20.02.2014 08:53 Uhr

Was am EM-Lostag alles passieren kann

Wohin werden Teamchef Marcel Koller und Co. wohl diesmal überall hin fliegen?
Wohin werden Teamchef Marcel Koller und Co. wohl diesmal überall hin fliegen?

Weltfussball stellt die Sonntags-Frage. Was kann bei der EM-Auslosung in Nizza alles passieren? Die Biertrinkergruppe schon mal eher nicht. Die Slowaken und Polen sind wie Österreich in Topf drei und die tschechischen Weltmeister sind gemeinsam mit den trinkfesten Iren in Topf zwei. Auswärtsspiele in Wien sind eher unwahrscheinlich, weil die Türkei und Serbien auch aus Topf drei gezogen werden.

53 Nationen machen sich 23 EM-Startplätze neben Veranstalter Frankreich aus. Es werden acht Gruppen zu je sechs Teams und eine Gruppe mit fünf Teams gebildet, in der Frankreich als sechste Mannschaft außer Konkurrenz dazukommt. Die ersten zwei jeder Gruppe qualifizieren sich wie auch der beste Gruppendritte direkt. Die anderen acht Dritten kämpfen im Play-off um die vier Resttickets für 2016.

Da kann schon einiges zusammenkommen. Klass für die Fans wäre zum Beispiel eine Urlaubergruppe, mühsam für alle Beteiligten hingegen die Vielfliegergruppe. Oder vielleicht schauen wir mal wieder bei den (un)geliebten Nachbarn vorbei.

Die Horrorgruppe: Deutschland, Belgien, Montenegro, Island, Kasachstan

"Deutschland muss es nicht sein", stellte Österreichs Teamchef Marcel Koller gleich nach der Topfeinteilung fest. Die Cordoba-Platte ist längst abgespielt. Niemand will die noch auflegen, nachdem der große Bruder dem kleinen Bruder seither sowieso immer wieder eine auflegt. Die Belgier klingen nicht übel, sind aber sicher nicht so süß, wie deren Schokolade von Weltruf.

Mit gestandenen Premier-League-Spielern wie Romelu Lukaku oder Marouane Fellaini ist jedenfalls nicht gut Kirschen essen. Montenegro hat schon andere Nationen ins Wanken (England) und zum Fallen (Schweiz) gebracht - so passiert in der letzten EM-Quali. Die Isländer kamen in der WM-Quali sogar ins Play-off. Die Kasachen sind Österreich-Spezialisten, haben in ihrer Länderspielgeschichte bisher nur drei Mal zu Null gespielt - ein Mal gegen Andorra und zwei Mal gegen Österreich.

Die Traumgruppe: England, Ungarn, Estland, Albanien, Gibraltar

Aus Gruppe 1 erscheinen die Engländer im Ausschlussverfahren am leichtesten. Bosnien-Herzegowina hat zu viele gute Kicker und Griechenland kommt am Ende ja immer irgendwie durch. Gegen die Ungarn hat Österreich am meisten Übung und die waren schon seit 1972 nicht mehr bei einer EM. Gegen die Esten hat Österreich ein Mal EM-Quali gespielt, daheim 2:0 gewonnen und auswärts dank Dreierpack von Toni Polster gar mit 3:0. Gegen Albanien ist die Bilanz mit sechs Spielen und sechs Siegen astrein, wobei die letzten Vergleiche schon ein wenig zurück liegen. Gibraltar wäre mal was Neues und das Debakel gegen einen Debütanten haben wir ja schon hinter uns.
>> alle Länderspiele Österreich - Ungarn
>> alle Länderspiele Österreich - Estland

Die (Fast-)Nachbarschaftgruppe: Deutschland, Schweiz, Montenegro, Mazedonien, Liechtenstein

München wäre so nah, Zürich (Heimatstadt von Koller) und Vaduz liegen auch gleich über der Grenze. Die Montenegriner und die Mazedonier sind zwar keine direkten Nachbarn, aber die Flugreisen in deren Hauptstädte Podgorica (rund 75 Minuten Flugzeit) und Skopje (knapp 100 Minuten) wären auch keine allzu beschwerlichen.

Die Urlaubergruppe: Italien, Kroatien, Finnland, Island, Malta

Bei Italien könnte man Jesolo-Fetischist Hans Krankl als Scout nehmen, der dort vom Wohnwagen aus sicher etliche Italien-Spiele im TV verfolgt hat. Bei Kroatien drängt sich Ivica Vastić auf, der für die "Kronenzeitung" ja erst 1998 mit seinem WM Tor vom Kroaten zum "echten Österreicher" wurde und bei der EURO 2008 mit 38 Jahren einer unserer Besten war. Finnland, Island und Malta wär das Regenerationstrio - ein bisserl Saunieren, Geysiren und Planschen. Eine echte Funktionärsgruppe also und eben eine für urlaubsreife Fans.

Die Bonusmeilengruppe: Russland (1.670km), Ukraine (1.025), Island (2.886), Armenien (2.398), Kasachstan (3.881)

Bei der Reisegruppe würden wohl nicht nur die Funktionäre schnaufen, dafür aber jede Menge Bonusmeilen für den ÖFB rausspringen. Gemessen an den jeweiligen Hauptstädten würden die ÖFB-Kicker von Wien aus in dieser Gruppe hin und retour knapp 24.000km Luftlinie zurücklegen, also die halbe Welt umrunden (der Äquator ist etwas mehr als 40.000 Kilometer lang). Mit einem Play-off-Spiel gegen Israel in Tel Aviv noch dazu (2.368km) würden Christian Fuchs und Co. fast 30.000 Kilometer fliegen. Aber was tut man nicht alles für einen gemeinsamen Sommer in Frankreich.

Die Zwergerlgruppe: Bosnien-Herzegowina (4.500.000) Kroatien (4.300.00) Montenegro (630.000) Island (320.000) Gibraltar (30.000) Summe: 9.780.000

Zahlenmäßig ein Riese wären wir in der Zwergerlgruppe. Bosnien-Herzegowina und Kroatien haben zusammen kaum mehr Teamchefs als wir. Montenegro hat weniger Einwohner als Tirol (711.000), Island weniger als Vorarlberg (371.000) und Quali-Neuling Gibraltar kann nicht einmal mit dem Außerfern (31.618 laut "Statistik Austria") mithalten. Einen sportlichen Vorteil hätte das Los Gibraltar auch zu bieten -  das jüngste UEFA-Mitglied darf aus politischen Gründen nicht in der gleichen Gruppe wie Titelverteidiger Spanien landen.

>> Österreich in EM-Quali in Topf 3

ts, cs