07.11.2023 15:52 Uhr

Warum die Kritik an Edin Terzic nicht abreißt

Edin Terzic und seinem BVB steckt die deutliche Pleite gegen den FC Bayern noch in den Knochen
Edin Terzic und seinem BVB steckt die deutliche Pleite gegen den FC Bayern noch in den Knochen

Das pomadige Auftreten von Borussia Dortmund im Bundesliga-Spitzenspiel gegen den FC Bayern hat auch Cheftrainer Edin Terzic in die Schusslinie gebracht. Der BVB-Coach steht nicht zum ersten Mal in dieser Saison in der Kritik, nun wird auch seine taktische Expertise infrage gestellt.

Mehrfach hat sich Edin Terzic in den vergangenen Monaten gegen Kritik von Experten und Fans an der Spielweise von Borussia Dortmund gewehrt. Diesmal versuchte der 41-Jährige gar nicht erst, um den heißen Brei herumzureden.

Offenherzig gab der BVB-Trainer nach dem aus Dortmunder Sicht so eklatanten 0:4 (0:2) gegen den FC Bayern eigene Fehler zu. "Wir alle waren mit unserer Leistung nicht zufrieden. Die Mannschaft war es nicht und ich war auch mit meiner Leistung nicht zufrieden", sagte er vor dem nächsten so wichtigen Spiel in der Champions League gegen Newcastle United (Dienstag, ab 18:45 Uhr im sport.de-Liveticker).

Welche Entscheidungen er vor und während des Klassikers gegen Bayern München im Nachhinein gerne anders getroffen hätte, bleibt sein Geheimnis. Der schlechte Auftritt seiner Mannschaft liefert aber zahlreiche Kritikpunkte. "Vieles muss man hinterfragen", meinte Ex-Nationalspieler Lothar Matthäus bei "Sky" sogar.

Findet Terzic nicht die richtige BVB-Elf?

Der TV-Experte zerpflückte gleich mehrere von Terzics Entscheidungen und begann bei der Mannschaftsaufstellung. "Gegen Bayern ohne große Geschwindigkeit und nur mit Technik zu spielen, das geht nicht. Du brauchst Eins-gegen-Eins-Spieler gegen die Bayern, die die Defensive beschäftigen und das hat Dortmund heute kaum gemacht", so der 62-Jährige.

Zwar stand in Donyell Malen einer der zweifelsfrei besten Eins-gegen-Eins-Spieler von Borussia Dortmund in der Startelf. Der Niederländer ist allerdings seit Wochen außer Form, seit dem 4. Bundesliga-Spieltag Mitte September lieferte er nicht eine weitere direkte Torbeteiligung.

Stattdessen schmorte Top-Talent Jamie Bynoe-Gittens, der ebenfalls seine Stärke in den direkten Duellen hat, 90 Minuten lang auf der Bank - Tage zuvor im Pokal gegen Hoffenheim war er noch Dortmunds bester Mann auf dem Feld (sport.de-Note 1,0). Auch Giovanni Reyna, dessen Formkurve nach vielen Verletzungssorgen nach oben zeigt, wurde nicht berücksichtigt.

Verkehrte Welt zwischen Terzic und Nagelsmann

Kritik fing sich Edin Terzic auch dafür ein, weiterhin derart eisern an Innenverteidiger Nico Schlotterbeck festzuhalten. Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte den 23-Jährigen für seine bisherigen Leistungen in der Saison im Oktober mit einer Nichtberücksichtigung abgestraft, stattdessen fristet Nationalspieler Niklas Süle in Dortmund ein Reservisten-Dasein - verkehrte Welt.

Gegen Bayern fiel Terzic die Entscheidung über die Zusammenstellung seiner Abwehr dann auf die Füße. Schlotterbeck sah (vor den Augen von Nagelsmann) bei gleich mehreren Gegentreffern überhaupt nicht gut aus. Vor dem schnellen 0:1 (4.) scherzte der 23-Jährige sogar noch mit Dayot Upamecano, ehe ihm das Lachen ebenso schnell wieder verging.

"Es ist diese Inkonstanz, die er da mitbringt. Dann macht er noch das Späßchen und fragt seinen Gegenspieler, wie es ihm geht und dann 'batscht' der dir zwei Sekunden später das Tor rein, das ist für mich nicht nachvollziehbar", wetterte Ex-Nationalspieler Markus Babbel bei "ran".

Terzic setzt "Haken" hinter Bayern-Pleite

Was Matthäus zudem störte: Der BVB sei regelrecht "untergegangen gegen die Bayern, weil die Gegenwehr nicht gestimmt hat und sie die Zweikämpfe nicht angenommen haben". Zwischen Dortmund und Bayern sei nicht weniger als ein Klassenunterschied festzustellen gewesen.

Intern wurde das desolate Auftreten schnell aufgearbeitet, versicherte der Dortmunder Trainer am Montag auf der Pressekonferenz vor dem Duell gegen Newcastle. Terzic wehrte sich allerdings dagegen, erneut jene Qualitätsdebatte zu führen, die schon nach dem schwachen Saisonstart aufgekommen war.

Man sei "sehr offen und ehrlich" miteinander umgegangen und habe einen "Haken" hinter die Pleite gesetzt. "Wir haben 2021 im DFB-Pokalfinale und in mehreren Champions-League-Spielen gegen Manchester City oder Chelsea in der letzten Saison gezeigt, dass wir auch große Spiele können", erinnerte der gebürtige Mendener.

Ähnlich hatte Edin Terzic schon im September die Kritik an seiner Arbeit wegmoderiert. "Man darf nicht anfangen, alles in Frage zu stellen und jeden Stein umzudrehen", betonte er damals.

Klar ist aber: Lässt der BVB gegen Newcastle den zweiten blutleeren Auftritt hintereinander folgen, steht dem Dortmunder Coach sicher die nächste, größere Debatte bevor.

Gerrit Kleiböhmer