10.09.2020 19:29 Uhr

Klopp rechnet mit Chelseas Transferpolitik ab

Kritisiert die Transferpolitik des FC Chelsea: Jürgen Klopp
Kritisiert die Transferpolitik des FC Chelsea: Jürgen Klopp

Jürgen Klopp und der FC Liverpool starten mit einigen Fragezeichen in die Mission Titelverteidigung. Die Konkurrenz hat die Pause genutzt, um aufzuholen.

Jürgen Klopp konnte sich den Seitenhieb auf die "Big Spender" aus Chelsea und Manchester nicht verkneifen. "Die einen kaufen Spieler, die anderen arbeiten gemeinsam daran, sich zu verbessern", sagte der Teammanager des englischen Fußball-Meisters FC Liverpool vor dem Start der Mission Titelverteidigung süffisant. Klopp ist sicher: Chelsea kann für Kai Havertz und Timo Werner die Kasse plündern und City weiter aufrüsten - am Ende der 29. Premier-League-Saison wird der Champion wieder FC Liverpool heißen.

"Wir verteidigen keine Titel, wir wollen neue holen. Wir haben gerade erst angefangen mit dem Gewinnen", versprach Klopp vor dem Saison-Auftakt mit dem Heimspiel gegen Aufsteiger Leeds United am Samstag (18:30 Uhr). Seine Mannschaft um die Topstars Virgil van Dijk, Mo Salah und Sadio Mane sei längst noch nicht am Ende - sondern erst "mittendrin".

Doch Klopp spürt den heißen Atem der Konkurrenz, das machte nicht zuletzt seine Attacke im" BBC"-Interview deutlich. "Wir leben in einer Welt voller Unsicherheiten", holte er dort aus, um dann zu spötteln: "Für einige Klubs scheint es weniger wichtig zu sein, wie unsicher die Zukunft ist. Ihre Besitzer sind Länder und Oligarchen, das ist die Wahrheit! Wir sind eine andere Art Klub."

Braucht der FC Liverpool "frisches Blut"?

Liverpool, betonte Klopp, könne sich nicht "über Nacht wie Chelsea benehmen" und "einen Haufen Spieler" holen. Im Übrigen würden die Blues die Folgen ihres über 220 Millionen Euro teuren Kaufrausches noch zu spüren bekommen. "Du kannst nicht die besten elf Spieler der Welt holen und hoffen, dass sie eine Woche später den besten Fußball spielen", stichelte Klopp. Es sei "ein Vorteil" für seine Reds, dass sie "schon lange zusammenarbeiten".

Spricht da das unverminderte Selbstvertrauen des Meistertrainers? Oder der blanke Neid? Oder vielleicht sogar die Angst vor dem Scheitern? Während die Konkurrenz klotzte, sah sich Klopp zum Kleckern gezwungen. Auch er hätte Werner gerne gehabt, durfte sich den Leipziger aber nicht leisten. Die Transfer-Saga um den Münchner Triple-Helden Thiago entwickelt sich zur unendlichen Geschichte. Und auch Klopps dritter Wunschspieler Jamal Lewis (Norwich City) war zu teuer, stattdessen kam für 13 Millionen Euro das "Schnäppchen" Kostas Tsimikas - der Linksverteidiger aus Piräus ist der einzige Neue.

Dabei sind sich die Fachleute einig, dass Liverpool "frisches Blut" guttun würde. Die erfolgreiche Titelverteidigung wäre eine "übermenschliche Leistung", sagte TV-Experte Gary Neville, der Thiago-Transfer daher "ein Muss". Die meisten Buchmacher sehen City vorne. Doch Klopp gibt sich gelassen - nicht nur in Transferfragen.

"Alle Leute sagen mir: 'Jetzt wird es noch schwieriger. Jeder will euch schlagen.' Aber das war doch die letzten Jahre auch so", sagte der 53-Jährige. Der Start mit Leeds, Chelsea auswärts und Arsenal aber wird "sehr, sehr schwierig", das weiß auch Klopp und betonte: "Wir träumen nicht. Wir müssen in jedem Spiel für den Kampf bereit sein und voller Hingabe dahin gehen, wo's weh tut. Es wird darum gehen, wie sehr wir es wollen."

Und das zunächst ohne Unterstützung der leidenschaftlichen Fans: Zuschauer dürfen landesweit nicht vor dem 1. Oktober in die Stadien, die Liga befürchtet nach den Corona-Verlusten von über einer Milliarde Euro in der Vorsaison weitere Ausfälle in Höhe von 770 Millionen. Klopp bedauert dies - und brennt trotzdem auf seine sechste Saison mit Liverpool: "Ich kann es nicht erwarten."