02.03.2022 13:41 Uhr

"Beispiellose Vorgänge" sorgen beim DFB für Wirbel

Beim DFB wird es in Kürze Veränderungen geben
Beim DFB wird es in Kürze Veränderungen geben

Der Wahlkampf um die DFB-Präsidentschaft ist in der heißen Phase. Doch rund eine Woche vor dem Bundestag holt den Verband erneut die Vergangenheit ein.

Es soll ein Neuanfang werden, der Aufbruch in eine bessere Zeit. Das jedenfalls beteuern die DFB-Oberen vor dem Bundestag und der Wahl eines neuen Chefs immer wieder. Doch all die Skandale, Schlammschlachten und Machtkämpfe lassen sich auch kurz vor dem Showdown zwischen Bernd Neuendorf und Peter Peters kaum verdrängen.

Rund eine Woche vor der Kür eines neuen Präsidenten kehrt beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) längst keine Ruhe ein. In den Fokus vor der Wahl am 11. März in Bonn rücken in diesen Tagen einmal mehr der ominöse Vertrag mit dem ehemaligen Berater Kurt Diekmann, unveröffentlichte Prüfberichte sowie angebliche Drohungen der Führung gegen eigene Mitarbeiter.

Es sind Vorgänge, die auch den Bundestag beschäftigen dürften. Allein deshalb, weil sich etwa der für die Untersuchung der umstrittenen Zusammenarbeit mit Diekmann beauftragte Ulrich Ruf nicht zur Wiederwahl stellen wird - und sich mit scharfer Kritik in Richtung des scheidenden Schatzmeisters Stephan Osnabrügge oder des Ex-Generalsekretärs Friedrich Curtius verabschiedet.

Auf Details zum Abschluss der Untersuchungen zur "Causa Diekmann" verzichtete der Prüfungsausschuss im aktuellen Jahresbericht zwar, Ruf aber schrieb über das Verhalten von "Mitgliedern des Präsidialausschusses" von einem "beispiellosen Vorgang".

Es sind Themen wie diese, die den Ruf des Verbandes in den vergangenen Monaten nachhaltig ramponiert haben. Das Image habe "massiv gelitten", das Außenbild "Schaden genommen", gab Neuendorf im Interview mit der Frankfurter Rundschau zu. Ein Neuanfang, so beteuern es beide Kandidaten, ist das Ziel. Eine Aufgabe, an der die Bosse zuletzt reihenweise gescheitert sind.

DFB-Vize Koch in der Kritik

In die Kritik rückt dabei stets auch Interimsboss Rainer Koch, dessen Name rund um den Diekmann-Vertrag ebenfalls immer wieder fällt. Er soll nun auch seinen Einfluss für Neuendorf genutzt haben - doch der Mittelrhein-Boss sagt mit Blick auf eine Gruppierung um Koch, die im Hintergrund die Fäden gezogen haben soll: "Wir leben eigentlich nicht mehr im Zeitalter der Mythen und Sagen."

Stattdessen stellte Neuendorf nun klar, dass Gegenkandidat Peters (FIFA-Council) und Koch (UEFA-Exekutivkomitee) ihre Spitzenämter im internationalen Fußball behalten sollen. Peters würde dann bis 2024 im FIFA-Council bleiben - obwohl er kein Amt im DFB mehr inne hätte. Koch, der wohl weiter dem DFB-Präsidium angehören wird, sitzt bis 2025 im UEFA-Exekutivkomitee.

Aus Neuendorfs Sicht würde andernfalls die Gefahr drohen, vor der EM-Endrunde 2024 "im eigenen Land international an Einfluss zu verlieren", sagte er der "Sport Bild".

Doch der Plan erscheint riskant. Schließlich müssten Peters und Koch ihre Differenzen beiseite legen, um glaubhaft gemeinsame DFB-Positionen in den Gremien vertreten zu können.

Und das, obwohl Peters jüngst ganz unverblümt über das zerrüttete Verhältnis zu Koch gesprochen hatte. Von einem "Klima der Angst" beim DFB berichtete der 59-Jährige, der trotz der Unterstützung des Profilagers bei der erstmaligen geheimen Kampfabstimmung auf Abweichler hoffen muss.

"An der Spitze des DFB hat es in den letzten Jahren erkennbar nicht harmoniert", sagte Neuendorf, der dank der Stimmenmehrheit der Amateure als klarer Favorit ins Rennen geht. Die Erwartung und sein Ziel sei, "dass beim DFB wieder Ruhe einkehrt".