21.03.2024 07:56 Uhr

Die Gewinner und Verlierer des BVB-Aufschwungs

Der BVB trifft nach der Länderspielpause auf den FC Bayern München
Der BVB trifft nach der Länderspielpause auf den FC Bayern München

Vier Spiele hat der BVB im März bis zur Länderspielpause bestritten, viermal hat die Mannschaft von Edin Terzic gewonnen - und nebenbei das Viertelfinale der Champions League erreicht. sport.de blickt auf die Gewinner und Verlierer des jüngsten schwarz-gelben Aufschwungs.

Borussia Dortmund bleibt in der Bundesliga nach zuletzt drei Siegen in Serie auf dem so begehrten vierten Platz, der sicher für die Teilnahme an der zur kommenden Spielzeit reformierten Champions League reicht.

Ein 2:0 (1:0) gegen Union Berlin, ein 2:1 (2:0) bei Werder Bremen und ein 3:1 (1:1) gegen Verfolger Eintracht Frankfurt haben den positiven Trend des BVB in 2024 noch einmal bestätigt: Zwar spielt die Elf von Edin Terzic nicht immer die Sterne vom Himmel, die Ergebnisse stimmen aber.

Mit 23 Zählern aus den zehn Liga-Spielen rangiert Schwarz-Gelb in der Jahrestabelle hinter Bayer Leverkusen auf Platz zwei - also auch vor dem FC Bayern, dem Gegner nach der Länderspielpause. Auffallend: Die sonst so löchrige Defensive schluckte seit dem Jahreswechsel nur sieben Liga-Gegentore, die Offensive erzielte 23 Tore, was jeweils den zweitbesten Wert bedeutet.

Die fußballerisch besten Ansätze zeigte der BVB indes im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen die PSV Eindhoven (2:0), als gerade die erste Halbzeit an den altbekannten (und bisweilen in Vergessenheit geratenen) Tempofußball erinnerte. Wer sind also die größten Gewinner der letzten Wochen? Und wer hat nur wenig Anteil am Erfolg?

Die Gewinner des Aufschwungs beim BVB

  • Ian Maatsen 

Linksverteidiger Ian Maatsen hat die Herzen der BVB-Fans im Sturm erobert. Die Winter-Leihgabe des FC Chelsea stand in bislang allen (!) Partien des BVB seit seinem Wechsel auf dem Rasen - und dabei sogar stets in der Startelf. Im Januar erhielt der 22-Jährige zudem prompt die Auszeichnung zum Bundesliga-Rookie des Monats.

Was den Niederländer ausmacht: Bei Ballbesitz schafft Maatsen neue Spielsituationen, indem er immer wieder in die Mittelfeldzentrale einrückt und Überzahl schafft. Auch offensiv setzt der Neuzugang Akzente, mittlerweile steht er bei einem Tor und zwei Vorlagen in der Liga. 

Einziges Problem aus Dortmunder Sicht: Ian Maatsen wird im Sommer zurück zum FC Chelsea wechseln, ein langfristiger Verbleib würde dem BVB einiges kosten. 

  • Donyell Malen

Auch der zweite Niederländer im Kader der Borussia überzeugt seit Wochen, wie schon im Vorjahr dreht er in der Rückrunde auf. Hinter Niclas Füllkrug und Julian Brandt ist er mit elf Toren und drei Vorlagen bester Scorer des BVB in der Bundesliga, in der Champions League gelang ihm im Achtelfinal-Hinspiel gegen seinen Ex-Klub PSV ein überaus wichtiger Treffer. BVB-intern ist Malen zudem der Spieler, der die meisten Schüsse (59) abfeuert und somit am häufigsten für Gefahr sorgt.

Die Topform weckt natürlich auch Begehrlichkeiten. Malen selbst macht keinen Hehl daraus, es noch einmal in der Premier League versuchen zu wollen. "Es gibt immer Spekulationen", sagte er zuletzt.

Angeblich ist neben Manchester United und dem FC Arsenal auch der FC Liverpool an einer Verpflichtung interessiert, je nach Bericht könnte dem BVB eine Ablöse zwischen 40 und 60 Millionen Euro winken. 

  • Nico Schlotterbeck

In die deutsche Nationalmannschaft hat es Nico Schlotterbeck unter Bundestrainer Julian Nagelsmann erneut nicht geschafft, eine EM-Teilnahme rückt in immer weitere Ferne - zu schwach waren seine letzten Auftritte im DFB-Trikot. Doch beim BVB reift der Innenverteidiger immer mehr zu einem verlässlichen Abwehrchef.

Schlotterbeck ist nicht nur Mr. Zuverlässig - mit Ausnahme vom Saisonauftakt gegen Köln (1:0) hat der Ex-Freiburger jedes Pflichtspiel des BVB bestritten -, er ist auch einer der wichtigsten Antreiber der Mannschaft. Ligaweit ist der 24-Jährige hinter Leverkusens Granit Xhaka der Spieler mit den zweitmeisten Ballkontakten (95 pro Spiel) überhaupt, zudem ist er Dortmunds bester Zweikämpfer (67 Prozent). Unter den Bundesliga-Profis mit mehr als zehn Einsätzen rangiert er damit sogar auf dem vierten Platz.

Hoffnung, es doch noch in Nagelsmanns EM-Kader zu schaffen, versprühte zuletzt sein Klubtrainer Terzic. "Wir finden es natürlich sehr schade aus unserer Sicht, dass die Jungs nicht dabei sind, weil wir auch das Gefühl haben, dass der ein oder andere sich das verdient hätte", so der BVB-Coach nach der Kader-Bekanntgabe für die Länderspiele gegen Frankreich und die Niederlande: "Durch Leistung im Verein kann man jetzt alles noch in die richtige Richtung biegen."

Die Verlierer des Aufschwungs beim BVB

  • Ramy Bensebaini

Des einen Freud ist des anderen Leid: Ramy Bensebaini muss derzeit Woche für Woche von der Bank aus zuschauen, wie sein neuer Konkurrent Ian Maatsen zu überzeugen weiß. Aktuell hat der Algerier im direkten Duell klar den Kürzeren gezogen.

Der im Sommer ablösefrei aus Gladbach gewechselte Bensebaini hatte seine Chance in der Hinrunde nicht nutzen können. Zwar zählte der 28-Jährige zu den besten Zweikämpfern im Team (62 %, Maatsen kommt auf gerade einmal 46 %), allerdings enttäuschte er im Vorwärtsgang völlig. Nur sechs Torschussvorlagen, keine einzige direkte Torbeteiligung und eine unterirdische Quote von gerade einmal zehn Prozent angekommener Flanken hatten Terzic und Co. zum Umdenken gezwungen.

Bensebainis Chancen auf Einsätze dürften vorerst rar bleiben, inzwischen gilt er sogar als möglicher Abschiedskandidat im Sommer.

  • Mats Hummels

Fast 500 Spiele hat Mats Hummels in seiner langen Fußballer-Karriere für Borussia Dortmund absolviert, doch der Stern des Weltmeisters von 2014 scheint allmählich unterzugehen.

War er in der Hinrunde in der BVB-Startelf noch neben Nico Schlotterbeck gesetzt, kommt er in 2024 bislang nur auf fünf Bundesliga-Einsätze, in denen überschaubare 155 Minuten heraussprangen. Lediglich beim jüngsten 3:1 gegen Frankfurt stand er in der Startelf. Zwar erzielte er gegen die SGE seinen bereits dritten Saisontreffer, defensiv machten sich zuletzt aber auch seine immer größer werdenden Geschwindigkeitsdefizite bemerkbar.

Und dann wäre da noch die weiterhin offene Zukunftsfrage: Will Hummels seine Karriere beenden oder noch ein Jahr dranhängen? Wäre der BVB überhaupt zu einer weiteren Vertragsverlängerung bereit? Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte sich zuletzt gegen Mats Hummels entschieden, der Traum von einer Teilnahme an der Heim-Europameisterschaft dürfte für den Innenverteidiger geplatzt sein.

  • Youssoufa Moukoko

Das Jahr begann für Youssoufa Moukoko eigentlich nach Plan: Nach überstandener Oberschenkelverletzung knipste der 19-Jährige nach Einwechslung sowohl gegen Darmstadt (3:0) als auch gegen Köln (4:0) und verschaffte sich anschließend gegen Bochum (3:1) und Heidenheim (0:0) seltene Startelfchancen an der Seite von Toptorschütze Niclas Füllkrug.

Nach guter Leistung im Derby enttäuschte das BVB-Eigengewächs allerdings gegen den Aufsteiger. Als Terzic anschließend kritisierte, dass die Leistung einiger Spieler, "die in den letzten Wochen und Monaten immer wieder unzufrieden" waren, "deutlich zu wenig" gewesen sei, musste sich auch Moukoko angesprochen gefühlt haben. Anschließend reichte es nur noch zu Kurzeinsätzen.

Und so wartet das Supertalent bei Borussia Dortmund noch immer auf den ganz großen Durchbruch. Drei Tore und gerade einmal zwei Startelfeinsätze in der laufenden Saison sind schlichtweg zu wenig - sowohl für seine Ansprüche, als auch für die des Klubs.

Gerrit Kleiböhmer