01.04.2014 13:19 Uhr

Osten vor K.o.: Energie empfängt Dynamo

Cottbus-Torwart René Renno war mit der Leistung des Teams nicht zufrieden
Cottbus-Torwart René Renno war mit der Leistung des Teams nicht zufrieden

"Ede" Geyer war im Stadion - aber auch der einstige Cottbuser Erfolgstrainer als Maskottchen hilft dem FC Energie offensichtlich nicht mehr.

Die Lausitzer, immerhin sechs Spielzeiten in der Beletage des deutschen Fußballs vertreten, trudeln nach einem Zwischenhoch wieder mit Tempo Richtung 3. Liga. "Das war zu wenig. Gegen Dresden müssen wir auf jeden Fall anders auftreten, sonst brauchen wir gar kein Spiel mehr zu machen", erklärte Torwart René Renno, der sich als einziger Cottbuser Profi mit letztem Einsatz, Willen und Klasse gegen die 17. Saisonpleite gestemmt hatte.

Umsonst: Vier Punkte fehlen dem FC Energie, der unter Eduard Geyer im Jahr 2000 in Liga eins aufgestiegen war, nach dem ernüchternden 0:2 am Montagabend beim 1. FC Union Berlin. Auf dem Relegationsplatz 16 steht nach dem 28. Spieltag der 2. Bundesliga der ebenfalls zitternde achtmalige DDR-Meister Dynamo Dresden. Am Freitag treffen beide Clubs in Cottbus direkt aufeinander. "Jetzt haben wir das große Finale", meinte Energie-Profi Marco Stiepermann: "Das müssen wir gewinnen."

Böhme: Werden uns akribisch vorbereiten

Energie-Trainer Jörg Böhme, der mit drei Siegen als Chef beim Tabellenschlusslicht überhaupt den Hoffnungsfunken wieder gezündet hatte, will von einer letzten Chance noch nichts wissen. "Das höre ich, seitdem ich hier bin: Endspiel, letzte Chance, Schicksalsspiel", sagte Böhme. "Wir werden uns akribisch vorbereiten." Für den Coach war die blutleere Vorstellung seines Teams in Berlin "absolut nicht zu erklären." Dieses Auftreten habe er nach den besseren Spielen zuvor nicht erwartet: "Ich bin enttäuscht."

Egal wie das "Finale" am Freitag ausgeht: Am Ende könnte ausgerechnet im 25. Jahr des Mauerfalls der gesamte Ostfußball schwer k.o. gehen. Wenn Energie und Dynamo absteigen, würden nur der 1. FC Union und Erzgebirge Aue die Fußball-Tradition von Mecklenburg bis Thüringen in der 2. Liga weiter vertreten. Clubs wie der ehemalige Europacupsieger 1. FC Magdeburg, die ehemaligen EC-Finalisten 1. FC Lok Leipzig und FC Carl Zeiss Jena, Hansa Rostock oder DDR-Serienmeister BFC Dynamo sind ohnehin längst von der großen Bühne verschwunden.

Seit 2009 kein Ostklub mehr in der Bundesliga

Die 1. Bundesliga ist schon seit dem letzten Abstieg von Energie Cottbus 2009 komplett ostfreie Zone. RB Leipzig als wahrscheinlichen Zweitliga-Aufsteiger werden aufgrund des großen Engagements von Sponsor Red Bull die größten Perspektiven eingeräumt. Eine Akzeptanz bei einem größeren Fußball-Publikum muss sich der Leipziger Ableger des österreichischen Getränkeherstellers aber erst noch erarbeiten. Hertha BSC weiß, wie schwer das ist, selbst mit großer Tradition und zwei deutschen Meistertiteln. Der Bundesligist ist schon seit Jahren bei den Fans im Osten Berlins und in Brandenburg auf Werbetour.

Lokalrivale 1. FC Union Berlin erwies sich nach verheißungsvollem Saisonverlauf in diesem Jahr als noch nicht reif für den Aufstieg. Daran ändert auch der erste, durchaus überzeugende Erfolg nach fünf sieglosen Spielen nichts. "Rechnet allein, das mache ich nicht mit", konterte Union-Coach Uwe Neuhaus Fragen, ob sieben Punkte Rückstand auf Relegationsrang drei vielleicht doch noch mal ein Grund zum Hoffen sein könnten. "Aufhören bitte! Nicht mit mir", betonte Neuhaus. Ein Stück wird Union jedoch die Aufstiegs-Hoffnungen der Fußballfreunde im Osten in der kommenden Saison mittragen.

dpa