29.03.2017 09:33 Uhr

Diekmeier: "Du denkst: Die machen wir fertig"

Dennis Diekmeier möchte mit dem HSV gern die Relegationsspiele vermeiden
Dennis Diekmeier möchte mit dem HSV gern die Relegationsspiele vermeiden

Dennis Diekmeier hat beim Hamburger SV schon einige Höhen aber auch jede Menge Tiefen durchgemacht. Jetzt schildert er eindrücklich seine Erlebnisse aus den Relegationsspielen mit den Hanseaten.

"Wir hatten die letzten fünf Spiele verloren, was uns Spieler richtig verunsichert hat. Mirko Slomka hat uns immer wieder Videos gezeigt, in denen wir Tore geschossen oder zusammen gefeiert haben, um uns an positive Situationen zu erinnern und diese Negativspirale zu durchbrechen", berichtete der 27-Jährige seine Erfahrungen aus der Saison 2013/2014, als es gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth ging. 

In der Kabine sei es nicht "totenstill" gewesen, wie man vielleicht hätte erwarten können. "Wir hatten Musik an, und wir waren auch heiß auf das Spiel", sagte Diekmeier: "Wir alle wussten, dass wir das Hinspiel zu Hause gegen Fürth auch hätten verlieren können. Das hatten wir vor dem Rückspiel auch im Kopf."

Eigentlich habe er als Erstliga-Profi gedacht: "Komm, die machen wir fertig." Aber er habe auch gewusst: "Alles ist möglich!"

Das Spiel sei dann zu Beginn nach dem Willen des HSV verlaufen: "Fürth war gut, aber wir haben früh das 1:0 gemacht, es dann aber verpasst, den Deckel drauf zu machen. Es kam der Ausgleich, dann fängst du an zu zittern. Irgendwann haben wir nur noch gemauert und gehofft", sagte der 27-Jährige und gab einen Einblick in sein Denken: "Im Kopf lief immer nur ab: Du darfst kein Tor mehr kriegen, du darfst kein Tor mehr kriegen. Das war hart, aber nicht zu vergleichen mit Karlsruhe. Das war brutal!"

Schlimmste und schönste Relegation zugleich

Im Relegationsspiel gegen den Karlsruher SC in der Saison 2014/2015 rettete sich der Nordklub schließlich erst in allerletzter Sekunde. "Das war so ein enormer Druck. Was da nach dem Freistoßtreffer von Marcelo Díaz in mir vorging, das kann man nicht beschreiben. Wie diese Last abfiel."

Im Vorfeld hätten ihn Mitspieler angesprochen und gefragt, wie Relegation ist. Aber Karlsruhe hätte er nie beschreiben können: "So eine Nervenschlacht! Wir haben auf das Tor gespielt, hinter dem unsere Fans standen. Kurz vor Schluss siehst du in ihren Gesichtern nur noch Enttäuschung und Wut."

Immer wieder sei der Blick zur Uhr gegangen: "Wie lange noch? Und du weißt: Du musst das Tor machen! Das war die schlimmste und schönste Relegation zugleich! Ich werde auch nie vergessen, wie ich nach der Relegation beim Friseur war, und alle im Salon haben mich in den Arm genommen. In Hamburg ist das extrem."

Das Medienecho und die Stimmung in der Stadt sei kaum zu greifen gewesen. "Überall hast du die Zeitungen gesehen, überall ging es nur um die [Bundesliga-]Uhr. Das kannst du nur schwer ausblenden."

Hoffnung für die aktuelle Saison

Für die laufende Spielzeit hingegen ist Diekmeier optimistisch, dass er nicht wieder eine Nervenschlacht mitmachen muss, obwohl der HSV zur Zeit auf Tabellenrang 16 steht. "Das Gefühl ist ein anderes als in den Vorjahren. Wir haben eine Wende eingeleitet und zuletzt viel gepunktet. Zusammenhalt und Stimmung im Kabinentrakt sind ganz anders als zu Saisonbeginn."