22.09.2022 13:14 Uhr

WM-Jubel im Winter: Keine Fanmeile in Berlin

Der Countdown bis zum Beginn der 22. Fußball-Weltmeisterschaft 2022 auf der arabischen Halbinsel Katar am 20. November läuft. Und obwohl noch nie die Vergabe einer Fußball-WM wegen Menschenrechtsverletzungen so umstritten war, fiebern Millionen Fußballfans auf der ganzen Welt diesem Wettbewerb in Katar entgegen.

Nur für die Berliner ist im Moment die Feierlaune für die winterliche Fußball-Weltmeisterschaft ein wenig getrübt. Denn die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität und Klimaschutz hatte kürzlich bekannt gegeben, dass es für die bevorstehende WM voraussichtlich keine Fanmeile am Brandenburger Tor geben wird. Daher werden alle Fußballbegeisterten in Berlin erst einmal auf das Public Viewing auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor verzichten müssen. Die Gründe für diese Entscheidung: Die winterlichen Temperaturen mit unsicheren Witterungsverhältnissen, die späten Spielzeiten (es gelten Lärmschutzregeln und Ruhezeiten ab 22 Uhr) sowie die Sorge vor der weiteren Entwicklung im Weltgeschehen.

Glücklicherweise haben die Einschränkungen der letzten Jahre und die zunehmende Digitalisierung dafür gesorgt, dass es Alternativen zum klassischen Public Viewing oder dem Besuch im Stadion gibt: Neue Übertragungstechniken, Online Livestreams, Online Liveticker und die Möglichkeit, Fußballspiele mobil auf dem Handy zu erleben. Daher kann es sich jeder Fußballfan bei winterlichen Temperaturen zu Hause gemütlich machen und sich die Fußball-WM auf die heimischen PC- oder TV-Bildschirme holen.

Es gibt jede Menge Online Buchmacher und Sportwettenanbieter, die man direkt von zuhause bequem mit dem Handy, Tablet oder auch mit dem Laptop aufrufen kann. Denn wer zur WM 2022 Wetten abgeben möchte, muss sich bei dieser "Wintermeisterschaft" nicht einmal mit den kalten Temperaturen herumplagen. Millionen Fußballfans fiebern so den Ergebnissen und einer spannenden Spielzeit entgegen.

Finales Aus für die beliebte Fanmeile

Mit der Fußball Weltmeisterschaft in Katar beginnt auch wieder die Zeit der Fähnchenschwinger und Autokorsos und eigentlich ist dann auch Public Viewing angesagt. In Berlin wurde das allerdings vom Senat abgesagt. Sogar eine Eventagentur (K.I.T. Group aus Berlin) wollte ein Public Viewing veranstalten, sie zog dann aber ihren Antrag zurück mit der Begründung, dass die Vorweihnachtszeit schwierig sei und die weiteren Entwicklungen in der Welt zu unsicher.

Das Konzept für eine Fanmeile (Fan Fest FIFA WM) wurde gemeinsam im WM-Jahr 2006 von der FIFA, dem WM-Organisationskomitee und den zwölf WM-Städten entwickelt. Daher fand in jeder dieser deutschen WM-Städte im Rahmen dieser offiziellen Fan-Feste eine öffentliche Übertragung von Fußball-WM Spielen statt.

Das Public Viewing ist seit dem "Sommermärchen" der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, als Deutschland Gastgeber war, eigentlich nicht mehr wegzudenken. Es bietet Millionen Fußball Fans die einzigartige Möglichkeit, die Stimmung und die Dramatik eines der größten sportlichen Spektakel der Welt außerhalb des Stadions hautnah mitzuerleben und mitzufeiern.

Seit 2006 gibt es auch die beliebte Fanmeile vor dem Brandenburger Tor, wo damals in vier Wochen etwa neun Millionen Fußball Fans mit dem deutschen Nationalteam mit zitterten und sich in den Armen lagen. Die schönste Show gab es dort im Jahr 2014, als Deutschland in Brasilien Fußball Weltmeister wurde und die komplette Fanmeile gemeinsam mit der Nationalmannschaft vor dem Brandenburger Tor feierte.

2006 gab es eine Hauptleinwand und sechs weitere Großleinwände und 2018 konnten sich die Fans zum ersten Mal die Fußballspiele sogar in mehr als 200 Metern Höhe ansehen. Denn eigens für die WM wurden am Alexanderplatz im Fernsehturm diverse Übertragungsgeräte aufgestellt. So konnten Fans im Drehrestaurant auf acht Bildschirmen und in der Aussichtsetage (203 Meter hoch) auf zwei Großbild-Fernsehern die Duelle verfolgen.

Auf das alles sollen die Fußballfans bei der kommenden Fußball-WM verzichten? Die Reaktionen sind zwar durchwachsen, aber die Absage des Public Viewing könnte andererseits auch das Aus für die Fanmeile bedeuten. Allerdings: Für viele Fans ist die Vorstellung, sich in Außenbereichen an kalten frostigen Winterabenden auf Großleinwänden die Spiele anzuschauen und zu feiern, wenig verlockend. 

Da haben es die Fußballfans, die im Winter nach Katar reisen werden, besser: Denn dort herrschen dann Tages-Temperaturen um die 40 Grad.

Public Viewing könnte trotzdem stattfinden

Aber Fußballfans in Berlin aufgepasst: Noch ist nicht aller Tage Abend. Denn Hoffnung auf Public Viewing besteht weiterhin. Seit der Fußball WM 2006 gab es immer wieder Ausnahmeregelungen, weil sie als eine "Sportveranstaltung von herausragender Bedeutung" gilt. Das Bundesumweltministerium hat vor wenigen Tagen beschlossen, dass öffentliche Übertragungen der Fußball-Weltmeisterschaft in diesem Jahr über die üblichen Ruhezeiten (über 22 Uhr) im Freien hinausgehen dürfen.

Mit dieser Entscheidung reagiert das Ministerium auf die Übertragungszeiten und die Zeitverschiebungen, die durch die Austragung des Turniers in Katar entstehen und die in die Ruhezeiten fallen.

Wenn in Berlin also jemand Public Viewing veranstalten möchte, dann muss dies beantragt und vom Senat genehmigt werden. Des Weiteren weist das Ministerium darauf hin, dass die Kommunen - trotz der Ausnahmeregelung – nach wie vor in Einzelfällen zwischen einem öffentlichen Interesse an den Fußballspielen und dem Lärmschutz in der Nacht abwägen müssen.

Fazit

Da es sich bei der WM 2022 um eine "Sportveranstaltung von herausragender Bedeutung" handelt, darf in Berlin weiterhin auf Public Viewing gehofft werden. Es bleibt abzuwarten, wie der Senat in Berlin entscheiden wird.