29.06.2015 07:42 Uhr

USA gegen das Trauma von 2003

Abby Wambach ist im US-Team derzeit nicht gesetzt
Abby Wambach ist im US-Team derzeit nicht gesetzt

16 Jahre nach ihrem letzten WM-Triumph wollen die US-Fußballerinnen ihr Halbfinal-Trauma von 2003 gegen Deutschland überwinden und dann nach dem dritten Stern greifen. Doch bislang spielten sich die USA eher unauffällig als spektakulär durch das Weltturnier in Kanada.

Zwei glanzlose Vorrunden-Siege gegen Australien (3:1) und Nigeria (1:0) sowie das 0:0 gegen Schweden genügten zum Sieg in der Hammer-Gruppe D, es folgte das 2:0 gegen Kolumbien (Achtelfinale) und das 1:0 gegen China (Viertelfinale). Was die Erfolge wert sind, wird das Halbfinale in der Nacht zum Mittwoch in Montreal gegen den Weltrangisten-Ersten Deutschland zeigen. Die DFB-Elf hatte den USA beim 3:0 im WM-Halbfinale vor zwölf Jahren in Portland eine der bittersten Neiderlagen beigebracht und anschließend erstmals den WM-Titel geholt.

Vom früheren US-Angriffswirbel ist bislang nicht viel zu sehen. Allerdings besticht das Team wie immer durch unbändigen Einsatz und Siegeswillen. Bezeichnend, dass der 1:0-Sieg gegen China per Kopf von Carli Lloyd in ihren 200. Länderspiel sichergestellt wurde. Für Kopfballtore ist eigentlich die wuchtige Abby Wambach zuständig. Doch am US-Superstar läuft die WM bislang ziemlich vorbei.

Wambach erst eingewechselt

Gegen China wurde die einstige Weltfußballerin erst in der 86. Minute eingewechselt. Trotzdem rechnet Bundestrainerin Silvia Neid mit Wambach in der Startelf. "Ich habe das Gefühl, immer wenn sie reinkommt, geht ein Ruck durch das Team. Sie konnte sich gegen China ausruhen. Ich glaube, gegen uns spielt sie von Anfang an."

Die 35-Jährige fügt sich klaglos in ihre ungewohnte Jokerrolle. Und Trainerin Jill Ellis hatte wenig Anlass, an der Startelf etwas zu verändern. "Ich war zufrieden mit den Spielerinnen in der Startaufstellung und auch mit denen, die eingewechselt wurden." Ellis lobt ihre Leitfigur und erfolgreichste Stürmerin, die in 247 Länderspielen sagenhafte 183 Tore erzielte, für ihr vorbildliches Verhalten. Sie unterstütze das Team auch von der Bank hervorragend.

Morgan steigert sich

Anders als Wambach steigert sich der zweite US-Star Alex Morgan von Match zu Match. Höher im Kurs denn je steht derzeit Megan Rampinoe. Der Blondschopf besticht durch Spielintelligenz und Torgefahr, nach abgesessener Gelbsperre ist sie wieder dabei.

Prunkstück beim Weltranglisten-Zweiten ist zurzeit die Abwehr. Torhüterin Hope Solo wurde seit 423 Minuten nicht mehr bezwungen, hat erst ein Tor in fünf Spielen kassiert. "Dann wird es Zeit, dass sie noch eines kriegt", sagte Neid, die über ihre kesse Aussage selbst ein wenig erschrak. Ungeachtet der Schlagzeilen und Skandale um Solo, die zuletzt mehrfach mit der Justiz in Konflikt geriet, hält DFB-Keeperin Nadine Angerer ihr Gegenüber für eine "sehr gute" Torhüterin: "Was sie privat macht, interessiert mich nicht".

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dpa