26.09.2013 15:47 Uhr

Guardian: Todesfälle bei Gastarbeitern für WM 2022

WM in Katar: Skandal um Gastarbeiter
WM in Katar: Skandal um Gastarbeiter

Skandal um die Fußball-WM 2022: Der gewaltige Bauboom in Katar vor der Austragung der Endrunde führt laut einer Recherche der englischen Tageszeitung Guardian zu einer katastrophalen Lage der nepalesischen Gastarbeiter im Emirat.

Innerhalb von zwei Monaten sollen 44 Menschen gestorben sein - die Hälfte davon an Herzversagen aufgrund der Arbeitsbedingungen und der teils unmenschlichen Hitze. Bei einem "großen Bauprojekt" für die WM, die schon wegen des Austragungstermins stark umstritten ist, soll demnach Zwangsarbeit im Spiel sein. Die Zeitung bezieht sich auf Dokumente der nepalesischen Botschaft.

Der Internationale Gewerkschaftsbund IGB hat laut Guardian den Tod von Gastarbeitern untersucht, die auf dem Weg zur WM in Stärke von bis zu 2,2 Millionen Menschen in Katar erwartet werden, vor allem aus Nepal, Sri Lanka und Indien. Zu erwarten seien schlimmstenfalls 600 Todesfälle im Jahr, falls die Regierung nicht umgehend handle. Der IGB verweise auf harte, gefährliche Bedingungen und eine slumähnliche Unterbringung. Krankheiten und Hunger seien an der Tagesordnung.

"Mindestens ein Gastarbeiter pro Tag in Katar stirbt"

"Die katarischen Behörden tun in dieser Sache nichts, was Substanz hat", wird die IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow (Australien) zitiert. Die Zahlen zeigten, dass "mindestens ein Gastarbeiter pro Tag in Katar stirbt. Beim Ausbleiben von echten Maßnahmen wird der Anstieg der ausländischen Kräfte um 50 Prozent mit einem Anstieg der Todesfälle einhergehen". Laut IGB befinden sich derzeit 1,2 Millionen ausländische Arbeiter in Katar, eine weitere Million wird bis zur WM erwartet.

Die IGB appellierte an den Weltverband FIFA, eine klare Botschaft auszusenden, dass "sie nicht erlaubt, die WM auf dem Rücken eines Systems moderner Sklaverei aufzubauen. Das ist derzeit die Realität Hunderttausender Gastarbeiter." Bereits im März hatte Burrow der Bild-Zeitung gesagt, Katar sei ein "Sklavenhändler-Staat. Um die Infrastruktur zu bauen, werden wahrscheinlich mehr Arbeiter sterben als die 736 Fußballer, die bei der WM auf dem Rasen stehen".

WM-OK: "Wir sind entsetzt"

Der Guardian hat recherchiert, dass zwischen 4. Juni und 8. August 44 nepalesische Arbeiter gestorben sind, häufig an Herzversagen oder bei Unfällen auf den Baustellen. Teilweise sollen Arbeitgeber Löhne zurückhalten, die Pässe einziehen oder den Arbeitern bei bis zu 50 Grad Gratis-Wasser verweigern. Die indische Botschaft berichtet von 82 toten Landsleuten von Januar bis Mai dieses Jahres, 1480 Menschen hätten sich in der Botschaft beschwert. Von 2010 bis 2012 sollen mehr als 700 indische Arbeiter gestorben sein.

 

In einer ersten Reaktion drückt das WM-Organisationskomitees sein Entsetzen über die Informationen aus: "Wie jeder, der die Bilder und Videos sieht und den entsprechenden Artikel liest, sind wir entsetzt über den Befund des Guardian-Berichts. Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass Arbeiter in Katar oder sonstwo so behandelt werden". Weiter betont das OK: "Die Gesundheit, Sicherheit und das Wohlbefinden eines jeden Arbeiters in der Vorbereitung auf die WM 2022 ist für das OK von größter Wichtigkeit. Das Turnier soll dabei helfen, eine Verbesserung des Lebens der Arbeiter in Katar herbeizuführen"

sid