20.06.2014 22:17 Uhr

Vidal verspricht Rio: "Wir kommen wieder!"

Arturo Vidal ist von seiner Mannschaft überzeugt
Arturo Vidal ist von seiner Mannschaft überzeugt

Eine Manschaft wie aus einem Guss: Chile will nach dem Triumph über Spanien nun auch den Gruppensieg. Der Verbandspräsident höchstpersönlich trug die Trophäe aus dem Fußballtempel Maracanã. Und gab der sensationellen Entthronung des Weltmeisters gleich den gebührenden Platz in der Fußballgeschichte Chiles. "Das war einer dieser historischen Meilensteine", verkündete Sergio Jadue, den Spielball fest unter dem Arm eingeklemmt, nach dem 2:0 seiner Mannschaft gegen Spanien.

Das gute Stück namens Brazuca soll ins geplante Fußballmuseum des WM-Dritten von 1962, der danach nie mehr über ein WM-Achtelfinale hinausgekommen ist. Im vergangenen November hatte sich Jadue das rote Trikot geschnappt, das Alexis Sanchez als zweifacher Torschütze beim ebenfalls geschichtsträchtigen 2:0-Erfolg der "La Roja" gegen England im Wembley-Stadion trug.

"Es liegt noch genug Geschichte vor uns", sagte der Verbandsboss und versprach weitere Großtaten. Die nächste ist für den kommenden Montag geplant, wenn es in São Paulo gegen die ebenfalls mit zwei Siegen gestarteten, aber im Torverhältnis besseren Niederländer um den Gruppensieg geht. Denn dem Zweiten droht ein Achtelfinale gegen WM-Gastgeber Brasilien.

"Wir müssen versuchen, Erster unserer Gruppe zu werden", sagte dann auch Trainer Jorge Sampaoli, der gleichzeitig ein bisschen die Euphorie dämpfte: "Dass Chile hier Weltmeister werden kann, schwebt mir nicht im Kopf herum."

"Wir kommen am 13. Juli wieder"

Seine Spieler genossen dennoch den Moment. "Ein historischer Triumph", sagte Arturo Vidal und tönte anschließend via Twitter: "Wir fahren aus Rio weg, aber kommen am 13. Juli wieder."

Der Ex-Leverkusener und heutige Star von Juventus Turin mahnte aber vor dem Duell mit den Niederlanden: "Es war ein gigantischer Schritt, aber wir müssen weiter von Partie zu Partie denken." Noch offen ist, ob Vidal gegen Oranje überhaupt spielen kann. Am Freitag fehlte er wie auch Charles Aranguiz angeschlagen beim Training.

Bei der Zerstörung der "Roten Furie" aus Spanien gab es gleich zwei Tabubrüche und einen Wiederholungstäter. Es war für Chile der erste Sieg im elften Duell gegen die ehemalige Konquistadoren-Macht und der erste Triumph im fünften Gastspiel auf dem heiligen Rasen des Maracanã. Eingeleitet nach 19 Minuten durch Eduardo Vargas, der bereits seinen vierten Treffer im dritten Duell gegen die Iberer erzielte, und vollendet von Charles Aranguiz (43.).

Rund 30.000 in Rios Fußball-Tempel und viele Hunderttausend daheim hinter den Anden feierten ihre "La Roja". Die lange Gerade der Fußgängerzone Paseo Ahumada, Herzstück der Hauptstadt Santiago de Chile, war beim Public Viewing ein rotes Farbenmeer. Die Plaza Italia war erneut das Epizentrum der Feierlichkeiten. Allerdings gab es auch Randale, Chaoten steckten Palmen auf der prachtvollen Allee Alameda in Brand. Das Verkehrsministerium berichtete außerdem noch am Abend von 300 zerstörten Linienbussen.

Tumulte der chilenischen Fans

Auch im Maracanã sorgten rund 100 chilenische Fans für Tumulte, als sie wenige Minuten vor dem Anpfiff das Pressezentrum stürmten und versuchten, sich ohne Eintrittskarten Zugang zur Tribüne zu erkämpfen. Geschafft hat es keiner. Dafür gab es 88 Festnahmen - 87 Chilenen und ein Argentinier - sowie die Anordnung an alle, innerhalb von 72 Stunden das Land zu verlassen. Ansonsten droht die Zwangsausweisung.

Der Rest der chilenischen Fan-Armada, die ihrem Team in einer schier endlosen Autokarawane auf Brasiliens Landstraßen hinterherfährt, darf aber mindestens noch zweimal die Landeshymne bis zur letzten Note voller Inbrunst zu Ende singen.

Mehr dazu:
>> Chile bangt um Vidal und Aranguiz

sid