06.03.2014 07:18 Uhr

ÖFB-Team arbeitet am "monopolisieren"

In den ersten 45 Minuten war die Welt noch in Ordnung
In den ersten 45 Minuten war die Welt noch in Ordnung

Lob vom Gegner, Start ins Länderspieljahr 2014 mit starken 45 Minuten, aber einmal mehr ein Rückfall nach der Pause: Österreichs Nationalmannschaft ließ am Mittwochabend beim 1:1-Remis gegen den zweifachen Weltmeister Uruguay gemischte Gefühle zurück. Auch der Teamchef sah in seiner Analyse nach dem Spiel Licht und Schatten.

Marcel Koller "musste schlussendlich zufrieden sein". Mit der ersten Halbzeit war der Schweizer sogar "sehr zufrieden wie wir da gegen die Nummer sieben der Welt aufgetreten sind. Wir haben sehr gut kombiniert und Möglichkeiten auf mehrere Treffer gehabt."

"Nach dem Wechsel war es dafür ähnlich wie schon in Schweden. Wir haben Probleme bekommen die Bälle zu kontrollieren. Es gab zu viele Ballverluste und wir haben die Ruhe verloren. Das ist etwas was wir lernen und entwickeln müssen", zog Koller seine Lehren aus dem Rückfall.

"Den Ball mehr monopolisieren!"

"Wir brauchen mehr Ballsicherheit. Da sind wir zu hektisch und nervös. Die Spieler müssen sich mehr Gedanken machen, auch auf dem Platz - was denn da nach der Pause abgegangen ist. Diese Erfahrung haben wir noch nicht, aber wir müssen so schnell wie möglich da hin kommen."

Es wirkte tatsächlich wie die Verwandlung einer zuvor souverän aufgetretenen Mannschaft in einen aufgescheuchten Hühnerhaufen. David Alaba und Christoph Leitgeb, die im Zentrum zunächst alles unter Kontrolle gehabt hatten, gelang es nicht mehr den Ball in den eigenen Reihen zu halten.

"Wenn man 1:0 führt, ist es wichtig es auch mal über die Runden zu bringen. Wir müssen den Ball mehr monopolisieren und mehr Ruhe reinbringen", forderte der österreichische Nationaltrainer.

Kompliment vom Uruguay-Coach, Junuzović bester Mann

Der Coach des Gegners hatte bereits vor Koller sein Statement abgegeben. Oscar Tabárez zeigte sich dabei "überrascht, wie Österreich dieses Spiel angegangen ist. Meine Mannschaft hat ihnen zu viel Platz gegeben und ließ sie spielen. Erst nach der Pause waren wir dann aggressiver." Der Trainer-Routinier aus Uruguay schwärmte speziell von Zlatko Junuzović, dem seiner Meinung nach "besten Spieler".

"Ich wusste schon vorher von den Videos, die ich von Österreich in der WM-Qualifikation sah, dass sie eine starke Mannschaft haben. Sie haben in der ersten Hälfte viele Chancen herausgespielt. Aber wir haben es ihnen dabei auch leicht gemacht", so das Resümee von Tabárez.

Koller kennt Spieler am Besten, Lob für Hinteregger

Angesprochen auf das Sonderlob seines Gegenübers für Junuzović reagierte der ÖFB-Teamchef so: "Ich kenne meine Spieler am Besten und kann das deshalb vielleicht ein wenig anders einschätzen."

Ein Sonderlob gab es von Marcel Koller, als er zur Leistung von Martin Hinteregger befragt wurde. Der Aufsteiger des Jahres von RB Salzburg, der gemeinsam mit Aleksandar Dragović in der zentralen Defensive einen hervorragenden Eindruck hinterließ, hat ein "gutes Spiel gezeigt. Er war immer am richtigen Ort und hat die Mannschaft unterstützt. Außerdem ist er ein sehr ruhiger Typ."

Kein Lob konnte es hingegen für Christian Fuchs geben. Der Kapitän stand diesmal nicht auf dem Platz und wurde durch Markus Suttner ersetzt. "Christian ist unser Kapitän und spielt eigentlich immer, deshalb wollten wir auch Markus Suttner einmal eine Chance geben", sagte Koller.

Ein Schuss, ein Tor - Marc Janko!

Weiter unerschütterlich bei seinem Vertrauen zeigte sich der Coach bei Robert Almer und Marc Janko, trotz der schwierigen Situation bei ihren Vereinen. Der Torhüter ließ sich einmal mehr im Team nicht von mangelnder Spielpraxix in den vergangenen Wochen beeinflußen und der Torjäger machte ebenfalls wieder seinen Job: Ein Schuss, ein Tor - Marc Janko.

Der Türkei-Legionär fackelte nicht lang, zog scharf mit links ab und der Ball schlug via Innenstange vorbei am sonst unbezwingbaren Uruguay-Keeper Fernando Muslera im Eck ein. "Er fühlt sich einfach wohl hier und wir schätzen ihn. Marc ist auch nur ein Mensch, der bessere Leistungen bringen kann, wenn er sich wohl fühlt", gab es von Koller für seinen "Zielstürmer" Unterstützung.
>> Janko im Nationalteam "anderer Mensch"

22.000 leise Zuschauer "Spitzenfußball nicht gewohnt"

Dafür ging - nicht zum ersten Mal - ein Mann ab, der Kommandos gibt. "Wir brauchen mehr Lautstärke auf dem Platz. Ich hätte nicht gehört, dass ein Spieler mal laut gerufen hätte. Dabei war es in diesem Stadion ja nicht so, dass man sein eigenes Wort nicht gehört hätte", lautete ein leichter Seitenhieb des Teamchefs.

Ein wenig später wurde er dann konkreter. "Wenn wir in Wien spielen, dann geht die Post ab. Dort haben wir einen richtigen Heimvorteil. Gegen die USA haben wir nicht so gut gespielt, wie hier gegen Uruguay, aber es war im Vergleich dazu eine Riesenstimmung. Vielleicht sind die Leute nicht so an Fußball auf dem Level gewohnt."

Außerdem haderte nicht nur Koller mit den Pfiffen und Buhrufen bei der Auswechslung von Marko Arnautović. Klagenfurt als Schauplatz von Länderspielen? Das Stadion ist nach wie vor eine optische Bereicherung, das Publikum hingegen erinnerte an die politischen Zustände im südlichsten Bundesland Österreichs.

>> 1:1 - Österreich remisiert gegen Uruguay

Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Klagenfurt