17.09.2023 11:09 Uhr

"Brutal gut": Schalke lebt noch

Schalke 04 feierte gegen Magdeburg einen immens wichtigen Sieg
Schalke 04 feierte gegen Magdeburg einen immens wichtigen Sieg

Nach einer halben Stunde klinisch tot, am Ende eines Fußball-Spektakels mit Herz und Schmerz aber wieder unter den Lebenden: Mit großen Emotionen hat Schalke 04 Wiederauferstehung gefeiert. "Wir müssen das aufsaugen", sagte Matchwinner Sebastian Polter nach dem wilden 4:3 (1:2)-Heimsieg des böse abgestürzten Bundesliga-Absteigers gegen den 1. FC Magdeburg, "weil wir das in dieser Saison noch nicht hatten".

Sogar etwas länger nicht: Einen 0:2-Rückstand hatten die Königsblauen zuletzt beim 3:2 im Mai 2022 gegen den FC St. Pauli noch gedreht - bei ihrer letzten Aufstiegsparty. So weit sind Polter und Co. noch lange nicht. Ob sie im nächsten Frühjahr feiern dürfen, ist eher fraglich. Trotzdem war die Stimmung bei 61.755 Zuschauern in der Schalker Arena ähnlich aufgewühlt. Denn die noch junge Saison hätte auch schon nach sechs Spielen in Schutt und Asche liegen können.

"Der Sieg tut brutal gut", sagte Mittelfeldspieler Paul Seguin bei Sky. Und Trainer Thomas Reis, nach dem Fehlstart mit nur einem Sieg aus den ersten fünf Runden bereits in der Kritik, meinte mit einer Mischung aus Trotz und Erleichterung: "Uns wurden viele Dinge vorgeworfen. Heute hat man gesehen, dass es in der Mannschaft passt."

Langer "wie ein junger Gott"

Hätte allerdings nicht Schalkes ältester Zweitligaspieler der Vereinsgeschichte in der insgesamt 106. Spielminute den Ball noch von der Linie gekratzt, wären die Vorwürfe wieder lauter geworden. Der 38-jährige Michael Langer, eigentlich vierter Torwart, hielt, für den unter Tränen ausgewechselten Marius Müller aufs Feld gekommen, den Sieg in der Nachspielzeit fest - "wie ein junger Gott", wie Doppeltorschütze Polter schwärmte.

Ganz alt hatten die Schalker in den ersten 30 Minuten ausgesehen, als die spielerisch starken Magdeburger die schlichte Reis-Taktik aus den Angeln hoben und nach einem Doppelpack von Silas Gnaka (16./27.) auf dem Weg an die Tabellenspitze waren. Fehler der Gäste ermöglichten Polter (40.) und Derry John Murkin (62.) den Ausgleich und brachten "eine tote Mannschaft wieder ins Spiel rein", wie der Ex-Schalker Luca Schuler befand. Nach dem erneuten Rückstand durch den gebürtigen Gelsenkirchener Connor Krempicki (67.) trugen die "Flucht nach vorne" (Polter) und die Wucht der Kulisse Königsblau dank Thomas Owejans Freistoß (69.) und Polters Foulelfmeter (79.) noch zum Sieg.

Spielerische Klasse, taktische Ordnung? Weiter Fehlanzeige - selbst in Überzahl nach Rot für Daniel Heber (77.). Die Krise beim Absteiger ist allenfalls unterbrochen, aber noch längst nicht beendet. Und Reis steht weiter unter Druck, auch wenn Sportdirektor Andre Hechelmann schon vor dem Spektakel eine Jobgarantie für den Trainer ausgesprochen hatte.