26.04.2024 15:17 Uhr

Darum ist Bayer Leverkusen besser als der FC Bayern

Bayer Leverkusen beendete die Meisterserie des FC Bayern
Bayer Leverkusen beendete die Meisterserie des FC Bayern

Bereits am 29. Bundesliga-Spieltag stand fest: Bayer Leverkusen ist der neue Deutsche Meister. Der Abstand zum FC Bayern betrug da bereits 16 Punkte. Doch ist Leverkusen wirklich so viel besser, wie die Tabelle vorgibt? Wir haben uns 30 Statistiken angeschaut und verglichen.

In der Spielweise ähneln sich die beiden Bundesliga-Topteams sehr. Mit über 62 Prozent Ballbesitz dominieren der FC Bayern und Leverkusen ihre Gegner: Sie verlieren die wenigsten Bälle und spielen die meisten sowie die genauesten Pässe.

Sobald es Richtung Tor geht, zeigen sich die Münchner aber noch dominanter. Sie schießen pro Spiel fast 20 Mal in Richtung Tor, schlagen über 30 Flanken und legen circa 15 erfolgreiche Dribblings hin.

So spielt der FC Bayern fast fünf Großchancen pro Spiel heraus. Auch wenn in Sachen Genauigkeit und Chancenverwertung noch Luft nach oben ist, erzielten Harry Kane und Co. insgesamt 86 Treffer. Das sind zwei mehr als die Statistik der expected Goals (xG) berechnet hat.

 

Auch Leverkusens Offensive ist mit 73 erzielten Toren sehr stark, liegt in den genannten Statistiken jedoch meist hinter dem Rekordmeister.

Bayers Abwehr besser als die des FC Bayern

Doch wie heißt es so schön: Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive gewinnt Meisterschaften. Auch Leverkusen glänzte vor allem mit einer konstant starken Defensivleistung.

In der Zweikampf- und Foulstatistik haben zwar wieder die Münchener die Nase vorne, doch Bayers Abwehr lässt die wenigsten Schüsse zu, hat mit Abstand die wenigsten Gegentore und die meisten Zu-Null-Spiele. 

Möglicherweise spielte ihnen auch das neue "Neverlusen"-Image in die Karten. Denn während sich die Bayern-Gegner besonders effektiv zeigten, bekamen vor dem Bayer-Tor viele Stürmer weiche Knie: Nach der errechneten Chancenqualität des Gegners (expected Goal against, xGa), hätte Leverkusen sieben Tore mehr kassieren müssen und der FC Bayern rund fünf Tore weniger.

Zu viele individuelle Fehler beim FC Bayern

Insgesamt waren die Bayern einfach nicht so konstant wie der neue Meister aus Leverkusen. Schuld sind vor allem individuelle Aussetzer. Sechsmal führte ein solcher Fehler zu einem Gegentor, nur Gladbach und Darmstadt patzten häufiger. Hinzu kommen vier verursachte Strafstöße und zwei Platzverweise.

Sinnbildlich war die Szene am 22. Spieltag in Bochum: Der bereits gelb-verwarnte Dayot Upamecano traf in der 78. Minute Schlotterbeck mit dem Ellenbogen im Gesicht. Es gab Gelb-Rot für den Bayern-Spieler und Elfmeter für Bochum. Diesen verwandelte Stöger zur 3:1 Vorentscheidung. Drei weitere Elfmeter verursachten die Bayern bislang - zwei davon wurden verwandelt. Leverkusen handelte sich hingegen weder einen Platzverweis, noch einen Elfmeter ein.

Ein weiteres Bayern-Manko ist die hohe Anfälligkeit bei Kontern. Siebenmal wurden sie ausgekontert. Auch Leverkusens Abwehrkette steht meist sehr hoch, hat allerdings erst ein Kontertor kassiert. Der letzte Platz in der Laufstatistik könnte ein weiteres Indiz für eine zu niedrige Defensivbereitschaft beim FC Bayern sein.

Neben den Feldspielern müssen auch die Torhüter kritisch betrachtet werden. Summiert man die Torwahrscheinlichkeit aller abgegebenen Schüsse (post shot expected Goals, PsxG) hätte Leverkusen circa 25 Tore kassieren müssen. Hrádecký und Kovar verhinderten jedoch 5 Gegentore mehr als vorhergesagt. Anders beim FC Bayern: Hier mussten Neuer und Ulreich dreimal öfter hinter sich greifen, als vom Statistik-Modell berechnet.

Am Ende konnten die Bayern zehn Spiele nicht gewinnen, während Leverkusens Ungeschlagen-Serie auch nach 30 Spieltagen besteht. Die Bayern dominieren zwar die Gesamtzahlen, aber zu viele individuelle Fehler kosteten den Münchnern entscheidende Punkte im Meisterschaftsrennen und Trainer Thomas Tuchel den Job. Bayer Leverkusen belohnte sich hingegen für eine unfassbar konstante Saison mit ihrem ersten Meistertitel.

Leonard W. Brockes