15.04.2018 13:05 Uhr

Nagelsmann findet Kritik an Kovac "verwerflich"

Seite an Seite: Niko Kovac (l.) und Julian Nagelsmann
Seite an Seite: Niko Kovac (l.) und Julian Nagelsmann

In "Wontorra - der Fußball-Talk" äußerte sich Julian Nagelsmann, Trainer des Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim, bei "Sky" unter anderem zum kommenden Bayern-Coach Niko Kovac. Die wichtigsten Aussagen:

Julian Nagelsmann (Trainer 1899 Hoffenheim) ...

... zur Verpflichtung von Kovac als Bayern-Trainer: "Mein Vertrag wurde auch an einem Tag gemacht - ohne jedes Vorgespräch. Ich möchte dem Niko da schon ein bisschen zur Seite springen, nicht nur weil er ein Kollege ist, ich schätze ihn auch sehr. In seinem Vertrag war scheinbar eine Klausel für Bayern München, das war vielleicht bei der Verlängerung noch nicht so konkret, aber in den vergangenen sechs Wochen wird er sich schon seine Gedanken gemacht haben, was passiert, wenn der Anruf kommt. Dann ist die Entscheidungskette nicht mehr so lang. Die Trainer- und Scoutinggespräche sind heute nicht mehr so an der Tagesordnung wie vielleicht noch vor zwanzig Jahren. Bei Niko Kovac erkennt man ein Konzept. Sie kennen seinen Charakter, weil er bei ihnen gespielt hat. Die Liga ist so transparent, man kann alles beobachten. Grundsätzlich erkennt man am Spieltag bei Niko viel, wenn man die Spiele genau beobachtet. Der FC Bayern weiß, was er bekommt."

... zur Frage, ob er Verständnis für Bobic' Ärger hat: "Ich will das gar nicht bewerten, weil ich von der Chronologie keine Ahnung habe. Ich will das nur aus Nikos Sicht ein bisschen schildern. Dass es die Klausel gab, zeigt, dass es schon früh Gedankenspiele gab, falls der FC Bayern anruft. Aber ich will nicht bewerten, ob Bobic zu Recht oder zu Unrecht sauer ist. Natürlich verliert er einen sehr erfolgreichen Trainer, da würde keiner Hurra schreien."

... zur Identifikation im Fußball: "Ich glaube nicht, dass die Identifikation verloren geht. Niko Kovac ist ja auch noch in Frankfurt. Das ist kein Fußballproblem. Das ist in der Wirtschaft das Gleiche. Wenn ein Unternehmen kommt, das eine rosigere Zukunft verspricht, dann gehen zum Beispiel auch Journalisten zu einem Sender oder einer Zeitung, die mehr bezahlen. Ich finde es alles andere als verwerflich, dass er zu Bayern zieht. Ich finde es eher verwerflich, dass man ihn jetzt so in die Pfanne haut, weil er zu Bayern geht."

... zu seiner Aussage, "Bayern München würde ihn noch ein bisschen glücklicher machen": "Die Aussage würde ich auch heute immer noch so treffen. Da ging es um eine Zukunftsvision. Ich will irgendwann einen ganz großen Klub trainieren. Ich habe da in einem Interview sieben oder acht Vereine aufgezählt und gesagt, der FC Bayern steht vielleicht noch ein bisschen über den anderen, auch weil meine Frau und mein Kind dort sind."

... über die Leistungen seines ehemaligen Spielers Sandro Wagner bei Bayern München: "Ich bin ganz froh, dass er funktioniert. Sonst hätten viele gesagt, dass wir in Hoffenheim etwas falsch gemacht haben. Für ihn ist mit dem Wechsel ein Traum in Erfüllung gegangen. Bei Bayern hat er die Chance, viele Tore zu machen, auch wenn er nicht immer spielt, weil die Mitspieler vielleicht auch ein bisschen besser sind. Dass er mit zur WM will, hat er gestern wieder bekräftigt."

... zur Kritik an der Attraktivität der Bundesliga: "Man muss auch eine destruktive Spielweise anerkennen. Denn es ist auch schwierig in der Bundesliga, weil man für eine attraktive Spielweise selten belohnt wird. Wen du mit einer offensiven Taktik verlierst, liest du am nächsten Tag 'Nagelsmann wählt blauäugige Teenie-Taktik'. Weniger in Überschriften zu denken, würde vielen gut tun."