03.02.2017 16:16 Uhr

"Löwen-Babys" greifen nach den Sternen

Hugo Broos (l.) will mit Kamerun den Afrika Cup gewinnen
Hugo Broos (l.) will mit Kamerun den Afrika Cup gewinnen

Ohne Stars und mit einem wenig bekannten Trainer ist Kamerun in das Finale des Afrika Cups gestürmt. Gegen Rekordsieger Ägypten wollen die "unzähmbaren Löwen" nun den fünften Titel.

Kein Samuel Eto'o, kein Eric Maxim Choupo-Moting, kein Joel Matip - aber ein hungriges Rudel von "Löwen-Babys", das Kameruns Fußball endlich wieder mit Stolz erfüllt. Nach neun langen Jahren steht der viermalige Champion wieder im Finale des Afrika Cups. Im Duell mit Ägypten am Sonntag (ab 20.00 Uhr im sport.de-Liveticker) soll der ganz große Coup gelingen. Mit einer Mannschaft, die vor allem durch ihren Spirit besticht.

"Ich bin sehr glücklich für mein Team, es ist eine außerordentliche Gemeinschaft auf und abseits des Rasens", sagte Trainer Hugo Broos nach dem etwas überraschenden 2:0 (0:0)-Sieg im Halbfinale gegen Ghana. Im Februar 2016 hatte er den Posten übernommen, nun winkt bereits der erste Titel: "Von Beginn des Turniers an haben wir gezeigt, dass wir in jedem Spiel bis zum Ende weitermachen."

Schäfer holte zuletzt den Cup mit Kamerun

Winfried Schäfer, der Kamerun 2002 zuletzt zum Titel geführt hatte, ist begeistert von der Einstellung seiner Erben. "Kamerun hat mit einer deutschen Mentalität gespielt, die wollten unbedingt gewinnen. Sie haben nicht schön, aber effektiv gespielt", sagte der 67-Jährige dem "SID" nach dem Halbfinale. Jetzt sei alles möglich.

Der Belgier Broos hat die zuvor zahnlos "unzähmbaren Löwen" wiederbelebt. Nach den Absagen prominenter Akteure wie Schalkes Choupo-Moting und Liverpools Matip formte der selbst recht unbekannte Trainer ein Team, das als echte Einheit auftritt. "Es ist das erste Finale für mich und das erste für viele meiner Mannschaftskameraden", sagte Stürmer Christian Bassogog, 21, nach dem Einzug ins Endspiel. Der Stürmer von Aalborg BK ist einer von vielen Spielern der Zentralafrikaner, die nur absoluten Experten geläufig sind. Aus der 2. Bundesliga stehen Jacques Zoua vom 1. FC Kaiserslautern, Edgar Salli vom 1. FC Nürnberg und Franck Boya von 1860 München im Kader.

Broos will ohne Stars erfolgreich sein

Jahrelang hatte Kamerun auf die Kraft seiner Stars gesetzt. Schillernde Profis wie Eto'o, Stéphane Mbia oder Alex Song gaben den Ton an, sie spielten für den FC Barcelona, den FC Sevilla und den FC Arsenal. Dennoch wurden die Anhänger der Löwen kaum verwöhnt. Bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 schied Kamerun jeweils ohne Punktgewinn aus - in Brasilien noch vom langjährigen Bundesligacoach Volker Finke betreut.

Auch die vergangenen Afrika Cups waren eine einzige Enttäuschung. Der letzte Titel liegt 15 Jahre zurück. Damals stand der Mann mit der Mähne an der Seitenlinie: Winnie Schäfer. "2002 habe ich mit Kamerun zuletzt den Titel geholt, es wird mal wieder Zeit", sagte er: "Ägypten hat von den Namen her eine sehr, sehr gute Mannschaft und traditionell eine gute Ordnung. Aber Kamerun kann befreit aufspielen - und ist sicher nicht chancenlos."

Mit Ägypten wartet der Rekordtitelträger

Nun bastelt Broos eifrig an seinem Heldenstatus. Nach den Treffern von Michael Ngadeu-Ngadjui und Bassogog träumen die Fans von einer Rückkehr auf Afrikas Thron. Nicht nur am Spielort Franceville brach euphorischer Jubel aus. Auch in Douala, der größten Stadt Kameruns, tanzten die Menschen ausgelassen feiernd auf den Straßen.

Im Finale müssen sie sich aber auf harte Gegenwehr des Rekordchampions Ägypten einstellen. Beim siebenmaligen Afrikameister wird erneut Torhüter Essam El-Hadary im Mittelpunkt stehen, der im Halbfinal-Krimi gegen Burkina Faso zum Helden der "Pharaonen" aufstieg. Beim 4:3 nach Elfmeterschießen wehrte der 44-Jährige zwei Schüsse ab.