14.01.2018 11:22 Uhr

Rummenigge: "Werden Heynckes nicht kampflos aufgeben!"

Rummenigge peilt mit dem FC Bayern die nächsten Titel an
Rummenigge peilt mit dem FC Bayern die nächsten Titel an

Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge hat sich ausführlich über die derzeit großen Themen beim deutschen Fußball-Rekordmeister FC Bayern München geäußert.

Der Klubboss bezog bei "Sky Sport News HD" zu allen wichtigen Personalien Stellung. So stellte er in Aussicht, dass die spielenden Bayern-Legenden Arjen Robben und Franck Ribéry sich noch einmal berechtigte Hoffnungen auf einen neuen Vertrag machen können: "Es ist immer Part unser Philosophie gewesen, Verträge mit Spielern jenseits der 30 nur um ein Jahr zu verlängern. Man muss das Thema mit einer gewissen Ruhe und Geduld angehen." 

Rummenigge erkannte aber, dass der Niederländer und der Franzose durchaus noch mit Leistungen zu überzeugen wissen. "Man muss abwarten, wie sie in den nächsten Monaten spielen. Ich habe nicht den Eindruck, dass Franck oder Arjen da Probleme mit haben, dass diese Entscheidung erst in ein paar Monaten fallen wird", so der Bayern-Macher weiter. 

Als möglicher Neuzugang beim deutschen Serienmeister wurde zuletzt immer wieder Leon Goretzka vom FC Schalke 04 gehandelt. Das große Interesse am 22-jährigen Nationalspieler bestätigte Rummenigge: "Wir wären ja im falschen Film, wenn wir uns mit einem solchen Spieler nicht auseinandersetzen würden. Ich habe gehört, er wird sich in den nächsten Tagen entscheiden. Es wäre natürlich schön, wenn er sich für den FC Bayern entscheiden würde."

Titelrennen schon im Januar vorentschieden

Die jüngste sportliche Erfolgsserie in der Bundesliga hat beim 62-Jährigen derweil für große Gelassenheit und großes Selbstvertrauen gesorgt. "Es ist das sechste Jahr in Folge, in dem wir praktisch kontinuierlich auf Platz eins stehen. Die Deutsche Meisterschaft wird nur noch über den FC Bayern gehen", zeigte sich Rummenigge entschlossen. 

Der gebürtige Lippstädter räumte aber ein, dass er sich bisweilen durchaus mehr Spannung im Meisterrennen wünschen würde: "Mir wäre es lieber, wenn sich die Konkurrenz ein Stück mehr an uns reiben würde. Aber das ist nicht so einfach. Wenn Bayern München mal am Laufen ist, ist es schwer, ihn zu stoppen." Zuletzt hatten sich die größten Rivalen im deutschen Oberhaus wie Borussia Dortmund, RB Leipzig und Schalke 04 immer wieder Aussetzer erlaubt und weisen mittlerweile einen großen Rückstand in der Tabelle auf. 

Der Klub vertraut Heynckes - auch nächste Saison?

Der Vorstands-Boss der Bayern erklärte außerdem noch einmal, wie es im Herbst des vergangenen Jahres zum Trainerwechsel gekommen war: "Die Spielweise war nicht mehr so fc-bayern-like, wie man es gewohnt war. Ich würde sagen, mit der Ankunft von Jupp ist die Lage wieder gedreht worden. Die Mannschaft vertraut ihm, der ganze Klub vertraut ihm. Jupp ist der Schlüssel dessen, was wir hier gerade erleben. Er ist ein Mensch, der sehr viel Wert auf Harmonie und Loyalität legt."

Unter dem Trainer-Oldie Heynckes legten die Bayern zum Ende der Rückrunde eine formidable Siegesserie hin, die für einen komfortablen Vorsprung von mittlerweile 13 Punkten gesorgt hat. Der ehemalige Bayern-Stürmer Rummenigge unterstrich erneut, dass er sich ein Engagement des 72-jährigen Heynckes auch über den Sommer hinaus weiterhin wünscht: "Wir haben einen Trainer, der von 17 Spielen 16 gewonnen hat. Wir wären ja schlecht beraten, wenn wir diesen Mann kampflos aufgeben würden. Und das werden wir auch nicht tun!", versicherte er gegenüber "Sky Sport News HD". 

Klar ist bislang, dass es ab Juli 2017 nach zuletzt Pep Guardiola und Carlo Ancelotti keinen ausländischen Cheftrainer auf der Bayern-Bank geben wird. Dass beispielsweise der aktuell vereinslose Thomas Tuchel auch weiter eine Option ist, wurde von Rummenigge nicht dementiert: "Ich glaube, dass er grundsätzlich ein sehr guter Trainer ist. Das hat er vor allem bei Borussia Dortmund auch bewiesen." Der Tuchel vorauseilende Ruf, neben fachlich höchster Expertise auch immer ein gewisses Konfliktpotenzial zu seinem Klub mitzubringen, kommentierte Rummenigge mit einem Lächeln: "Schwierige Typen waren wir alle irgendwann mal."

Rummenigge über Hoeneß: "Es wurde auch mal die Tür geknallt"

Elementar für den Turnaround im größten Fußballverein Deutschland sei auch das befriedete Verhältnis der Bayern-Macher Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß gewesen: "Es war wichtig, dass wir wieder zusammengefunden haben. Es gab es auch Situationen, in denen mal die Tür geknallt wurde oder der eine oder andere etwas lauter wurde. Die Qualität und Philosophie von Uli ist für den Klub sehr wichtig und ist am Ende des Tages für den Klub auch sehr fruchtbar", berichtete Rummenigge über die ersten Monate nach der Rückkehr von Hoeneß auf den Präsidentenstuhl des Klubs.

Spätestens seit der Heynckes-Rückkehr haben die Freunde aber wieder zusammengefunden: "Wir wären schlecht beraten, wenn wir auf die Erfahrung von Uli nicht zurückgreifen würden. Das Verhältnis zwischen uns ist intakter denn je. Wir waren immer eng befreundet und haben viele Dinge gemeinsam erlebt. Wir kennen uns in- und auswendig." 

Rummenigge fordert "Europäsches Financial Fair Play 2.0"

Die jüngsten Entwicklungen auf dem Transfermarkt und bei den Spielergehältern ist indes von Rummenigge erneut heftig kritisiert worden. Zu den explodierten Ablösesummen in den letzten Transferperioden meinte er: "Wir werden uns einen Neymar-Transfer nicht erlauben können, weil wir diese unglaubliche Kohle gar nicht zur Verfügung haben." 

Große Sorgen, dass der deutsche Branchemprimus auf Dauer den Anschluss an die internationale Spitzenklasse verlieren könnte, habe der Bayern-Boss aber keine: "Ich habe keine Angst, dass wir in Europa bald keine große Rolle mehr spielen. Der Transfermarkt ist, wie er ist. Das entscheidende Kriterium ist, dass wir die Wettbewerbsfähigkeit aufrecht erhalten. Es ist eine wichtige Aufgabe der UEFA und der europäischen Politik, hier tätig zu werden."

Er forderte in diesem Zusammenhang eine Neuausrichtung des europäischen Financial Fair Play und mehr Limitierungs- oder Sanktionsmöglichkeiten der Verbände und Institutionen.