30.05.2017 22:13 Uhr

U20-WM: So droht das frühe Aus

Die deutsche U20 bei der WM in Südkorea
Die deutsche U20 bei der WM in Südkorea

Mit etwas Glück hat sich die deutsche U20-Nationalmannschaft für das Achtelfinale am Mittwochnachmittag (ab 13:00 Uhr im sport.de-Liveticker) gegen die Vertretung Sambias qualifiziert. Gelingt dem Team von Guido Streichsbier keine deutliche Leistungssteigerung, ist dort für das deutsche Team Endstation.

Das hatte sich Trainer Guido Streichsbier sicher anders vorgestellt. Nach dem mühsamen 3:2-Erfolg über den krassen Außenseiter Vanuatu im abschließenden Gruppenspiel mussten die deutschen Nachwuchskicker zwei Tage zittern – erst dann war klar, dass Deutschland als einer der vier besten Gruppendritten an der ersten K.o.-Runde teilnehmen durfte. Jetzt geht es gegen Sambia, den U20-Afrikameister. Nach den gezeigten Leistungen wäre ein Weiterkommen der DFB-Elf eine Überraschung.

Dass der deutsche Nachwuchs in Südkorea nicht von Sieg zu Sieg eilen würde, war abzusehen. Der 1997er Jahrgang des DFB, der Deutschland in Asien vertritt, ist nicht annähernd mit soviel Talent gesegnet wie die Jahrgänge zuvor (1996: Timo Werner, Julian Brandt, Mahmoud Dahoud etc.; 1995: Max Meyer, Niklas Süle, Julian Weigl, Serge Gnabry, Joshua Kimmich, Leon Goretzka etc.). In der Bundesliga haben nur wenige aus Streichsbiers Kader erste Spuren hinterlassen. Suat Serdar (FSV Mainz 05), Maximilian Mittelstädt und Jordan Torunarigha (beide Hertha BSC), Philipp Ochs (1899 Hoffenheim) gehören zwar zur erweiterten Stammelf ihres Vereins, eine zweistellige Startelfbilanz kann aber keiner der Genannten vorweisen. Benjamin Henrichs, der einzig echte Bundesliga-Stammspieler aus seinem Jahrgang, steht Streichsbier nicht zur Verfügung, da Joachim Löw ihn in seinen Confed-Cup-Kader berufen hat.

Spielerisch und kämpferisch enttäuschend

Die Erwartungen für die Weltmeisterschaft waren vor dem ersten Spiel aus den erwähnten Gründen schon nicht hoch, dennoch hat das deutsche Team diese im bisherigen Turnierverlauf deutlich unterboten. Spielfreude, technische Brillianz, sauberes Passspiel – die Eigenschaften, für die deutsche Nachwuchsteams in den letzten Jahren zurecht gelobt wurden, waren in keinem der drei Gruppenspiele zu erkennen. Auch in der Zweikampfführung zeigt die deutsche U20 deutliche Schwächen.

Die Hoffnung, dass die bundesligaerfahrenen Profis vorangehen, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil – Suat Serdar oder Philipp Ochs taten sich mehr durch Fehlpässe und unnötige Ballverluste hervor, als dass sie in der Lage gewesen wären, das deutsche Spiel zu lenken. Negativ aufgefallen sind auch die zahlreichen, durch schlampiges Passspiel fahrlässig vergebenen Konterchancen gegen das hoch verteidigende Team aus Vanuatu. Zu selten konnte der DFB-Nachwuchs den Raum nutzen, den die unerfahrenen Außenseiter aus Ozeanien ihnen gewährte.

Jetzt warten konditionsstarke Sambier

Was ist nun gegen Sambia zu erwarten? Erfahrungsgemäß bestechen afrikanische Teams in dieser Altersstufe durch ihre Kampfkraft und Konditionsstärke. Sambia startete mit zwei Siegen gegen die starken Portugiesen und gegen den Iran in die WM. Im bedeutungslosen dritten Gruppenspiel unterlag der Afrikameister Costa Rica mit 0:1. Gegen die Afrikaner geht Deutschland erstmals in diesem Turnier nicht als Favorit in die Partie. Ochs & Co. dürfen dem Gegner das Spiel überlassen und auf eigene Konter bauen.

Allerdings müssen sich die deutschen Junioren in allen Bereichen steigern. Das weiß auch Streichsbier: "Für uns kommt es jetzt viel mehr darauf an, dass wir mutiger und konsequenter auftreten als im Vanuatu-Spiel." Gleichzeitig sollten sie die Partie möglichst in der regulären Spielzeit für sich entscheiden – denn mit jeder abgelaufenen Minute dürfte die konditionellen Vorteile mehr für Sambia sprechen.