05.01.2021 16:20 Uhr

Bankplatz und Fan-Wut: Poldis Fehlstart ins neue Jahr

Lukas Podolski erlebt bei Antalyaspor keine einfache Zeit
Lukas Podolski erlebt bei Antalyaspor keine einfache Zeit

Auch mit 35 Jahren auf dem Buckel macht Lukas Podolski keine Anstalten, die Fußballschuhe an den vielzitierten Nagel zu hängen. Sportlich lief es für den ehemaligen Nationalspieler allerdings schon besser als bei seinem aktuellen Klub Antalyaspor. Zu allem Überfluss hat der Ur-Kölner jetzt auch noch Ärger mit den Fans.

Als im SüperLig-Duell zwischen Galatasaray und Antalyaspor in der Nachspielzeit die Emotionen hochkochten, hatte Lukas Podolski doch noch seinen großen Auftritt. Entschieden griff der Weltmeister von 2014 ein, als sich einige aktuelle und ehemalige Teamkollegen an die Gurgel gingen.

Zu diesem Zeitpunkt stand der Angreifer erst seit wenigen Momenten auf dem Rasen. Mehr als einen Kurzeinsatz hatte ihm Trainer Ersun Yanal beim Wiedersehen mit seinem Ex-Klub nicht gegönnt.

Als kurz darauf der Schlusspfiff ertönte, waren die Gäste aus dem Urlaubsparadies Antalya uneins, wie das torlose Remis beim Istanbuler Riesen Galatasaray einzuordnen war.

Einerseits beendete der überraschende Punktgewinn in der Fremde die jüngste Negativserie, die ihren Tiefpunkt in der Vorwoche bei der 0:6-Heimblamage gegen Aufsteiger Hatayspor gefunden hatte.

Auf der anderen Seite spielte Antalyaspor gegen Galatasaray rund 40 Minuten in Überzahl, nachdem Emre Kilinc infolge einer überharten Grätsche mit Rot vom Platz geflogen war.

Antalyaspor trotz Sahin, Sam und Podolski im Keller

So strahlten Podolski und Co. nach Spielschluss nicht unbedingt. Kein Wunder - nur drei Punkte trennen das Team nach 16 Spieltagen von einem Abstiegsplatz. Und die meisten Kellerkonkurrenten haben eine Partie weniger absolviert, können also bald vorbeiziehen.

Dabei hatte Podolski gemeinsam mit zwei weiteren langjährigen Bundesliga-Profis eine neue Ära einläuten sollen: Neben dem 130-maligen deutschen Nationalspieler, der schon im vorigen Januar in Antalya aufschlug, wurden im Sommer auch der 32 Jahre alte Nuri Sahin, dessen Vertrag bei Werder Bremen ausgelaufen war, und der ebenso alte Sidney Sam (zuvor bei SCR Altach) an die Mittelmeerküste geholt.

Von der internationalen Erfahrung der Routiniers hatte sich die Vereinsführung einen deutlichen Schub erhofft. Bislang vergeblich.

Poldi freut sich auf Wiedersehen mit Gala - Fans fordern Vertragsauflösung

Zwar durfte Vize-Kapitän Podolski in elf von 16 Ligaspielen von Beginn an ran und erzielte dabei immerhin drei Treffer, unumstritten ist er dennoch nicht.

Das liegt auch an seiner schwierigen Beziehung zu den Fans von Antalyaspor, die ihm seine offenherzig präsentierte Verbundenheit mit seinem früheren Klub Galatasaray übel nehmen.

Auf einen Social-Media-Beitrag des 35-Jährigen vor der Begegnung in Istanbul reagierten viele Anhänger ungehalten. "Matchday!! Das Jahr beginnt mit einem besonderen Spiel", hatte Podolski geschrieben und dazu ein Bild gepostet, das ihn sowohl in einem Galatasaray- als auch in einem Antalyaspor-Trikot zeigt.

Beim Aufwärmen trug Podolski dann ein T-Shirt mit Genesungswünschen für den durch einen Silvesterböller schwer verletzten Gala-Verteidiger Omar Elabdellaoui.

Beide Aktionen brachten der lebenden Legende des 1. FC Köln scharfen Gegenwind ein. Manch ein Fan warf Podolski mangelnde Loyalität und fehlenden Respekt vor, einige forderten gar die Auflösung seines noch bis Ende Juni gültigen Arbeitspapiers in Antalya.

Auch wenn die Entscheidungsträger beim Tabellen-15. keinen Gedanken an eine vorzeitige Trennung vom deutschen Altstar verschwenden dürften - von einem Traumstart ins Jahr 2021 kann ein wüst beschimpfter und sportlich degradierter Lukas Podolski sicher nicht sprechen.

Heiko Lütkehus