02.06.2015 18:53 Uhr

FIFA-Präsident Blatter tritt zurück

Sepp Blatter beugt sich dem Druck
Sepp Blatter beugt sich dem Druck

Paukenschlag im Fußball-Weltverband FIFA: Mit sofortiger Wirkung ist der umstrittene Präsident Joseph S. Blatter von seinem Posten zurückgetreten. Dies teilte der 79-jährige Schweizer am Dienstag auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in der FIFA-Zentrale in Zürich mit.

"Ich habe ernsthaft über meine Präsidentschaft nachgedacht und über die vierzig Jahre, in denen mein Leben untrennbar mit der Fifa und diesem großartigen Sport verbunden gewesen ist. Ich habe mich entschieden, zurückzutreten", sagte der sichtlich angeschlagene Blatter. Obwohl er das Mandat der FIFA-Mitglieder habe, fühle er nicht die Rückendeckung der gesamten Welt des Fußballs - der Fans, der Spieler und der Vereine. Der scheidende Präsident erbat für den Verband "Zeit, den bestmöglichen Kandidaten für dieses Amt zu finden". Er soll auf einem schnellstmöglich anberaumten außerordentlichen Kongress gewählt werden.

Bis zur Wahl des Blatter-Nachfolgers wird Domenico Scala, Chef der internen Finanzaufsicht der FIFA, den Weltverband kommissarisch leiten. Der Schweizer verabschiedete seinen Landsmann mit warmen Worten: "Die Entscheidung Blatters verdient höchsten Respekt, diesen Schritt hat er für den Fußball und für die Fifa getan." Blatter bleibt pro forma Präsident, wird aber keine Machtbefugnisse mehr haben.

Reformen dringend nötig

Einig waren sich Blatter und Scala darüber, dass die FIFA nicht mehr um Reformen herumkommen wird. "Wir haben leider keine Kontrolle über die weiteren Fifa-Exekutivmitglieder, aber wir haben eine Verantwortung. Ich habe stark für die Veränderungen gekämpft, aber ich kann das nicht alleine tun. Es braucht neuen Wind für diese Maßnahmen", sagte Blatter.

Scala fügte hinzu: "Wir müssen die Struktur der FIFA einer Prüfung unterziehen." Das sei der "wichtigste Punkt im Reformprozess. Wir werden nun die Voraussetzungen für die Neuwahlen knüpfen. Die Kandidaten müssen dann ihr Programm präsentieren. Das kann von Dezember diesen Jahres bis März nächsten Jahres dauern. Es ist schwierig, in dieser Zeit Reformen voranzutreiben, aber das ist jetzt unsere Aufgabe. Viele dieser Vorschläge wurden von Mitgliedern verhindert. Viele der Vorgänge in diesem Skandal wurden von Individuen begangen. Diese Skandale dürfen nicht weiter auf Kosten des Fußballs stattfinden."

Als erste Überlegungen für mehr Transparenz nannte Scala die Veröffentlichung von Verdienst und Kompensationszahlungen der FIFA-Offiziellen. Auch eine Amtszeitbegrenzug für den Präsidenten und eine Altersregelung seien wieder in der Diskussion.

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sid/wfb