21.06.2019 13:54 Uhr

Ilzer: "Der Kern meiner Arbeit bleibt gleich"

Christian Ilzer zeigt bei der Austria, wo's langgeht
Christian Ilzer zeigt bei der Austria, wo's langgeht

Christian Ilzer, die heißeste Traineraktie in der österreichischen Bundesliga, erklärt bei seinem ersten Auftritt als Austria-Coach, warum er sechs garantierte Gruppenspiele in der Europa League zugunsten des Schritts nach Wien-Favoriten eintauschte.

Aufhören, wenn's am schönsten ist. In diesem Spruch lag für Christian Ilzer einer der Hauptgründe, warum er nach der abgelaufenen Saison dem Wolfsberger AC Rücken kehrte, um das Angebot der Wiener Austria anzunehmen. Mit den Kärntnern hätte der Trainer-Shootingstar aus Puch bei Weiz immerhin fix sechs Spiele in der Gruppenphase der Europa League gehabt, mit den "Veilchen" muss er sich im heißen Sommer durch die Qualifikation kämpfen.

Für Ilzer dennoch kein Grund, wehmütig zurückzublicken: "Ich verließ den WAC nach dem besten Ergebnis in der Bundesliga und mit der Europa-League-Qualifikation. Ich hab' noch genau die freudigen Blicke der Spieler und die Freudentränen des Präsidenten im Kopf. Das nehme ich für immer mit", sagte Ilzer nach seiner ersten Trainingseinheit auf dem Platz als Austria-Trainer. "Da war für mich der Punkt, zu gehen, wenn der Verein on top steht. Damit war diese Geschichte zu Ende."

Austria-Trainer Ilzer will "richtige Winner-Mentalität in die Truppe bringen"

Nun ist für ihn ein neues Kapitel aufgegangen. In Wien, neben dem Verteilerkreis, wo Kiebitze von den umliegenden Wohnhäusern die Sessions beobachten können und wo Ilzer mit seinen Anweisungen ab und an die quietschenden Autohupen von der angrenzenden Südosttangente übertönen muss. "Ein Großklub in Österreich, ein Traditionsverein, Rekordtitelträger", schwärmte der 41-Jährige von seinem neuen Arbeitgeber. "Ein super Schritt für mich, dem ich mit großen Erwartungen und großem Respekt entgegentrete. Aber ich erstarre nicht vor dieser Aufgabe."

Für seine eigentliche Arbeit sei die Dimension des Klubs ohnehin nur marginal ausschlaggebend, betonte Ilzer. "Insgesamt habe ich beim Drumherum schon einen Unterschied bemerkt, aber der große Kern meiner Arbeit bleibt gleich." Es gehe darum, "die Spielidee, die wir mitbringen, mit der Philosophie der Austria gut zu vermischen", erklärte der Steirer. "Wir wollen das schnell in die Köpfe der Spieler transportieren und auch eine richtige Winner-Mentalität in die Truppe bringen."

Überhaupt sieht der "Mann mit der Glatze", wie er unlängst salopp bei einem Trainerlehrgang präsentiert wurde, eine hohe Kompatibilität zwischen seinen Überlegungen und dem Austria-Leitmotiv "Anspruch und Stil". "Die Austria steht für einen Fußball, der dem, den ich mir vorstelle, ziemlich ähnlich ist." Wobei Ilzer auch einschränkt: "Wenn man weiter in die Vergangenheit blickt und sagt, die Austria, das war der Wiener Walzer-Stil, das Körperlose - das ist einfach zeitlich überholt." Auch er wolle technisch hochwertigen Fußball spielen lassen, "aber der braucht auch Richtung, Tempo und Dynamik. Ich brauche jetzt keinen Fußball, der zu lange in der eigenen Hälfte hin- und hergeht. Da will ich schon Geradlinigkeit."

Den Kader, um seine Ideen umzusetzen, sieht er bei den "Veilchen" als vorhanden. Sollte sich kein Spieler schwer verletzen und die Mannschaft keinen ungeplanten Abgang verzeichnen, rechnet Ilzer nicht mit weiteren Neuzugängen. Er selbst hat jedenfalls keinen Wunsch an Sportdirektor Ralf Muhr. "Ich bin auch nicht so der Nehmer, ich bin eher der Geber", lächelte der Coach diese Frage weg.

David Mayr