Dahinter lag mit im Schnitt 6.306 Zuschauern der Tiroler Traditionsklub. Bemerkenswerte Randnotiz: Mattersburg hatte 07/08 fast um 5.000 Zuschauer mehr pro Spiel als im Herbst 2016. 
>> Zuschauerstatistik 2007/2008 

Mehr dazu:
>> BL-Reform fixiert - Playoff kehrt zurück 

sk