05.06.2019 16:28 Uhr

DFB-Spielführerin Popp: Entschleunigt zum WM-Titel?

Alexandra Popp (r.) ist Spielführerin des DFB bei der WM
Alexandra Popp (r.) ist Spielführerin des DFB bei der WM

Unverzichtbare Leitfigur: Alexandra Popp führt die DFB-Frauen erstmals als Kapitänin in ein Turnier.

Nervosität? Anspannung? Fehlanzeige. Alexandra Popp ist vor dem WM-Start der deutschen Fußballerinnen die Ruhe selbst. "Ich bin im Moment sehr entspannt und habe grundsätzlich ein gutes Gefühl", sagte die erfahrene Angreiferin bei ihrem ersten Pressekonferenz-Auftritt im Teamhotel "Domaine de Cice-Blossac" südwestlich von Rennes.

Doch spätestens am Vorabend des Auftaktspiels der "Tour de France" am Samstag (15:00 Uhr) wird es auch bei der 28-Jährigen heftiger kribbeln. Schließlich darf die 96-malige Nationalspielerin das DFB-Team im Roazhon Park von Rennes beim Duell mit China erstmals bei einem WM-Spiel als Kapitänin auf den Platz führen.

Ein "Riesending" sei das für sie persönlich. Wenngleich sich ihre Rolle im Team gar nicht viel verändert habe, seit die neue Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sie im Februar zur Nachfolgerin von Dzsenifer Marozsan als Spielführerin ernannte. Verantwortung übernehmen ist für "Poppi" als Führungsspielerin schon lange eine Selbstverständlichkeit.

Co-Trainerin Britta Carlson, die schon beim VfL Wolfsburg lange mit Popp zusammenarbeitete, unterstreicht aber ganz deutlich den Reifeprozess der Vollblutfußballerin, die früher auch mal zu heißblütig zu Werke ging. "Ich glaube, die Karten sind in den letzten Jahren zurückgegangen, da hat sie eine enorme Entwicklung genommen", sagte die 41-Jährige schmunzelnd.

Voss-Tecklenburg braucht Popp in der Box

Zudem fungiert die Olympiasiegerin und zweimalige Fußballerin des Jahres als verlängerter Arm des Trainerteams. "Gerade was die Kommunikation angeht, ist sie eine ganz wichtige Person, die ganz klar ihre Meinung sagt", meinte Carlson. "Den Stand hat sie auch in der Mannschaft und den hat sie sich auch erarbeitet".

Malochen, kämpfen, rackern - so kennt man das sprunggewaltige Kopfballungeheuer Popp auch auf dem Platz. Spielte sie im Verein zuletzt vermehrt im defensiven Mittelfeld, darf sie im Nationalteam nun aber wieder ihren Torriecher unter Beweis stellen.

"Ich bin schon glücklich, dass ich als Spitze spielen darf, weil ich da meine Stärken am besten einbringen kann", sagte die Gevelsbergerin, die 2010 mit Voss-Tecklenburg als Vereinstrainerin in Duisburg den Sprung ins Nationalteam schaffte. Carlson bestätigte: "Wir sehen sie in der Box mit ihrer Präsenz. Sie bindet Abwehrspielerinnen, wir brauchen sie da."

Einen hohe Erwartungshaltung an das deutsche Team verspürt Popp bei ihrer dritten WM-Teilnahme anders als in der Vergangenheit aber nicht. "Wir haben keinen großen Druck. Keiner sagt, dass wir den Titel holen müssen." Wichtig sei, dass "wir unsere Qualität auf den Platz bringen, denn wir können befreit ins Turnier gehen".

Dabei helfen soll dem zweimaligen Weltmeister auch die Unbekümmertheit, die die jungen Wilden ins Team bringen. Den Küken um Lena Oberdorf (17) gibt die gelernte Zootierpflegerin nach den Trainingseinheiten immer wieder Feedback. "Auch die Jungen wirken hier sehr entspannt. Ich hoffe, dass sie auch so unbefangen ins Turnier gehen, ähnlich wie ich 2011. Ich habe einfach gespielt."