26.11.2022 09:35 Uhr

So könnte Flick auf das Defensiv-Problem reagieren

Wird Joshua Kimmich von Flick auf die rechte Abwehrseite versetzt?
Wird Joshua Kimmich von Flick auf die rechte Abwehrseite versetzt?

Bei der bitteren Niederlage gegen Japan bei der Fußball-WM 2022 erwies sich wieder einmal die Defensive als Schwachpunkt der deutschen Nationalmannschaft. Die Kritik der Fans und Medien richtete sich danach auch gegen Hansi Flick. Der Bundestrainer versprach vor dem "Finale" gegen Spanien "jedes personelle Detail" zu hinterfragen. Doch wie könnte die Lösung aussehen?

Rund bis zur 60. Minute lief beim deutschen WM-Auftakt gegen Japan fast alles nach Plan: Das DFB-Team führte trotz ein paar Nachlässigkeiten mit 1:0 und die Defensivreihe um Neu-Rechtsverteidiger Niklas Süle, Antonio Rüdiger, Nico Schlotterbeck und David Raum ließ nicht allzu viel anbrennen.

Das einzige große Manko bis dahin: die mangelnde Chancenverwertung. Als Japan besser in die Partie kommen zu drohte, nahm Hansi Flick nach 67 Minuten zwei fragwürdige Wechsel vor. Der zwar blasse, aber wichtige Kommandogeber Thomas Müller verließ das Feld genauso wie der offensivstarke Torschütze Ilkay Gündogan. In die Partie kamen Leon Goretzka und Jonas Hofmann.


Kein Spiel der FIFA-WM 2022 verpassen? Dieser TV-Sender überträgt alle 64 Partien live*


Diese Wechsel taten der Statik des deutschen Spiels nicht gut. Zumal Japans Trainer Hajime Moriyasu mit seinen Wechseln für jede Menge Unordnung in der deutschen Defensive gesorgt hatte. Nicht nur die späteren Torschützen Ritsu Doan (75.) und Takuma Asano (83.), alle japanischen Joker waren zu flink und agil für die Hintermannschaft von Hansi Flick.

Süle und Schlotterbeck im Fokus der Kritik

Besonders im Fokus der Kritik stehen zwei Dortmunder: Niklas Süle, der beim 1:1 den Japaner Kaoro Mitoma in den Strafraum eindringen ließ und vor dem 1:2 das Abseits aufhob sowie Nico Schlotterbeck, der Takuma Asano auf dessen Weg zum 1:2 nur begleitete.

Bundestrainer Flick versprach auf einer Pressekonferenz am Tag nach der Niederlage, dass "wir wirklich jedes personelle Detail und jede Position besprechen werden." 

Ist die WM nun also Geschichte für das BVB-Duo? Gerade dem erfahrenen Süle sollten derart anfängerhafte Fehler bei einer Weltmeisterschaft nicht unterlaufen. Dennoch könnte der 27-Jährige im zweiten Gruppenspiel gegen mindestens ebenso flinke und technisch noch bessere Spanier wohl in der Startelf bleiben.

Die Position von Schlotterbeck, der sich zu viele Aussetzer leistet, dürfte hingegen frei werden und könnte von Süle eingenommen werden - oder auch von Matthias Ginter oder Thilo Kehrer. Der Freiburger spielt eine starke Saison, bestritt im Jahr 2022 mit dem Adler auf der Brust jedoch nur 45 Minuten im Test gegen den Oman. Kehrer war zuletzt noch Flicks Dauerbrenner. Alternativen hat Deutschland trotz der Nicht-Nominierung des erfahrenen Mats Hummels auf der Position eigentlich genug.

Kimmich mal wieder als Rechtsverteidiger?

Was aber passiert auf der rechten Abwehrseite, auf der Süle so entscheidend patzte? Die "Bild" will erfahren haben, dass Flick Joshua Kimmich auf die rechte Seite versetzen möchte. Das dürfte Kimmich bekannt vorkommen, schließlich rückte er 2020 beim herausragenden Finalturnier der Champions League auf diese Position - Trainer damals: Hansi Flick.

Auch bei der jüngsten Europameisterschaft bekleidete er im Nationaltrikot diese Position in einer Dreier- bzw. Fünferkette. Damals allerdings ohne großen Erfolg.   

Was für Kimmich als Rechtsverteidiger spricht? Ganz einfach: Hansi Flick hat keinen besseren - weder Kehrer noch der Gladbacher Jonas Hofmann haben seine Klasse und gegen Spanien braucht der Bundestrainer die bestmögliche Lösung.

Im defensiven Mittelfeld hingegen ist Kimmich als Lenker und Denker zwar nur schwer zu ersetzen - er hatte selbst vier Abschlüsse und sorgte mit seinen starken Chipbällen immer wieder für Gefahr - in der Rückwärtsbewegung muss man aber auch Kimmich hinterfragen. Gemeinsam mit David Raum hatte er die meisten Ballverluste auf dem Feld (je 20) und ließ teilweise mächtig viel Raum für Japans Konter. 

Goretzka Favorit auf der Kimmich-Position

Sollte Kimmich also auf die rechte Seite rücken, ist Leon Goretzka die Alternative Nummer eins im defensiven Mittelfeld an der Seite von Gündogan. Goretzka müsste seine Rolle allerdings deutlich defensiver interpretieren, als er es oftmals tut. Nicht als Box-to-Box-Spieler, sondern eher als Bewacher des spanischen Mittelfelds um Sergio Busquets, Pedri und Gavi. 

Bleibt die Frage, mit welcher taktischen Formation Hansi Flick in der Defensive spielen wird? Gegen Japan lief nominell eine Viererkette auf, die sich allerdings asymmetrisch als Dreierkette herausstellte, da Süle auf rechts deutlich defensiver agierte als Raum auf der anderen Seite. Diese Formation wäre gegen das spielstarke spanische Mittelfeld denkbar, Kimmich könnte dann immer wieder von der rechten Seite ins Zentrum stoßen, um hier auszuhelfen.

Fragen über Fragen für den Bundestrainer, der nicht nur einen verpatzten Auftakt gerade rücken muss, sondern auch auf einen bärenstarken Gegner trifft, der mit einem 7:0-Sieg ins WM-Turnier startete. Wie offensiv Flick die Partie angehen wird, könnte zudem von den Japanern abhängen: Der asiatische WM-Teilnehmer spielt bereits um 11 Uhr gegen Costa Rica und sollte aus deutscher Sicht optimalerweise nicht den zweiten Sieg einfahren.

Lars Wiedemann

*Wir arbeiten in diesem Beitrag mit Affiliate-Links. Wenn Sie über diese Links ein Produkt kaufen, erhalten wir vom Anbieter eine Provision. Für Sie entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo und wann Sie ein Produkt kaufen, bleibt natürlich Ihnen überlassen.