Lahm-Warnung an Tuchel

Schon in seinen ersten Partien als Nationaltrainer Englands löst Thomas Tuchel Diskussionen aus. Nun meldet sich auch Bayern-Ikone Philipp Lahm zu Wort - mit durchaus kritischen Tönen und einer Warnung.
Der eher für diplomatische Worte bekannte Philipp Lahm hat sich in die Debatte um England-Nationaltrainer Thomas Tuchel eingeschaltet.
In seiner englischsprachigen Kolumne für das Portal "The Athletic" schrieb er unter anderem, dass es unter Tuchel an früheren Stationen immer wieder zu Spannungen gekommen sei.
Der Weltmeister von 2024 sei sehr gespannt, wie sich Tuchel als Trainer der Three Lions schlagen werde.
Lahm listete die Erfolge und Verdienste Tuchels auf, wies dann darauf hin: "Aber es läuft nicht immer gut für ihn, und wenn es scheitert, liegt es nie an der Taktik, sondern an den zwischenmenschlichen Beziehungen."
Immer wieder Probleme unter Coach Tuchel?
In den vergangenen Jahren war Tuchel immer nur relativ kurz bei den Teams angestellt, ob in Dortmund, Paris, Chelsea oder Bayern.
"Egal, wo er arbeitet, irgendwann scheint es zu Spannungen zu kommen. Abgesehen von Mainz (2009 bis 2014) ist Tuchel nirgendwo drei Jahre lang geblieben."
Auch seine Amtszeit bei den Bayern endete vorzeitig, nicht wirklich im Guten und mit einer titellosen Saison.
"Sein größtes Problem bei Bayern war auch kein sportliches, sondern die fehlende Verbindung zu Führungsspielern wie Thomas Müller oder Leon Goretzka, und die Chemie mit Harry Kane war wohl auch nicht perfekt", so Lahm. "Als er im Sommer 2023 eine neue 'holding No 6' im Mittelfeld forderte, verärgerte er Joshua Kimmich, indem er den Medien sagte, dass Kimmich nicht die defensive DNA für diese Rolle habe."
Eine der Herausforderungen für Tuchel als England-Coach werden "die Kluft zwischen den durch die Premier League bedingten Erwartungen der Fans und der Medien und dem relativen Weltniveau einiger Spieler sein", führte der 2014er-Weltmeister aus. Dies könne zu einer "schlechten Stimmung und einer negativen Dynamik" führen.
Lahm hatte das Gefühl, dass schon Vorgänger Gareth Southgate oft darunter litt, dass er so hart kritisiert wurde, "obwohl er England nach Jahren des Chaos wieder wettbewerbsfähig machte und zweimal in Folge das EM-Finale erreichte."
Die Lahm-Warnung: "Diese Stimmung könnte auch für Tuchel zu einer Belastung werden".
Matthäus-Ansage an Tuchel
Tuchel hatte vor wenigen Tagen mit Aussagen zu Southgate für Aufregung gesorgt. Im Interview beim TV-Sender "ITV" kritisierte er das fehlende Konzept bei der zurückliegenden EM in Deutschland. "In meinen Augen hatten sie mehr Angst, aus dem Turnier auszuscheiden, als dass sie die Begeisterung und den Hunger hatten, zu gewinnen", so seine Generalkritik.
Allen voran TV-Experte Lothar Matthäus hatte die Aussagen von Tuchel verurteilt.
"Das gehört sich nicht. Da kriegt ein Trainer normalerweise die Rote Karte, weil man gegen einen Vorgänger nicht nachtritt. Dieser hat vielleicht nicht den attraktivsten Fußball spielen lassen und keinen Titel geholt. Aber er war mit England im Finale, zweimal im Finale bei der Europameisterschaft und das muss Tuchel erst mal schaffen", sagte der 64-Jährige im Rahmen der Nations-League-Übertragung des DFB-Teams bei RTL.
"Das ist wieder so ein typischer Thomas Tuchel. Er hat in München auch Fässer aufgemacht, die im Endeffekt zu waren. Diese Dinge haben eigentlich in seine Karten gespielt. Aber er musste irgendetwas sagen und machen."