10.09.2015 10:21 Uhr

FiFPro: WM 2022 in nur 28 Tagen unmöglich

Ein möglicherweise verdichtetes WM-Programm in Katar stößt auf Kritik
Ein möglicherweise verdichtetes WM-Programm in Katar stößt auf Kritik

Die umstrittene Weltmeisterschaft 2022 in Katar soll, statt wie bisher 32, nur 28 Tage dauern. Die internationale Spielergewerkschaft FIFPro kann dieser Idee nur wenig abgewinnen. "Da gibt es keine Erholungsphasen, keine Zeit für Vorbereitungen für die Nationalteams, das ist verrückt", sagte FIFPro-Generalsekretär Theo van Seggelen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

"Derzeit kommen alle zu dem Schluss, dass es sehr schwierig ist, das Turnier in einer so kurzen Zeit zu spielen", erklärte Van Seggelen. "Unsere Bedenken sind, dass es unmöglich für die Spieler ist, das Turnier in vier Wochen zu spielen", so der Gewerkschafter und verwies darauf, dass die Spieler möglicherweise unmittelbar vor der im November beginnenden WM am Wochenende noch in verschiedenen Ligen im Einsatz wären.

"Dann, am Montag, verlassen sie ihre Clubs in Richtung ihres Landes. Der Trainer fragt sie, wie sie sich fühlen und am selben Tag müssen sie nach Katar aufbrechen. Sie reisen zwei Tage und dann spielen sie vier oder fünf oder sieben Spiele", meinte Van Seggelen. Zudem kritisierte der Niederländer die mancherorts diskutierte Möglichkeit, den Ligabetrieb in den Ländern während des Turniers fortzuführen. "Haben die eine Ahnung, welche Auswirkungen das auf die Zuschauerzahlen hätte?"

Pässe abgeben: Kritik am Kafala-System

Die Arbeitssituation der größtenteils ausländischen Arbeiter auf den Baustellen Katars habe sich - trotz großer internationaler Kritik - nicht verbessert. Vor allem das Kafala-System, bei dem Arbeiter - auch Fußballer - ihre Pässe abgeben müssen und Katar nicht ohne Einwilligung ihres Arbeitgebers wieder verlassen dürfen, scheint dem Gewerkschafter ein Dorn im Auge. "Das, was mit den Arbeitern passiert, und nicht zu vergessen, was durch das Kafala-System mit unseren Spielern geschieht, ist für uns inakzeptabel", sagte Van Seggelen.

Solange sich dies nicht ändere, schließt der Niederländer eine Zusammenarbeit der Spielergewerkschaft mit katarischen Organisationen aus. "Wir halten uns da raus. Wir müssen zuerst sicher sein, dass sich die Situation geändert hat und das hat sie bisher nicht."

"Winterkick" stößt Europa auf

Erstmals in de WM-Geschichte seit 1930 wird ein Turnier nicht im europäischen Sommer stattfinden, um der sengenden Hitze im Wüstenstaat zu entgehen - nicht zur Freude von Europas Ligen und Vereinen. Die hatten bereits vor Monaten vom Weltverband FIFA finanzielle Entschädigungen gefordert.

"Es kann von den europäischen Ligen und Clubs nicht erwartet werden, die Kosten für eine solche Terminverschiebung zu tragen. Wir erwarten ebenso die seriöse Bereitschaft, den Schaden für die Clubs fair zu kompensieren", meinte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge in seiner Funktion als Vorsitzender der European Club Association. Die FIFA lehnte finanzielle Entschädigungen bisher jedoch ab. "Es wird keine finanzielle Kompensation geben", betonte etwa FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke.

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apa