17.11.2017 08:47 Uhr

Startelf oder Bank: Wohin geht Embolos Reise?

Breel Embolo kam beim FC Schalke 04 zuletzt nicht oft zum Zuge
Breel Embolo kam beim FC Schalke 04 zuletzt nicht oft zum Zuge

336 Tage war Schalkes Sturmhoffnung Breel Embolo nach seiner schweren Verletzung in der Vorsaison außer Gefecht. Sogar ein Karriereende wurde befürchtet. Mittlerweile ist der Schweizer wieder fit und gab bereits sein Comeback für die Knappen. Doch wirkliche Einsätze bekam der teuerste Knappe aller Zeiten unter Coach Domenico Tedesco kaum.

Am vierten Spieltag war es soweit: Breel Embolo feierte bei Werder Bremen in der 80. Minute seine lang ersehnte Rückkehr auf den Rasen. Es folgten drei weitere Einwechslungen und sogar der erste Startelfeinsatz gegen Bayer Leverkusen Ende September. Dann wurde es plötzlich ruhig um ihn.

In den nächsten drei Ligaspielen kam er nicht zum Einsatz, gegen Wolfsburg verbannte Domenico Tedesco seinen bulligen Angreifer gar auf die Tribüne. Vor allem, um ihm einen Denkzettel zu verpassen und klarzumachen, dass auch er sich seine Einsätze erarbeiten muss. Wohin führt Embolos Weg auf Schalke also?

Kritik von Tedesco sitzt

"Breel stagniert momentan. Wir erwarten uns im Training noch flüssigere Bewegungen", war die unmissverständliche Ansage des Trainers Ende Oktober: "Er läuft zu wenig und kommt zu sel­ten in den roten Bereich." Vernichtend auch das Fazit nach Embolos Kurzeinsatz beim Pokalerfolg der Königsblauen bei Wehen Wiesbaden. Das anschließende Zeugnis: "Breel war im Pokalspiel nach acht Minuten platt", kritisierte Tedesco seinen Schützling.

Doch der 32-Jährige wollte ausdrücklich nicht nur den jungen Schweizer in die Pflicht nehmen. Auch sich selbst bezog er in die Kritik ein. "Vielleicht kam das Spiel zu früh. Es hat Begehrlichkeiten geweckt, bei Embolo und bei den Fans."

Anschließend habe Embolo "nicht seine beste Phase" gehabt. Doch genau eine solche gute Phase braucht der Angreifer, um sich einen festen Platz im Schalker Spiel zu ergattern. Unter Tedesco zählen dabei vor allem die Eindrücke aus dem Training. Drängt er sich dort auf, empfiehlt er sich automatisch für die erste Elf.

Die Konkurrenz schläft nicht

Genau das taten zuletzt seine beiden Hauptkontrahenten Guido Burgstaller und Franco di Santo. Ein Grund für die wenige Spielzeit Embolos ist deshalb auch die gute Form seiner Mitstreiter um einen Platz im königsblauen Angriff.

Publikumsliebling Burgstaller ist nach kleinen Verletzungen wieder voll da, trifft regelmäßig und ist mit drei Saisontreffern erfolgreichster Stürmer der Knappen. Während zuvor noch Embolo als Hoffnungsträger galt, liegt das Augenmerk schon längst auf dem umtriebigen Burgstaller.

Auch di Santo kam zuletzt besser in Fahrt. Nach 598 Tagen ohne Pflichtspieltor erzielte der Ex-Bremer im Pokal die Führung für S04 und stand zuletzt fünf Mal in Folge in der Startelf.

Kein Problem des Systems

Am Schalker Spielsystem wird es allerdings nicht liegen, dass Embolo außen vor bleibt. S04 hat unter Tedesco bisher zwei Offensivsysteme gespielt, mit einer oder mit zwei Spitzen. In beiden gibt es Positionen, die der 20-Jährige spielen kann.

Die zentrale Sturmspitze kann Embolo in jeder Formation geben, in einem Zwei-Mann-Sturm kann sich der Schweizer auch zurückfallen lassen. Zudem ist er auch auf dem rechten Flügel zuhause und könnte einen zentralen Stürmer von außen unterstützen. Eben diese Vielseitigkeit lies bei seinem Wechsel im Sommer 2016 hoffen.

Positive Zeichen und kleine Erfolgserlebnisse

In der jüngsten Vergangenheit gab es wieder einige positive Signale für den Jung-Nationalspieler. Beim 1:0-Sieg in Freiburg vor der Länderspielpause wurde Embolo eingewechselt und lag sich nach dem Schlusspfiff mit seinem kritischen Coach in den Armen.

"Ich bin sehr zufrieden mit Breel. Er ist aggressiv reingekommen, konnte die Bälle halten und hat die richtigen Impulse nach vorne setzen können", lobte Domenico Tedesco seinen Stürmer. Manager Christian Heidel war ebenfalls begeistert: "Das war der alte Em­bo­lo – mit Dy­na­mik und Wucht."

Auch im Nationaldress konnte Breel Embolo zuletzt Selbstvertrauen tanken. In den Playoffspielen gegen Nordirland qualifizierte er sich mit der Nati für die WM 2018 in Russland. Der Angreifer wurde zweimal eingewechselt und trug seinen Teil zum Erfolg der Eidgenossen bei.

Guardiola-Lockrufe zur Unzeit

Erfolg will Breel Embolo nun auch mit Schalke wieder haben. Bringt der Schweizer seine Leidenschaft und seinen Siegeswillen für seinen Verein auf den Rasen, werden andere Schlagzeilen sicherlich bald folgen. Schließlich wird seine Entwicklung auch in England genauestens beobachtet.

Verschiedene Medien berichteten jüngst, dass City-Manager Pep Guardiola ein Auge auf den Stürmer geworfen hat. Zukunfts- und Gedankenspiele, die für Embolo jedoch zur Unzeit kommen. Denn der 20-Millionen-Euro-Transfer muss sich erst einmal darauf konzentrieren, auf Schalke in die Spur zu kommen.

Sollten die jüngsten Denkzettel des Schalker Trainers ihre Wirkung nicht verfehlt haben, wird man mit Sicherheit bald den "alten Embolo" wieder häufiger sehen. Domenico Tedesco - und Pep Guardiola - wird es freuen.

Lennart Wegner