13.10.2017 12:50 Uhr

Katalonien-Krise: Barça vor Spießrutenlauf

Das Camp Nou blieb wegen des Referendums in Barcelona beim letzten Heimspiel leer
Das Camp Nou blieb wegen des Referendums in Barcelona beim letzten Heimspiel leer

Ein Meer von Fahnen in den spanischen Nationalfarben, ein gellendes Pfeifkonzert zum Empfang und jede Menge Hasstiraden gegen Katalonien: Wenn der ruhmreiche FC Barcelona am Samstagabend erstmals nach dem Unabhängigkeitsreferendum der Katalanen am 1. Oktober in der spanischen Hauptstadt antritt, muss sich der Tabellenführer der Primera División bei seinem ersten Gastspiel im Wanda Metropolitano bei Atlético Madrid auf einen Gang durch die Hölle einstellen.

"Es ist ein Punkt erreicht, der für niemanden gut ist. Die Verantwortlichen müssen aber das Problem lösen", sagte Barça-Ikone Andrés Iniesta angesichts der politischen Spannungen im Königreich. Der 33-Jährige erinnerte sichtlich aufgewühlt an das Ligaspiel vor zwei Wochen, als Barça am Tag des Referendums gegen UD Las Palmas aus Sicherheitsgründen vor leeren Rängen spielen musste.

Auf Druck der Liga hatte der Klub, der sich Tage später dem Generalstreik in seiner Region anschloss, das Geisterspiel durchgeführt.

"Das war einer der schlimmsten Momente, die wir erlebt haben. Es war ein bisschen surreal", fügte Iniesta vor allem auch mit Blick auf die rund 900 Verletzten an, die es bei Auseinandersetzungen zwischen Separatisten und der Polizei zu beklagen gab.

Lage in Spanien angespannt

Obwohl der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont unter der Woche ein wenig Druck vom Kessel genommen hat, ist die Lage nach wie vor aufgeheizt.

Die spanische Regierung unter Ministerpräsident Mariano Rajoy hat der Regionalregierung in Barcelona ein Ultimatum gestellt: Bis Montag muss diese formal klarstellen, ob sie die Unabhängigkeit der Region erklärt hat oder nicht.

Vor diesem Hintergrund will Barcelona mit seinem katalanischen Nationalhelden Gerard Piqué, der sich trotz schlimmer Anfeindungen öffentlich für die Unabhängigkeit einsetzt, seine Siegesserie bei Atlético fortsetzen.

"Wir konzentrieren uns auf das Sportliche", sagte Trainer Ernesto Valverde, wohlwissend, dass das in diesen turbulenten Tagen gar nicht möglich ist.

Piqué Engagement "bewundernswert"

Piqué erhält vor dem Match in der Hauptstadt ausgerechnet von Atlético-Ass Filipe Luís Unterstützung. "Ich bin ein Fan von Piqué - auch, wenn ich oft nicht mit dem, was er sagt, einverstanden bin", sagte der Abwehrspieler und fügte anerkennend hinzu: "Das ist bewundernswert. Hoffentlich gibt es bald mehr solcher Fußballer."

Dennoch muss Piqué mit einem Spießrutenlauf rechnen, auch wenn ein Teil der Atlético-Fans in den sozialen Netzwerken dazu aufruft, das Spiel nicht zu politisieren.

"Unsere Flagge ist rot und weiß"

Unter dem Hashtag "Unsere Flagge ist rot und weiß" richten sie den Fokus auf die sportliche Rivalität zwischen den nach sieben Spieltagen ungeschlagenen Rojiblancos und Spitzenreiter Barcelona, der angeführt vom derzeit überragenden Lionel Messi seinen Startrekord von sieben Siegen ausbauen will.

Dass Barcelona, das bei einer Abspaltung Kataloniens den Ausschluss aus La Liga fürchten muss, derzeit offenbar seine Fühler nach Atlético-Torjäger Antoine Griezmann ausstreckt, dürfte die Antipathie gegen die Gäste in der neuen Arena noch verstärken.

Die Barça-Anhänger werden nicht dagegenhalten können: Nur 250 Gästefans sind bei diesem brisanten Spitzenspiel zugelassen.