18.04.2018 11:51 Uhr

Jemen: Fußballwunder inmitten von Leid und Krieg

Die jemenitische Nationalmannschaft sorgt für positive Schlagzeilen in Zeiten des Krieges
Die jemenitische Nationalmannschaft sorgt für positive Schlagzeilen in Zeiten des Krieges

Der Krieg erschüttert den Jemen seit drei Jahren. Nun sorgt die Fußball-Nationalmannschaft im ärmsten Land der arabischen Halbinsel abseits der schrecklichen Geschehnisse für positive Nachrichten und bringt etwas Freude zurück.

Schutt und Asche liegen auf dem Spielfeld, wo eigentlich der Ball rollen soll. Der Anblick der vom Krieg zerstörten Stadien im Jemen lässt aber nicht einmal ansatzweise das derzeitige Leid der Menschen im ärmsten Land der arabischen Halbinsel erahnen. Doch ausgerechnet der Fußball bringt in diesen schweren Zeiten etwas Freude in das Land, das seit mehreren Jahren von einer der größten humanitären Katastrophen der Welt erschüttert wird.

Erstmals in ihrer Geschichte hat sich die Fußball-Nationalmannschaft des Jemen für die Asienmeisterschaft qualifiziert. Es ist ein kleines Wunder, das die jemenitische Auswahl vollbracht hat. Denn bisher feierte die nationale Presse die Mannschaft lediglich für "ehrenhafte Niederlagen".

Nun folgte endlich ein Erfolg, der mehr als die Teilnahme beim 2019 stattfindenden Turnier in den Vereinigten Arabischen Emiraten bedeutet. "Die Qualifikation hilft jungen Menschen ihr Lächeln zurückzufinden und Teile ihres schweren Schicksals zu vergessen", sagt ein Anhänger aus Aden der französischen Nachrichtenagentur "AFP".

Mehr als 50.000 Verletzte in der Folge des Krieges

Der Krieg erfasst den Jemen seit drei Jahren. Fast 10.000 Menschen verloren in Folge des Konflikts zwischen Rebellen und der Regierung ihr Leben, mehr als 50.000 Menschen wurden nach Angaben der Vereinten Nationen verletzt. 8,4 Millionen Menschen drohen ihrem Hungerleiden zu erliegen.

Eine von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition versucht, große Teile des Landes von den durch den Iran unterstützten Huthi-Rebellen zurückzugewinnen. Die Leidtragenden des Konflikts sind die Menschen, vor allem die Kinder sind schwer betroffen. An Fußball denkt im Jemen eigentlich kaum jemand. Stadien wurden zu Waffendepots oder Kasernen umfunktioniert, der nationale Ligabetrieb ist längst gestoppt.

Die jemenitische Nationalmannschaft trainiert in Katar und profitiert dort von der guten Infrastruktur auf internationalem Niveau. Kritische Töne, der Krieg habe die Qualifikation des Jemen deshalb begünstigt, wollen sich die Menschen nicht gefallen lassen. "Die Qualifikation ist ein Erfolg der sehr talentierten jemenitischen Spieler", sagt Abdel Salam al-Saadi, ein Trainer aus der gesetzlichen Hauptstadt Sanaa.

Fußball lebt im Krisenland weiter

Auch die U16-Nationalmannschaft qualifizierte sich für die Asienmeisterschaft in diesem Herbst. Der Fußball im Jemen sei nicht tot, betont Amateurspieler Fadel Wassabi. Auch wenn er hinzufügt, dass ein Training schwierig sei, "wenn du mitten im Krieg deine Lebensgrundlagen sichern musst".

Im kommenden Jahr wollen die besten Fußballer des Landes das Leid bei der Asienmeisterschaft zumindest kurzzeitig hinter sich lassen. Sie wollen einfach nur Fußballspielen - hoffend, dass der Krieg in der Heimat bald ein Ende hat.