05.06.2019 19:18 Uhr

Sané stichelt: In England "überhaupt keine Fannähe"

Leroy Sané lobte das öffentlich Training des DFB-Teams
Leroy Sané lobte das öffentlich Training des DFB-Teams

Volksfeststimmung am Tivoli: Marco Reus trifft doppelt, über 20.000 begeisterte Fans geben der deutschen Nationalmannschaft beim öffentlichen Trainingsspiel in Aachen Rückenwind für die EM-Qualifikation.

Als Zauberfüßchen Marco Reus Kapitän Manuel Neuer mit einem gefühlvollen Heber überwand, brandete Jubel auf am Aachener Tivoli. Dass der Dortmunder bei seinem Führungstreffer im internen Testspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft knapp im Abseits gestanden hatte, störte nur Neuer, der jedoch vergeblich den Reklamier-Arm hob - die Fans feierten Reus. Die DFB-Auswahl hat die Herzen der 20.500 Anhänger bei ihrer Charmeoffensive in der Kaiserstadt im Sturm erobert und nimmt jede Menge Rückenwind mit in die EM-Qualifikation.

"In England haben wir überhaupt keine Fannähe, deshalb ist das hier etwas Besonderes. So macht das Arbeiten Spaß", stichelte Leroy Sané, der bei den meist jugendlichen Selfie-Jägern mit das begehrteste Ziel war. "Das nehmen wir mit und wollen das Vertrauen zurückzahlen", sagte Joshua Kimmich mit Blick auf die Spiele in Weißrussland am Samstag und drei Tage später in Mainz gegen Estland (beide 20:45 Uhr/RTL).

"Sechs Punkte sind Pflicht", betonte DFB-Direktor Oliver Bierhoff bei "RTL Nitro", wo die knapp 90-minütige Einheit mit dem Testspiel zwischen Neuers "Team Weiß" und "Team Grün" um Doppeltorschütze Reus (1:2) live zu sehen war. Sane konnte für die "Weißen" nur noch verkürzen. "Solche Spiele können unserer jungen Mannschaft helfen zu wachsen und Abläufe zu entwickeln", sagte Bierhoff. Nach dem Startsieg in den Niederlanden (3:2) sei die Ausgangslage gut, "die wollen wir jetzt ausbauen".

"Die Spieler machen das auch aus Überzeugung"

Assistenzcoach Marcus Sorg, der Bundestrainer Joachim Löw nach dessen Sportunfall vertritt, dirigierte seine 22 Mann im Chefstil, von der Bank aus schaute DFB-Ehrenpräsident Egidius Braun (94) mit Sommerhut zufrieden zu. "Wir freuen uns riesig, hier zu sein", rief Bierhoff den Zuschauern via Stadionmikrofon zu. "Das macht mega Spaß", meinte Serge Gnabry.

Die neue Fannähe ist eine der Lehren aus dem historischen WM-Desaster. Seither gab es bereits öffentliche Trainings in Berlin und Wolfsburg sowie Schulbesuche in Leipzig. "Die Spieler machen das auch aus Überzeugung", sagte Bierhoff und versprach weitere Aktionen "bei jeder Länderspielreise".

Nach einem kurzen Aufwärmprogramm mit Torwarttraining verschwanden die Stars in der Kabine, um aufgeteilt in zwei Mannschaften mit den Kapitänen Neuer und Ilkay Gündogan an der Hand von Einlaufkindern zurückzukehren. Anschließend gab es Torschuss-Training, ehe das 40-minütige Testspiel folgte.

Nach der Einheit schossen die Spieler Bälle ins Publikum, gaben Autogramme und machten Selfies. Ihre Trikots wurden zugunsten der Egidius-Braun-Stiftung versteigert.

In den Vergangenheit war für diese im Juni stets ein Benefizspiel angesetzt. Die Rechtevergabe der UEFA mit den zehn Qualispielen an den nur zehn zur Verfügung stehenden Länderspiel-Terminen lasse dies aber nicht mehr zu, erklärte Bierhoff. Dennoch gehe der Stiftung kein Geld verloren, "der DFB kommt dafür auf".

Für das Stadion des Viertligisten Alemannia Aachen entschied sich die Nationalmannschaft laut Bierhoff, "weil wir nicht in die ganz großen Städte gehen wollten, die von der Bundesliga oder Länderspielen verwöhnt sind". Venlo in den Niederlanden, wo sich die Auswahl seit Montag in einem Kurztrainingslager vorbereitet, liegt rund 90 km nördlich.